Am 2. März 2025 ist es wieder so weit: Hollywood feiert sich selbst – und die besten Filme des Jahres – bei der 97. Oscar-Verleihung. Im Dolby Theatre in Los Angeles werden die begehrten Goldjungen vergeben. Durch den Abend führt niemand Geringeres als Conan O’Brien, der mit seinem trockenen Humor für Unterhaltung sorgen dürfte. Doch hinter der glamourösen Fassade brodelt es: Politische Spannungen, Skandale und hitzige Diskussionen prägen die diesjährige Preisverleihung.
Das Rennen um den besten Film: Ein Kopf-an-Kopf-Duell
Das Feld ist so vielfältig wie selten zuvor. Zwei Werke stechen besonders hervor: Anora, die Cannes-Gewinnerin von Sean Baker, und Conclave, ein politischer Thriller über die Wahl eines neuen Papstes. Während Anora mit Independent-Charme und emotionaler Tiefe punktet, setzt Conclave auf Intrigen und große Namen – ein Film, der fast dokumentarische Qualitäten besitzt.
Ein weiterer starker Kandidat ist The Brutalist, ein visuell beeindruckendes Drama mit Adrien Brody in der Hauptrolle. Der Film erzählt die Geschichte eines ungarischen Architekten, der sich im Amerika der Nachkriegszeit behaupten muss. Mit Wicked hat es zudem eine der größten Musical-Adaptionen des Jahres ins Rennen geschafft, doch die Tatsache, dass die Songs nicht für den Film geschrieben wurden, nimmt dem Werk etwas den Wind aus den Segeln.
Und dann ist da noch Emilia Pérez – mit 13 Nominierungen der am häufigsten vertretene Film des Abends. Die lateinamerikanische Musical-Sensation von Jacques Audiard sollte ursprünglich als großer Favorit gelten, doch eine Kontroverse rund um Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón könnte dem Film zum Verhängnis werden.
Die Schauspielkategorien: Wer holt die goldene Statue?
In der Kategorie Beste Hauptdarstellerin läuft alles auf einen Zweikampf zwischen Demi Moore (The Substance) und Mikey Madison (Anora) hinaus. Beide Darstellerinnen haben in der bisherigen Award-Saison mehrfach abgeräumt. Doch es gibt immer Raum für Überraschungen – und wer weiß, vielleicht wird am Ende doch Karla Sofía Gascón trotz aller Kontroversen ausgezeichnet?
Bei den Männern geht es nicht minder spannend zu: Timothée Chalamet (A Complete Unknown), der als Bob Dylan brillierte, könnte als jüngster Gewinner dieser Kategorie in die Oscar-Geschichte eingehen. Doch Adrien Brody (The Brutalist) ist ebenfalls ein heißer Anwärter – ironischerweise hält er aktuell den Titel als jüngster Oscar-Preisträger in dieser Kategorie. Holt er sich erneut die Trophäe oder wird Chalamet sein Nachfolger?
Hollywoods politische Bühne
Es wäre keine Oscar-Nacht, wenn sie nicht auch ein politisches Spektakel wäre. Dieses Jahr dürfte es besonders brisant werden: Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus hat die Stimmung in Hollywood aufgeladen. Der Präsident hat bekannte konservative Schauspieler wie Mel Gibson und Sylvester Stallone als „Kultur-Botschafter“ ernannt – eine Geste, die in der liberalen Filmindustrie nicht gerade für Begeisterung sorgt.
Ein weiterer heikler Punkt: Der Film The Apprentice, der sich mit Trumps frühen Jahren in der Geschäftswelt befasst, könnte für Zündstoff sorgen. Sollte er eine Auszeichnung erhalten, dürften die Reaktionen auf und neben der Bühne für Gesprächsstoff sorgen.
Die 45-Sekunden-Regel: Kein Platz für lange Reden
Wer einen Oscar gewinnt, sollte seine Worte gut wählen – und vor allem kurz halten. In den letzten Jahren wurden die Dankesreden immer länger, weshalb die Academy nun hart durchgreift: Nach 45 Sekunden wird das Mikrofon stumm geschaltet.
Diese Regelung könnte für einige peinliche Momente sorgen. Besonders betroffen sind langatmige Stars, die gerne emotionale Anekdoten oder politische Statements einflechten. Wer etwas zu sagen hat, muss es also auf den Punkt bringen – oder darauf hoffen, dass die Regie Mitleid zeigt.
Musikalische Highlights – aber ohne Nominierung
Musikalisch verspricht der Abend trotzdem einiges: Wicked, das Fantasy-Musical mit Cynthia Erivo und Ariana Grande, wird sicher für Gänsehautmomente sorgen. Auch ein Tribute an die legendären James-Bond-Soundtracks steht auf dem Programm – ein schöner Kontrast zu den oft dominierenden Pop-Balladen vergangener Oscar-Jahre.
Kurios: Obwohl Wicked und Emilia Pérez das Musical-Genre in dieser Award-Saison prägen, sind die Songs von Wicked nicht für den Oscar als „Bester Song“ nominiert – da sie bereits aus dem Original-Musical stammen. Ein wenig ironisch, wenn man bedenkt, dass Oscar-Shows traditionell die nominierten Lieder live präsentieren.
Und dann? Raum für Überraschungen!
Jede Oscar-Verleihung bringt ihre eigenen Was wäre wenn?-Momente mit sich. Timothée Chalamet könnte jüngster Oscar-Gewinner in seiner Kategorie werden. Cynthia Erivo könnte sich mit einem Sieg in den prestigeträchtigen „EGOT“-Club (Emmy, Grammy, Oscar, Tony) einreihen. Und ja – selbst die umstrittene Karla Sofía Gascón könnte plötzlich auf der Bühne stehen und für einen Moment alle Skandale vergessen lassen.
Es bleibt spannend. Fest steht: Die 97. Oscar-Verleihung wird nicht nur ein Fest für Filmfans, sondern auch ein Spiegelbild der aktuellen Hollywood- und Gesellschaftslandschaft. Wer am Ende die begehrten Statuetten mit nach Hause nimmt – das wird sich in der Nacht von Sonntag auf Montag zeigen.
Von C. Hatty
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