Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Er verbindet den Atlantik mit dem Pazifik und ermöglicht eine schnelle und effiziente Handelsroute für internationale Schiffe. Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1914 war der Kanal lange Zeit unter US-amerikanischer Verwaltung, bevor er 1999 in die vollständige Kontrolle Panamas überging. Doch nun scheint Donald Trump, seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus, dieses Kapitel der Geschichte neu schreiben zu wollen.
Ein strategisches Nadelöhr im globalen Handel
Täglich passieren Tausende von Schiffen den Panamakanal, beladen mit Waren aus aller Welt. Rund 75 Prozent dieser Fracht hat die Vereinigten Staaten als Herkunfts- oder Zielland, womit die USA der wichtigste Kunde des Kanals sind. China folgt als zweitgrößter Nutzer. Diese Zahlen allein verdeutlichen die strategische Bedeutung des Kanals für die Vereinigten Staaten. Jede Verzögerung, jede Preissteigerung der Transitgebühren oder jede potenzielle geopolitische Einflussnahme durch Drittstaaten wird in Washington mit Argwohn betrachtet.
Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf zwei Containerhäfen an den Eingängen des Kanals, die von einer hongkonger Firma betrieben werden. Zwar wurde bisher kein direkter Einfluss der chinesischen Regierung auf das Unternehmen nachgewiesen, dennoch sorgt die chinesische Präsenz für Misstrauen in den USA. Diese Häfen spielen eine entscheidende Rolle im Betrieb des Kanals, da sie als Umschlagpunkte für Waren und Rohstoffe dienen.
Trumps Rückkehr zu alter Kontrolle
Für Donald Trump, der bereits in seiner ersten Amtszeit eine harte Linie gegenüber China verfolgte, ist die Situation am Panamakanal ein erneuter Beweis dafür, dass Peking seinen globalen Einfluss ausbaut. In mehreren Reden machte er deutlich, dass die USA nie hätten zulassen dürfen, dass Panama die Kontrolle über den Kanal zurückerhält. Dies sieht er als historischen Fehler, den es zu korrigieren gelte. Seiner Auffassung nach sollten die Vereinigten Staaten wieder eine dominierende Rolle in der Verwaltung des Kanals übernehmen.
Um dieses Ziel zu erreichen, scheint Trump verschiedene Strategien zu prüfen. Eine Möglichkeit wäre wirtschaftlicher Druck, beispielsweise durch eine Neuverhandlung von Handelsabkommen mit Panama oder Sanktionen gegen Unternehmen, die mit chinesischen Firmen in der Kanalzone zusammenarbeiten. Eine andere, weit drastischere Option wäre eine militärische Präsenz zur Sicherung des Kanals, wie sie bis 1999 bestand. Ein solcher Schritt würde jedoch einen diplomatischen Eklat auslösen.
Reaktionen aus Panama
Die Regierung Panamas zeigt sich bislang unbeeindruckt von den Forderungen aus Washington. Präsident José Raúl Mulino hat mehrfach betont, dass der Panamakanal unter nationaler Kontrolle bleiben werde und dass es keine Pläne gebe, diese Souveränität aufzugeben. Er wies zudem darauf hin, dass die Panama Canal Authority eine neutrale und wirtschaftlich unabhängige Institution sei, die allein dem Interesse des Landes diene.
Gleichzeitig sorgt das Thema für Unruhe in der panamaischen Öffentlichkeit. Die Erinnerung an die lange US-amerikanische Kontrolle über den Kanal ist noch immer präsent, und viele Panamäer betrachten die aktuelle Debatte als Eingriff in die nationale Selbstbestimmung. Demonstrationen und politische Debatten über den Einfluss ausländischer Mächte nehmen zu.
Globale Implikationen
Die geopolitische Bedeutung des Panamakanals reicht weit über die Region hinaus. Ein erneutes amerikanisches Engagement könnte Spannungen mit China weiter verschärfen, insbesondere vor dem Hintergrund des bereits angespannten Verhältnisses zwischen beiden Staaten. Peking investiert seit Jahren in lateinamerikanische Infrastrukturprojekte und dürfte sich kaum kampflos aus einer derart strategischen Position verdrängen lassen.
Für Europa und andere Handelspartner, die auf eine stabile und neutrale Verwaltung des Kanals angewiesen sind, würde eine Änderung der Machtverhältnisse ebenfalls Folgen haben. Steigende Durchfahrtsgebühren oder gar eine Bevorzugung bestimmter Staaten könnten den globalen Warenfluss erheblich beeinflussen.
Ein riskantes Spiel
Donald Trump setzt mit seinem Vorstoß auf ein riskantes geopolitisches Spiel. Während seine Rhetorik vor allem darauf abzielt, China als Bedrohung darzustellen und damit seine innenpolitische Basis zu mobilisieren, könnte der Druck auf Panama langfristig kontraproduktiv wirken. Sollte das Land den Eindruck gewinnen, von den USA bevormundet zu werden, könnte dies seine wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu China weiter vertiefen.
Ob Trump sein Ziel erreicht, bleibt ungewiss. Klar ist jedoch, dass der Panamakanal erneut ins Zentrum eines geopolitischen Machtkampfes rückt. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die US-Regierung ernsthaft Schritte zur Rückgewinnung der Kontrolle unternehmen wird oder ob die Debatte vor allem innenpolitischen Zwecken dient.
Von Andreas Brucker
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