Es war eine Nacht, die Paris so schnell nicht vergessen wird.
Zwischen dem 25. und 26. Juni fegten orkanartige Böen mit bis zu 120 km/h durch die französische Hauptstadt.
Eine Naturgewalt, die binnen Stunden das vertraute Stadtbild veränderte.
Rund 500 bis 1.000 Bäume wurden laut ersten Schätzungen schwer beschädigt oder entwurzelt – vor allem in den westlichen Arrondissements: dem 15., 16. und 17. Darunter viele altehrwürdige Baumriesen, die teils über hundert Jahre alt waren.
Ein schmerzhafter Verlust – für die Stadt, ihre Bewohnerinnen und Bewohner, für das Klima.
Die Stämme gesplittert, Kronen abgerissen, ganze Bäume lagen quer über Straßen und Bürgersteige. Die Stadtverwaltung zog noch in der Nacht die Notbremse. Alle Parks und Gärten wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Eine Maßnahme ohne Ablaufdatum.
Denn bevor auch nur ein Parktor wieder öffnet, müssen Fachleute jeden Baum überprüfen und sichern.
„Unsere Teams sind mobilisiert“, erklärte die Pariser Bürgermeisterin. Überall in der Stadt waren seit den frühen Morgenstunden des Donnerstags Arbeiter unterwegs, um herabgestürzte Äste zu entfernen, Straßen freizuräumen, beschädigte Bäume zu fällen oder zu stützen. Eine Mammutaufgabe – mit schwerem Gerät, Sägen, Hebebühnen.
Und der bangen Frage: Wann wird es wieder sicher sein, unter den Baumkronen im Park spazieren zu gehen?
Denn was passiert, wenn der nächste Sturm folgt? Die Schäden zeigen schonungslos, wie verletzlich große Städte gegenüber Extremwetterereignissen sind. Städte, in denen uralte Baumriesen in kurzer Zeit zu potenziellen Gefahrenquellen werden können.
Doch es geht um mehr als reine Sicherheit.
Die Verwundbarkeit der Bäume offenbart auch die Folgen eines sich verändernden Klimas. Immer häufiger treffen Sturmfronten und Gewitterzellen auf Böden, die nach Hitzewellen ausgetrocknet sind und damit auch auf geschwächte Wurzeln.
Ein Teufelskreis, der die Arbeit der Stadtgärtner und Baumexperten zunehmend erschwert.
Für die Menschen in Paris bedeutet die Parkschließung eine Zäsur im Alltag. Kein morgendlicher Lauf unter Kastanien. Kein Picknick im Jardin du Luxembourg. Kein stiller Rückzugsort im Bois de Boulogne.
Die Stadtverwaltung rät dringend, alle bewaldeten oder von großen Bäumen gesäumten Bereiche zu meiden, bis die Gefahr gebannt ist. Denn lose Äste und angeschlagene Baumkronen bleiben noch Tage, teils Wochen, instabil.
Parallel laufen Gespräche über die Zukunft der Pariser Stadtbäume. Wie können sie besser geschützt, gepflegt und an die klimatischen Veränderungen angepasst werden? Mehr regelmäßige Kontrollen? Robustere Arten? Oder gar weniger hohe Bäume an stark frequentierten Wegen?
Noch bleibt also offen, wann die Parks wieder öffnen. Die Informationen dazu veröffentlicht die Stadt Paris fortlaufend auf ihrer Website und in sozialen Netzwerken.
Bis dahin heißt es für alle Pariserinnen und Pariser: Abwarten – und hoffen, dass ihre grünen Oasen bald wieder begehbar werden.
Autor: Andreas M. Brucker
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