Tag & Nacht

Die französische Hauptstadt wird für zwei Tage zum globalen Zentrum der Künstlichen Intelligenz (KI). Hochrangige Staats- und Unternehmensvertreter haben sich im Grand Palais versammelt, um die Zukunft der Technologie zu diskutieren – mit all ihren Chancen und Herausforderungen.

Ein Aufruf zur Menschlichkeit in der KI

„Ich will uns herausfordern. Lassen Sie uns eine KI entwickeln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.“ Mit diesen Worten eröffnete die renommierte US-Forscherin Fei-Fei Li die erste Konferenz des „Summit for AI Action“ in Paris. Ihr Plädoyer war klar: Technologie darf nicht zum Selbstzweck verkommen – sie muss dem Menschen dienen.

Doch während Forscher und Unternehmer sich über Innovationen austauschen, kommt von politischer Seite eine Warnung: Die grüne Abgeordnete Sandrine Rousseau mahnt vor massiven Umbrüchen auf dem Arbeitsmarkt. „Die KI ist eine gigantische soziale Umwälzung“, betont sie. Viele Berufe könnten verschwinden, während neue entstehen. Aber reicht das aus, um Millionen potenzieller Jobverluste aufzufangen?

Hochkarätige Gäste und milliardenschwere Investitionen

Frankreich hat sich mit diesem Gipfel als zentraler Akteur im KI-Sektor positioniert. Nicht nur politische Schwergewichte wie der US-Vizepräsident J.D. Vance und der kanadische Premier Justin Trudeau sind vor Ort, sondern auch die Spitzen der weltweit führenden KI-Unternehmen. Sam Altman von OpenAI, Demis Hassabis von Google DeepMind, Dario Amodei von Anthropic und Arthur Mensch von Mistral AI – sie alle haben sich angekündigt, um über die Zukunft der Künstlichen Intelligenz zu beraten.

Frankreich selbst hat große Pläne: Präsident Emmanuel Macron kündigte Investitionen in Höhe von 109 Milliarden Euro für die kommenden Jahre an. Die Gelder sollen in Forschung, Unternehmen und Infrastruktur fließen, um Frankreich als führenden Standort für KI zu etablieren. Ein ambitioniertes Ziel, aber die Konkurrenz schläft nicht – China, die USA und auch Großbritannien investieren bereits massiv in diese Zukunftstechnologie.

Vom Diskussionsforum zum Treffen der Staatschefs

Die Veranstaltung beginnt als offenes Forum, in dem Forscher, Unternehmensvertreter und Politiker ihre Visionen präsentieren. Am Abend jedoch wird es exklusiver: Beim festlichen Dinner im Élysée-Palast treffen sich Emmanuel Macron und seine internationalen Amtskollegen mit führenden Köpfen der KI-Branche.

Doch das eigentliche politische Highlight folgt am Dienstag: Der Gipfel der Staats- und Regierungschefs. Hier geht es um verbindliche Vereinbarungen – gemeinsame Strategien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI. Denn klar ist: Die Technologie entwickelt sich rasant, während die Gesetzgebung oft hinterherhinkt.

Frankreichs ambitionierter KI-Plan

Dieser Gipfel ist der Höhepunkt der sogenannten „französischen KI-Woche“, die bereits am vergangenen Donnerstag begann. An diesem Tag gaben die Vereinigten Arabischen Emirate bekannt, in Frankreich ein gigantisches Rechenzentrum zu errichten – das größte in Europa. Es soll als Herzstück eines neuen KI-Campus dienen, der Frankreichs Rolle als europäisches Innovationszentrum stärken soll.

Die Infrastruktur dafür steht offenbar schon bereit. Laut Clara Chappaz, Frankreichs Staatssekretärin für KI und Digitalisierung, gibt es bereits 35 Standorte, die sofort als Datenzentren genutzt werden könnten. Ein klares Signal an internationale Tech-Giganten: Frankreich will ein führender Standort für Künstliche Intelligenz werden.

Zwischen Euphorie und Skepsis

Die Konferenz in Paris zeigt: KI ist längst kein Nischenthema mehr, sondern eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Wie kann diese mächtige Technologie reguliert werden, ohne Innovation zu ersticken? Wie verhindern wir Missbrauch – sei es durch autoritäre Regime, Wirtschaftsriesen oder gar autonome Waffensysteme?

Zwar betonen Politiker und Unternehmen immer wieder, dass KI zum Wohl der Menschheit eingesetzt werden soll. Doch ohne konkrete Maßnahmen bleiben solche Versprechen bloße Rhetorik. Die Welt schaut gespannt auf Paris – gelingt es den versammelten Entscheidungsträgern, hier die richtigen Weichen zu stellen?

Eines ist sicher: Die Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt in rasantem Tempo. Die Frage ist nicht mehr, ob sie kommt, sondern wie wir sie gestalten.

Von C. Hatty

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