Tag & Nacht




Fast zwei Jahre lang stand sie still – nun rauscht sie endlich wieder: die Bahnlinie zwischen Paris und Mailand. Ein Stück Europa ist zurück auf der Schiene, nachdem ein gewaltiger Felssturz im August 2023 die Verbindung brutal gekappt hatte.

Am 31. März 2025 wurde die Strecke offiziell wieder freigegeben – und mit ihr kehrt nicht nur der Zugverkehr zurück, sondern auch ein Stück Hoffnung für eine ganze Region.

Die Katastrophe von La Praz

Rückblick. 27. August 2023, Maurienne-Tal, französische Alpen: In der Nähe der Gemeinden Saint-André und Freney lösten sich plötzlich 15.000 Kubikmeter Gestein aus der steilen Wand bei La Praz. Das Donnern des Felssturzes war kilometerweit zu hören. Innerhalb von Sekunden begruben die Felsmassen Straßen, Gleise – und das Vertrauen in die Sicherheit der alpinen Infrastruktur.

Die Departementsstraße 1006? Zerschmettert. Die Pfeiler der Autobahn A43? Getroffen. Die internationale Bahnlinie? Komplett blockiert.

Ein regionaler Ausnahmezustand – und ein wirtschaftlicher Nackenschlag für Frankreich und Italien.

19 Monate später: Die Rückkehr der Züge

Es war ein zähes Stück Arbeit. Ganze 13 Millionen Euro flossen in die Sanierung, Sicherung und Wiederherstellung. Die Felswand wurde mit Schutznetzen und Spezialankern gesichert, Trümmer beseitigt, beschädigte Tunnel und Gleisanlagen repariert – ein Kraftakt zwischen Technik und Naturgewalt.

Während die Autobahn A43 bereits zwei Wochen nach dem Felssturz wieder befahrbar war, verlangte die Bahnstrecke weit mehr Geduld. Jetzt – 19 Monate später – rollen die Züge wieder zwischen Paris und Mailand.

Und das mit mehr Symbolkraft als so mancher Gipfelbeschluss.


Ein bedeutender Verkehrs- und Wirtschaftspulsgeber

Vor dem Unglück durchquerten jährlich über 10.000 Züge diese Route – sie ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Frankreich und Italien. Die Unterbrechung war mehr als nur ein logistisches Ärgernis: Der grenzüberschreitende Güter- und Personenverkehr brach spürbar ein. Für die lokale Wirtschaft, für Pendler, für Touristen – ein langer Winter.

„Es war, als hätte man uns den Atem abgeschnitten“, sagte eine Ladenbesitzerin aus Modane. „Jetzt haben wir endlich wieder Perspektive.“

Aufatmen im Tal – Hoffnung in den Augen der Menschen

Die Menschen im Maurienne-Tal haben gelitten. Nicht nur wirtschaftlich – sondern auch emotional. Die Isolation war spürbar. Umso größer die Erleichterung bei der Wiedereröffnung der Bahnlinie. Die Züge, die jetzt wieder durch das Tal rollen, bringen nicht nur Passagiere – sondern auch Leben zurück.

Hoteliers, Gastronomen, kleine Ladenbesitzer – sie alle hoffen nun auf einen neuen Frühling. Auf Touristen, auf Begegnungen, auf Bewegung.

Und ja, auf einen Alltag, der endlich wieder Fahrt aufnimmt.


Was bleibt?

Das Naturereignis von 2023 hat einmal mehr gezeigt, wie verletzlich die alpine Infrastruktur ist. Ob Erdrutsch, Lawine oder Felssturz – die Berge erinnern uns daran, dass Technik niemals allmächtig ist.

Aber sie zeigen auch, wozu Menschen fähig sind, wenn sie gemeinsam handeln. Präventive Maßnahmen wurden angekündigt, neue Risikokarten erstellt. Denn eines ist klar: Der nächste Felssturz ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.


Mit der Wiedereröffnung der Bahnlinie Paris–Mailand wird ein wichtiges Kapitel geschlossen – und ein neues geöffnet. Eines, das von Resilienz, Zusammenarbeit und dem unerschütterlichen Willen erzählt, Verbindungen nicht nur zu reparieren, sondern zu stärken.

Und ganz ehrlich: Gibt es ein schöneres Geräusch als das Pfeifen eines Zuges, der nach langer Pause endlich wieder aus dem Tunnel rollt?

Von C. Hatty

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!