Stellen Sie sich vor, Paris versinkt im Wasser. Die Seine tritt über die Ufer, Straßen und Plätze stehen unter Wasser, U-Bahn-Stationen sind überflutet – ein Szenario, das nicht nur in Katastrophenfilmen vorkommt, sondern realistisch ist. Die letzte große Flut dieser Art ereignete sich 1910. Seither wird immer wieder davor gewarnt: Ein Jahrhunderthochwasser kann jederzeit eintreten. Aber was müsste passieren, damit es wirklich so weit kommt? Und wie würde die Stadt dann aussehen?
Drei Meter Wasser im 12. Arrondissement
Ein Jahrhunderthochwasser entsteht nicht von heute auf morgen. Es braucht langanhaltende und intensive Regenfälle – über Wochen oder sogar Monate hinweg –, die nicht nur die Seine, sondern auch ihre Nebenflüsse anschwellen lassen. „Damit Paris tatsächlich überflutet wird, muss eine außergewöhnlich hohe Niederschlagsmenge über längere Zeiträume fallen“, erklärt Philippe Riboust, Hydrologie-Experte bei Seine Grands Lacs.
Die von France Télévisions erstellte Simulation zeigt erschreckende Bilder: Im 12. Arrondissement könnte das Wasser in einigen Wohngebäuden bis zu drei Meter hoch steigen – und das selbst Hunderte Meter vom Flussufer entfernt. Es würde Tage dauern, bis dieser Pegel erreicht ist, und mindestens ebenso lange, bis das Wasser wieder zurückgeht.
Großflächige Überschwemmungen in der Île-de-France
Doch nicht nur Paris wäre betroffen. Auch zahlreiche Städte in der Region Île-de-France würden überflutet. Besonders gefährdet sind Orte entlang der Marne, Oise und Yonne, die als Nebenflüsse direkt mit der Seine verbunden sind. Die Infrastruktur – von Straßen über öffentliche Verkehrsmittel bis hin zur Stromversorgung – wäre massiv beeinträchtigt.
Paris hat zwar Hochwasserschutzmaßnahmen getroffen, darunter große Rückhaltebecken und Schutzmauern. Doch ob diese im Ernstfall ausreichen würden? Daran gibt es Zweifel. Ein Hochwasser wie 1910 würde die Stadt vor enorme Herausforderungen stellen – wirtschaftlich, gesellschaftlich und logistisch. Die Frage ist nicht, ob es passiert, sondern wann.
MAB
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