Emmanuel Macron wollte mit den vorgezogenen Parlamentswahlen das politische Spiel neu ordnen, doch viele Franzosen fühlen sich eher überrumpelt.
In Melun (Seine-et-Marne) lag die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen am 9. Juni unter 40%. Am Sonntag, dem 30. Juni, steht nun schon die nächste Wahl an. Einige Bürger sind noch unsicher und prüfen „einige Punkte“, bevor sie sich entscheiden. Andere wiederum haben eine klare Wahl getroffen: „Ich wähle den Neuen Volksfront“, sagt ein Einwohner stolz gegenüber dem Sender France 2. „Das ist die einzige Partei, die eine soziale Politik garantiert.“ Andere Wähler neigen zum Rassemblement National, um ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen.
Ein Anreiz, um wählen zu gehen
Die RN-Welle erreicht unerwartet auch die Bretagne. In Carnac (Morbihan) erklärt ein Rentner, der zuvor die Republikaner unterstützte, dass er jetzt zur extremen Rechten wechselt „um ihnen zu helfen“. Am Strand erklärt eine unentschlossene Kellnerin, dass sie sich von keinem Kandidaten vertreten fühlt. Für manche ist es jedoch weniger wichtig, wen man wählt, sondern dass man überhaupt wählen geht. In einem Unternehmen in Saint-Martin-du-Var (Alpes-Maritimes) bietet der Chef eine Prämie von 50 Euro pro Person, um die Mitarbeiter zu motivieren, an beiden Wahlgängen am 30. Juni und 7. Juli teilzunehmen.
Diese Wahlen könnten einen Wendepunkt für Frankreich bedeuten. Werden die Wähler den etablierten Parteien weiterhin ihr Vertrauen schenken oder neuen Bewegungen eine Chance geben? Der Ausgang bleibt spannend.
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