Tag & Nacht




Über 130 internationale Medien und NGOs, darunter France 24, RFI und MCD, schlagen Alarm. In einem eindringlichen Appell fordern sie freien Zugang zum Gazastreifen und umfassenden Schutz für Journalistinnen und Journalisten, die dort unter lebensgefährlichen Bedingungen arbeiten. Diese Initiative wird von Reporter ohne Grenzen (RSF) getragen – und sie kommt nicht von ungefähr.

Denn die Situation in Gaza ist dramatisch. Für die Medien, für die Pressefreiheit – und vor allem für jene, die vor Ort berichten.


Der Zugang ist versperrt – und das ist kein Zufall

Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 verweigern israelische Behörden aus „Sicherheitsgründen“ internationalen Journalistinnen und Journalisten den Zutritt nach Gaza. In Wahrheit ist es aber ein Maulkorb – einer, der verhindert, dass die Welt unabhängige Informationen bekommt. Die Stimmen, die bleiben, gehören meist den lokalen Reporterinnen und Reportern. Doch diese zahlen einen hohen Preis.

Laut RSF sind innerhalb von 20 Monaten über 200 von ihnen ums Leben gekommen. Über 200! Eine unvorstellbare Zahl – und ein tiefer Schlag gegen jede Vorstellung von journalistischer Freiheit.


Die letzten Stimmen aus Gaza – und wie sie zum Schweigen gebracht werden

Diejenigen, die noch berichten, wie der bekannte Fotojournalist Motaz Azaiza oder der mehrfach ausgezeichnete Rami Abou Jamous, kämpfen gegen die Stille an – mit Kameras, Handys, Mut und unglaublicher Ausdauer. Ihre Arbeit dokumentiert nicht nur die Grausamkeit des Krieges, sondern bringt auch Licht in das Dunkel der Propaganda.

Was aber passiert, wenn selbst sie nicht mehr senden können?


Gezielt ins Visier genommen?

Reporter ohne Grenzen erhebt schwere Vorwürfe: Die israelische Armee soll gezielt Journalisten angreifen – besonders palästinensische und libanesische. 210 getötete Medienschaffende bis April 2025 sprechen eine brutale Sprache. 48 Medienhäuser in Gaza wurden zerstört.

Das ist kein Kollateralschaden – das ist ein Angriff auf die vierte Gewalt.


Und die internationale Gemeinschaft?

Die Unterzeichner des Appells fordern klare Maßnahmen. Sie verlangen nicht weniger als das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Zugang für Journalistinnen und Journalisten, Schutz für ihre Arbeit – und das Ende der systematischen Repression gegen die freie Berichterstattung.

Pressefreiheit ist kein Luxus. Sie ist Grundrecht, verankert in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.


Die menschliche Dimension – mehr als nur Zahlen

Hinter jeder Zahl steht ein Mensch. Ein Leben. Eine Geschichte.

Rami Abou Jamous etwa, der drei renommierte Preise beim Bayeux-Kriegsreporterpreis gewann, schilderte in einem Interview: „Ich habe gelernt, mit dem Tod zu leben. Angst ist keine Option mehr.“ Solche Sätze hallen nach – und zeigen, wie sehr diese Menschen an ihre Grenzen gehen, damit wir verstehen können, was dort geschieht.

Motaz Azaiza wiederum hat mit seinen Bildern auf Instagram Hunderttausende erreicht. Oft mit zittriger Hand gefilmt, zwischen Trümmern und Schreien. Das ist kein Kino – das ist Realität. Und sie braucht Öffentlichkeit.


Schweigen ist keine Option

Weltweit wird viel über Fake News, über Manipulation und Zensur diskutiert. Doch was, wenn gar keine Nachrichten mehr durchkommen? Wenn Schweigen zur neuen Waffe wird?

Der Kampf um Gaza ist längst nicht nur ein Krieg mit Raketen und Bomben – er ist auch ein Krieg um Narrative. Um Deutungshoheit. Und letztlich: um Wahrheit.

Deshalb ist der Aufruf der 130 Organisationen mehr als nur ein Appell. Er ist ein Notruf.


Es geht um mehr als nur Journalismus

Es geht um unser Recht, zu wissen. Um die Pflicht, hinzusehen. Und darum, die wenigen Stimmen, die noch berichten, nicht im Stich zu lassen. Denn wenn auch sie verstummen, bleibt nur noch das Echo der Propaganda.

Was braucht es noch, damit die Welt endlich reagiert?

Von C. Hatty

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