Tag & Nacht

Der Klimawandel scheint immer mehr seine Finger im Spiel zu haben, wenn extreme Wetterereignisse unsere Lebensräume erschüttern. Aktuell trifft es Frankreich, genauer gesagt die Region Ille-et-Vilaine, die am heutigen Montag, den 27. Januar, von Météo-France in die höchste Warnstufe Rot für „Crues“ (Überschwemmungen) versetzt wurde. Was genau passiert dort? Und was sagt uns dieses Ereignis über unsere Zukunft?


Ein Hochwasser, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde

Das klingt dramatisch – und das ist es auch. Die Überschwemmungen in Ille-et-Vilaine, insbesondere entlang der Flüsse Seiche und Vilaine, erreichen Pegelstände, die als „historisch“ bezeichnet werden. Laut Vigicrues, dem französischen Hochwassermeldedienst, übertreffen sie voraussichtlich die Rekordwerte von 1966 und könnten auf einigen Abschnitten die Werte von 1995 oder sogar 2001 erreichen. Man stelle sich das einmal vor: In einigen Gebieten steht das Wasser so hoch, dass Häuser unbewohnbar werden, Straßen im wahrsten Sinne des Wortes „wegschwimmen“ und Menschen in Notunterkünfte gebracht werden müssen. Es ist fast so, als hätte die Natur für einen Moment die Kontrolle übernommen.

In Rennes, der Hauptstadt der Region, wurde der Höchststand der Flut noch nicht erreicht – die Anspannung ist förmlich greifbar. Die Bewohner schauen auf die Pegelstände, die nicht nur weiter steigen, sondern auch durch zusätzliche Regenfälle der aktuellen Sturmfront Herminia befeuert werden.


Sturm Herminia: Mehr als nur ein Wetterereignis

Der eigentliche Auslöser dieser Naturkatastrophe ist die Sturmfront Herminia. Bereits am Sonntag hat sie begonnen, die Region mit intensiven Regenfällen zu überziehen. Die Folge: Straßen wurden gesperrt, Bewohner mussten evakuiert werden und selbst eine Klinik wurde in Sicherheit gebracht. Für viele ist dies nicht nur ein Einschnitt in ihren Alltag, sondern auch ein psychischer Schlag. Wie geht man damit um, wenn einem das Wasser wortwörtlich bis zum Hals steht?

Was diese Flut besonders macht, ist nicht nur ihre Intensität, sondern auch ihr Kontext. Solche Regenmengen sind in der Region außergewöhnlich, und das lässt einen nachdenklich werden. Kann es wirklich nur Zufall sein, dass solche Ereignisse häufiger auftreten? Oder zeigt uns der Klimawandel, was er draufhat?


Die Gefahr ist nicht vorbei: Mehr Regionen betroffen

Während Ille-et-Vilaine in höchster Alarmbereitschaft steht, sind acht weitere französische Départements in der zweithöchsten Warnstufe, der orangefarbenen Wetterwarnung. Und das aus verschiedenen Gründen: In den Küstenregionen Finistère und Morbihan drohen „vagues-submersion“ – gefährliche Wellen und Überschwemmungen entlang der Küste. In fünf anderen Départements, darunter Calvados, Eure und Maine-et-Loire, sind es wiederum die Flüsse, die für Alarmstimmung sorgen. Und als wäre das nicht genug, meldet sich auch der Winter zu Wort: Die Region Hautes-Alpes steht aufgrund von intensiven Schneefällen unter Lawinenwarnung. Laut Météo-France kommen solche Wetterlagen in den südlichen Alpen zwar nur alle fünf bis acht Jahre vor, doch die aktuellen Vorhersagen lassen erahnen, dass dies keine „normale“ Situation ist.


Was steckt hinter diesen Extremen?

Natürlich könnte man sagen: „Hochwasser gab es doch schon immer.“ Stimmt. Doch das allein erklärt nicht die Intensität und die Häufigkeit solcher Ereignisse, die wir in den letzten Jahren beobachten. Wissenschaftler sind sich einig, dass der Klimawandel hierbei eine zentrale Rolle spielt. Die Erde erwärmt sich, was die Atmosphäre in die Lage versetzt, mehr Wasser zu speichern. Mehr gespeichertes Wasser bedeutet intensivere Regenfälle – und das wiederum erhöht die Hochwassergefahr. Ein Teufelskreis, der uns zeigt, dass es nicht nur „ein bisschen wärmer“ wird, sondern dass wir es mit einer handfesten Krise zu tun haben.

Aber halt mal, sind wir wirklich so machtlos? Müssen wir den Fluten einfach zuschauen, wie sie ganze Städte lahmlegen? Nein! Es gibt durchaus Lösungen – von präventiven Maßnahmen im Hochwasserschutz bis hin zu einer radikalen Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Doch dafür braucht es den politischen Willen, die Zusammenarbeit aller Länder und, ja, auch eine gute Portion Entschlossenheit.


Soziale Ungleichheiten in der Klimakrise

Wenn wir über solche Katastrophen sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass sie nicht jeden gleich treffen. Ein Mensch, der in einem stabilen Haus wohnt und über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, wird ein Hochwasser deutlich leichter überstehen als jemand, der ohnehin schon am Existenzminimum lebt. Das sehen wir in Frankreich genauso wie in anderen Teilen der Welt. Klimawandel und soziale Ungleichheit gehen Hand in Hand – und das ist kein Zufall. Es sind oft die Schwächsten, die den höchsten Preis zahlen, obwohl sie am wenigsten zur Krise beigetragen haben.


Was können wir daraus lernen?

Solche Ereignisse sollten uns eine Warnung sein – ein Weckruf, der uns daran erinnert, dass die Klimakrise real ist und dass sie uns alle betrifft. Aber es gibt auch Hoffnung. Neue Technologien, bessere Vorhersagemodelle und internationale Zusammenarbeit können dazu beitragen, Katastrophen wie diese besser zu bewältigen. Die Frage ist nur: Warten wir ab, bis die nächste Flut kommt, oder handeln wir jetzt?

Die Antwort liegt bei uns allen.


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