Tag & Nacht




Frankreich ächzt unter einer Hitzewelle, wie sie das Land nur selten erlebt hat. Temperaturen bis zu 41 Grad Celsius verwandeln Städte und Dörfer in flirrende Glutöfen.

Und die Folgen dieser „Canicule“ sind längst nicht nur ein schwitzendes Ärgernis für Pendler oder Touristen, die ihre Croissants heute im Schatten essen müssen.

Die Hitze wird für viele lebensbedrohlich.

Notaufnahmen am Anschlag

Seit Beginn dieser Hitzewelle schnellen die Zahlen der Notfälle nach oben.

Am Krankenhaus von Argenteuil bei Paris kommen derzeit vor allem ältere Menschen an, dehydriert, geschwächt, mit Hitzschlag. Eine Ärztin dort spricht von „einer Situation, die sich täglich zuspitzt“. Ein Satz, der hängenbleibt.

Im CHU Pasteur in Nizza ist der Andrang besonders extrem: Bis zu 330 Menschen täglich werden hier eingeliefert. Ein Rekord, verursacht durch die geballte Mischung aus sengender Hitze und Tausenden Touristen an der Côte d’Azur.

Paris: Mehr Notrufe, aber noch keine Katastrophe

Auch der Rettungsdienst Samu in Paris meldet mehr Anrufe wegen Kreislaufzusammenbrüchen. Doch bisher bleibt die Lage unter Kontrolle. Ein Sprecher verweist auf gezielte Präventionsmaßnahmen und zusätzliche Einsatzkräfte. Denn die Behörden haben vorgesorgt.

Schulen geschlossen, Kühlzentren geöffnet

Der Plan Canicule – der Hitze-Notfallplan – wurde in mehreren Départements auf die höchste Stufe gesetzt.

Besonders betroffen: die Île-de-France rund um Paris. Dort mussten 2.200 Schulen schließen, um Kinder vor der Gluthitze zu schützen. Die Stadtverwaltungen haben Kühlzentren eingerichtet – klimatisierte Räume, in denen Menschen ohne eigene Klimaanlage Zuflucht finden können. Gleichzeitig laufen landesweite Kampagnen: Trinken, trinken, trinken – so lautet die Botschaft. Und bitte: Augen auf für ältere Nachbarn, die in ihren Wohnungen womöglich schon dringend Hilfe benötigen.

Ein Vorgeschmack auf die Zukunft?

Diese „Canicule“ ist bereits die 50. Hitzewelle in Frankreich seit 1947. Ein nüchterner, fast emotionsloser statistischer Fakt. Doch hinter dieser Zahl steckt eine klare Botschaft: Frankreichs Klima verändert sich. Solche Hitzeperioden treten nicht nur häufiger auf – sie werden auch intensiver und länger.

Was bedeutet das für ein Land, das auf Landwirtschaft und Massentourismus gebaut ist?

Krankenhäuser als Klima-Frontlinie

Die Experten sind sich einig: Das Gesundheitssystem muss sich anpassen. Mehr Personal, mehr klimatisierte Räume, flexible Notfallpläne. Denn Hitzewellen wie diese sind kein vorübergehender Wetter-Ausrutscher mehr.

Sie sind die neue Realität.

Und mit ihnen wächst die Frage: Wann wird aus der Belastungsprobe ein Desaster?

Ein gesellschaftlicher Stresstest

Frankreichs aktuelle Hitzewelle ist nicht nur ein meteorologisches Extrem. Sie ist ein Stresstest für Politik, Verwaltung – und jeden Einzelnen. Sie zeigt, wie abhängig wir von stabilen Temperaturen, intakter Infrastruktur und funktionierenden Rettungssystemen sind.

Und sie erinnert daran, dass Klimaanpassung keine Aufgabe ferner Zukunft mehr ist, sondern längst in unseren Städten ankommt.

Von C. Hatty

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