Tag & Nacht




Ein Hauch von Sonne, ein bisschen Zucker – und das Aroma der Erdbeere von Carpentras ist wieder da. Auch wenn die Saison 2025 etwas verspätet startet, dürfen sich Liebhaber der süßen Frucht auf eine hochwertige Ernte freuen. Zwischen Tradition, Wetterkapriolen und wirtschaftlichem Druck kämpfen die Produzenten im Vaucluse nicht nur um Ernteerträge, sondern auch um ihre Existenz.

Ein verspäteter Start mit Geschmack

Eigentlich hätte die Saison schon vor über einer Woche starten sollen. Doch die Erdbeeren ließen auf sich warten. Der Grund? Ein Frühling, der sich mehr nach Winter anfühlte – mit trübem Himmel, wenig Sonne und häufigen Morgenfrösten. Stéphane Millet, Landwirt aus Caderousse, bringt es auf den Punkt: „Die Sonne fehlte, die Kälte hat alles verzögert. Aber was jetzt geerntet wird, schmeckt fantastisch.“

Diese Aussage dürfte vielen Erzeugern Mut machen. Denn wer die Erdbeere von Carpentras kennt, weiß: Hier geht es nicht nur um Geschmack, sondern auch um ein Stück Identität.

Lokale Spitzenqualität gegen internationale Masse

Jahr für Jahr erntet die Region rund um Carpentras etwa 4.000 Tonnen Erdbeeren. Das klingt viel – ist aber ein Tropfen im rotglänzenden Ozean der europäischen Erdbeerproduktion. Vor allem Spanien dominiert den Markt und stellt fast 40 % des französischen Konsums.

Das macht den heimischen Produzenten ordentlich Druck. Sie setzen deshalb auf kurze Transportwege, Frische und Transparenz. Ihre Botschaft? Wer lokal kauft, bekommt nicht nur besseren Geschmack, sondern auch die Gewissheit, regionale Betriebe zu stärken.

Zwischen Stromrechnung und Überlebenskampf

Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind aber nicht zu unterschätzen. Virginie Fraysse, Vorsitzende des Schutzverbands der Erdbeere von Carpentras, spricht offen über die Probleme der Branche: „Die Produktionskosten sind explodiert. Energie, Verpackung, Dünger – alles ist teurer geworden.“

Einige Landwirte mussten ihre Ware sogar unter dem Selbstkostenpreis verkaufen. Was das bedeutet? Kurz gesagt: Schuften, ohne am Ende davon leben zu können. Eine Situation, die für viele kaum länger tragbar ist.

Verantwortung auf dem Marktstand

Was also tun? Die Antwort ist so einfach wie wirksam: lokal kaufen. Wer Erdbeeren direkt auf dem Wochenmarkt oder beim Erzeuger kauft, unterstützt nicht nur den regionalen Wirtschaftskreislauf, sondern hilft konkret dabei, den Fortbestand dieser traditionsreichen Anbauregion zu sichern.

Und mal ehrlich: Gibt es etwas Besseres als eine noch leicht sonnenwarme, frisch gepflückte Erdbeere, direkt vom Feld auf den Tisch?

Ein Zeichen der Hoffnung

Trotz aller Schwierigkeiten ist die Stimmung im Vaucluse nicht nur von Sorge geprägt. Die Saison hat begonnen, die Qualität überzeugt, und die Erzeuger setzen auf die Unterstützung durch bewusste Konsumenten. Es ist kein leichter Weg – aber einer, den viele mit Herzblut gehen.

Denn hinter jeder Kiste Carpentras-Erdbeeren steckt mehr als nur ein Produkt – es steckt Arbeit, Leidenschaft und ein Stück Heimat.

Von C. Hatty

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