Es fühlt sich fast wie ein Déjà-vu an – und doch ist es ein schmerzhafter Rückschritt. Die Vereinigten Staaten haben am 27. Januar 2025 offiziell angekündigt, sich erneut aus dem Pariser Klimaabkommen zurückzuziehen. Dieses Mal soll der Rückzug am 27. Januar 2026 wirksam werden. Hinter dieser Entscheidung steht kein anderer als Donald Trump, der bereits während seiner ersten Amtszeit 2017 für ähnliche Schlagzeilen sorgte. Was bedeutet das für die weltweiten Klimaschutzbemühungen? Und warum ist dieser Schritt so problematisch?
Was ist das Pariser Klimaabkommen eigentlich?
Das Pariser Abkommen von 2015 gilt als historischer Meilenstein im globalen Klimaschutz. Fast alle Länder der Welt – insgesamt 195 – hatten sich darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen, idealerweise auf maximal 1,5°C. Diese Zielmarken sind keine willkürlichen Werte, sondern basieren auf umfangreichen wissenschaftlichen Analysen. Überschreiten wir diese Schwellen, drohen katastrophale Folgen: Anstieg des Meeresspiegels, verheerendere Stürme, Dürren und andere extreme Wetterereignisse.
Doch wie effektiv kann ein globales Abkommen sein, wenn eine der größten Volkswirtschaften der Welt – und einer der größten Treibhausgasemittenten – aussteigt? Genau hier liegt das Problem. Die USA haben einen enormen Einfluss auf die Umsetzung globaler Klimaziele. Ihre Teilnahme oder ihr Rückzug ist wie ein Dominostein: Fällt er, könnten andere Länder folgen.
Trumps Inszenierung – Symbolpolitik oder langfristige Strategie?
Donald Trump macht keinen Hehl daraus, dass er das Pariser Abkommen als „unfair“ und „schädlich“ für die amerikanische Wirtschaft ansieht. Schon während seiner ersten Amtszeit inszenierte er den Austritt aus dem Abkommen mit großem Brimborium. 2025 wiederholt sich das Spektakel: Am 20. Januar, nur wenige Tage nach seiner erneuten Vereidigung, unterzeichnete Trump den Dekret zum Rückzug vor jubelnden Anhängern in einer 20.000 Zuschauer fassenden Arena. Ein mediales Ereignis, das einmal mehr zeigt, wie Klimaschutz und Wissenschaft in der politischen Arena oft den Kürzeren ziehen – vor allem dann, wenn kurzfristige wirtschaftliche Interessen ins Spiel kommen.
Aber ist es wirklich wirtschaftlich sinnvoll, die Klimakrise zu ignorieren? Hitzewellen, zerstörerische Hurrikans und steigende Gesundheitskosten durch Luftverschmutzung belasten die US-Wirtschaft bereits heute erheblich. Trumps Rhetorik von einer „Rettung der Wirtschaft“ wirkt da wie ein schlechter Witz.
Ein Rückblick: Der ständige Richtungswechsel der USA
Es ist nicht das erste Mal, dass die USA eine derart wankelmütige Haltung zum Klimaschutz einnehmen. Während Trump das Land 2017 aus dem Abkommen führte, kehrte sein Nachfolger Joe Biden 2021 mit großem Engagement zurück. Biden setzte dabei auf ambitionierte Ziele, wie die Halbierung der Emissionen bis 2030 und Investitionen in erneuerbare Energien.
Doch Klimapolitik braucht vor allem eines: Kontinuität. Ein ewiges Hin und Her zerstört Glaubwürdigkeit und erschwert internationale Zusammenarbeit. Denn wie sollen andere Länder langfristige Pläne schmieden, wenn sie ständig befürchten müssen, dass die USA wieder ausscheren? Es ist ein bisschen so, als ob man einen Marathon läuft, aber einer der stärksten Mitläufer ständig stehen bleibt, kehrt macht und dann wieder antritt. Es nervt – und es kostet alle Zeit und Energie.
Was bedeutet der Austritt für die globalen Klimaziele?
Die Auswirkungen dieses Schritts könnten gravierend sein. Die USA sind nicht nur einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen – sie spielen auch eine zentrale Rolle bei der Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in ärmeren Ländern. Das Pariser Abkommen sieht vor, dass Industrienationen jährlich 100 Milliarden Dollar bereitstellen, um Entwicklungsländern beim Übergang zu sauberer Energie und bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Ohne die finanzielle Unterstützung der USA wird diese ohnehin schon ehrgeizige Zielmarke noch schwerer zu erreichen sein.
Außerdem sendet der Rückzug ein verheerendes Signal an die internationale Gemeinschaft. Wenn die USA als zweitgrößter Emittent aussteigen, könnten andere Länder, insbesondere Schwellenländer wie Indien oder Brasilien, ihre eigenen Ambitionen zurückschrauben. Es wäre, als ob der Klassenbeste aufhört zu lernen – die Motivation der anderen sinkt.
Hoffnung trotz Rückschlag: Der Klimaschutz lebt weiter
Doch nicht alles ist verloren. Die Klimaschutzbewegung hat in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Staaten wie die Europäische Union, China und Indien haben ambitionierte Klimaziele formuliert. Auch in den USA gibt es starke Gegenbewegungen – Bundesstaaten wie Kalifornien oder New York setzen ihre eigenen Klimaschutzprogramme um, unabhängig von der Politik im Weißen Haus.
Ein weiteres Hoffnungssignal kommt aus der Wirtschaft. Immer mehr Unternehmen setzen auf Nachhaltigkeit und investieren in grüne Technologien. Tesla, Microsoft, Google – sie alle wollen klimaneutral werden oder sind es bereits. Das zeigt, dass Klimaschutz nicht nur eine politische Frage ist, sondern auch eine wirtschaftliche Chance. Vielleicht ist es am Ende die Privatwirtschaft, die den Wandel antreibt – und nicht die Politik.
Warum ist das Pariser Abkommen trotzdem unverzichtbar?
Man könnte sich jetzt fragen: Wenn es so viele alternative Akteure gibt, warum brauchen wir dann überhaupt noch das Pariser Abkommen? Die Antwort ist einfach: Weil globale Probleme globale Lösungen erfordern. Klimawandel kennt keine Landesgrenzen – und er betrifft uns alle. Ohne ein verbindliches, internationales Rahmenwerk fehlt die notwendige Koordination. Ein einzelnes Land mag Fortschritte machen, aber ohne Zusammenarbeit verpuffen diese Bemühungen oft im Nichts.
Das Pariser Abkommen ist mehr als nur ein Dokument. Es ist ein Symbol für globale Solidarität, für die Einsicht, dass wir nur gemeinsam die Klimakrise bewältigen können. Jeder Rückzug, egal von welchem Land, schwächt dieses Symbol – und das kann sich die Welt schlicht nicht leisten.
Fazit? Nicht mit uns!
Manchmal fühlt es sich an, als ob wir immer wieder zwei Schritte vorwärts und einen zurückgehen. Doch selbst ein Rückschritt sollte uns nicht entmutigen. Die Wissenschaft ist eindeutig: Es gibt keine Alternative zu einem ambitionierten Klimaschutz. Und auch wenn politische Entscheidungen wie der erneute Rückzug der USA frustrierend sind – die Welt wird weiterkämpfen.
Denn am Ende stellt sich eine ganz einfache Frage: Wollen wir unseren Kindern eine Welt hinterlassen, die noch lebenswert ist? Die Antwort darauf kennen wir alle.
Artikel: MAB
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