In den Weinbergen von Saint-Émilion kehrt eine alte Tradition zurück: Pferde ersetzen auf einigen Weingütern die Traktoren. Mit Geduld und Präzision leisten die Tiere eine Arbeit, die maschinell kaum zu erreichen ist. So auch auf dem prestigeträchtigen Château Troplong Mondot, das bereits seit 15 Jahren auf Pferde setzt.
Eine langsame, aber lohnende Arbeit
Bei einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 km/h benötigen die Pferde etwa zehn Stunden, um einen Hektar Weinberge zu bearbeiten. Ein vergleichsweise gemächliches Tempo, das jedoch perfekt auf die Bedürfnisse des Weinguts abgestimmt ist. Hier geht es nicht um Effizienz im klassischen Sinne, sondern um Nachhaltigkeit und Qualität.
„Unser Ziel ist es, die Böden zu schonen“, erklärt Rémy Monribot, technischer Leiter des Château. „Obwohl Pferde schwer sind, verdichten sie die Erde nicht so stark wie Traktoren. Außerdem kommen sie auf unseren lehm- und kalkhaltigen Böden besser zurecht, besonders nach Regenfällen.“
Kosten und Nutzen: Pferdearbeit ist teurer, aber nachhaltiger
Die Arbeit mit Pferden hat ihren Preis: Sie ist etwa 30 % teurer als der Einsatz von Traktoren. Doch der langfristige Nutzen ist enorm. Verdichtete Böden beeinträchtigen die Wurzeln der Reben, was sich negativ auf die Qualität der Trauben auswirken kann. Pferde helfen, dieses Problem zu vermeiden, und ermöglichen gleichzeitig eine präzisere Bearbeitung der Weinberge.
„Es ist nicht nur eine ökologische Entscheidung, sondern auch eine qualitative“, betont Monribot. „Unsere Böden sind lebendig, und das bleibt auch so.“
Die Rückkehr der Pferde in die Weinberge
Während des Winters kehren die Pferde in ihre Heimat in der Dordogne zurück, wo sie auf der Farm gepflegt und auf die nächste Saison vorbereitet werden. Sobald der Frühling kommt, sind sie wieder im Einsatz und übernehmen die Pflege der Weinberge – eine enge Zusammenarbeit zwischen Tier und Mensch, die nicht nur das Landschaftsbild prägt, sondern auch das Herz der Weinliebhaber höherschlagen lässt.
Ein Trend mit Zukunft?
Die Nutzung von Pferden ist im Bordelais zwar noch die Ausnahme, doch sie gewinnt zunehmend an Bedeutung. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Biodiversität immer mehr geschätzt werden, könnte diese alte Technik ein zukunftsweisender Weg sein.
Saint-Émilion zeigt, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können – und dass der Schlüssel zu großartigen Weinen manchmal im gemächlichen Tempo der Vergangenheit liegt.
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