Tag & Nacht

In diesem Winter war es in den Skigebieten oft eher karg, was den Schnee angeht. Doch in höheren Lagen, wie am Col de l’Iseran in Savoie, sieht die Welt ganz anders aus. Hier kämpfen die Straßenarbeiter heute noch mit meterhohen Schneemassen – eine echte Herausforderung.

Mit Geduld und Präzision räumen die Maschinen den Schnee Meter für Meter weg. Das Ziel: Die Straße wieder freilegen. Denn dieser Winter hat in den Höhenlagen ordentlich zugeschlagen. „Dieses Jahr haben wir hier zwei bis drei Meter mehr Schnee als sonst. Über 1.800 bis 2.000 Meter hat es kräftig geschneit“, berichtet Didier Marmottan, Straßenarbeiter beim Conseil départemental de la Savoie. Zum Einsatz kommen nicht nur schwere Maschinen, sondern auch einfachere Werkzeuge.

Bis zu sechs Meter Schnee

Der Col de l’Iseran, eine wichtige Passstraße, war im Winter unpassierbar geworden. Doch langsam taucht die Straße wieder auf. Nach dem Einsatz der Schneepflüge wirkt die Straße stellenweise wie ein schmaler Pfad zwischen hohen Schneewänden. Solche Schneemengen hat man hier seit Jahren nicht mehr gesehen. „Wir sprechen hier von etwa sechs Metern Höhe“, erläutert Thierry Bonin, Betriebsleiter beim Conseil départemental de la Savoie. Die kräftigen Regenfälle in diesem Jahr haben in den höheren Lagen alles in eine dicke Schneedecke gehüllt, fügt er hinzu. Auch die verbliebenen Schneemauern müssen mit einer Schaufel abgetragen werden, um Einstürze zu verhindern.

Ist das nicht faszinierend?

Jedes Jahr stellt sich die Natur aufs Neue ein und überrascht uns mit ihren Kapriolen. Und während manche Wintersportler vielleicht enttäuscht waren, nicht genug Schnee für ihre Abfahrten zu haben, zeigt uns der Col de l’Iseran, dass Mutter Natur ihre eigenen Regeln hat.

Eine gigantische Aufgabe

Die Arbeiten am Col de l’Iseran sind keine Kleinigkeit. Das Team setzt auf verschiedene Methoden, um die Schneemassen zu bändigen. Neben den mächtigen Schneefräsen, die den Hauptteil der Arbeit erledigen, kommen auch Bagger zum Einsatz, um die stabilen Schneewände zu zerkleinern. Diese doppelte Strategie ist notwendig, um die Straße wieder befahrbar zu machen und gleichzeitig die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten.

Warum tun sie das? Ganz einfach: Der Col de l’Iseran ist nicht nur eine wichtige Verkehrsroute, sondern auch ein Touristenmagnet. Im Sommer strömen zahlreiche Besucher hierher, um die atemberaubende Landschaft zu genießen. Ein zugeschneiter Pass wäre ein herber Verlust – sowohl für die lokale Wirtschaft als auch für die Touristen, die die Schönheit der französischen Alpen erleben möchten.

Natur und Mensch im Gleichgewicht

Die Schneeräumung am Col de l’Iseran ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Mensch und Natur in Einklang gebracht werden können. Die Straßenarbeiter trotzen den Elementen, um den Weg für die Sommermonate frei zu machen. Dabei gehen sie behutsam vor, um die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.

Es ist ein Balanceakt: Einerseits muss die Straße geräumt werden, andererseits soll die natürliche Schönheit der Region erhalten bleiben. Das ist keine leichte Aufgabe, aber mit Erfahrung und dem richtigen Equipment meistern die Teams diese Herausforderung jedes Jahr aufs Neue.

Eine landschaftliche Besonderheit

Der Col de l’Iseran selbst ist ein landschaftliches Juwel. Auf einer Höhe von 2.764 Metern über dem Meeresspiegel ist er einer der höchsten asphaltierten Pässe der Alpen. Die Route führt durch beeindruckende Landschaften, vorbei an schneebedeckten Gipfeln und malerischen Tälern. Für viele Radfahrer und Motorradfahrer ist es ein absolutes Highlight, diesen Pass zu befahren – eine Erfahrung, die ohne die harte Arbeit der Straßenarbeiter nicht möglich wäre.

Doch der Schnee, der die Straße in den Wintermonaten blockiert, ist auch Teil des Charmes dieser Region. Die mächtigen Schneewände, die sich entlang der Straße auftürmen, bieten ein spektakuläres Bild und erinnern daran, wie mächtig die Natur sein kann.

Ein jährliches Ritual

Für die Menschen in Savoie ist das jährliche Räumen des Col de l’Iseran ein fest verankerter Teil des Lebens. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Frühling kommt und die Natur sich auf die warme Jahreszeit vorbereitet. Gleichzeitig ist es eine Mahnung an die Kräfte der Natur und die Notwendigkeit, respektvoll mit ihr umzugehen.

In diesem Jahr hat der Col de l’Iseran erneut bewiesen, dass er eine Herausforderung darstellt – und eine Chance, die Schönheit und die Kräfte der Natur hautnah zu erleben. Während die Maschinen arbeiten und die Straße Meter für Meter freigelegt wird, wächst die Vorfreude auf die Sommermonate, wenn der Pass wieder in seiner vollen Pracht erstrahlt.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Egal wie viel Schnee fällt, der Mensch findet Wege, sich anzupassen und die Natur in all ihrer Pracht zu genießen.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!