Ein lauter Knall, dann Schreie. Ein Trump-Wahlkampfmeeting in der Nacht zum Samstag wurde plötzlich zum Schauplatz eines Anschlags. Der ehemalige Präsident hielt sich sein rechtes Ohr, aus dem Blut spritzte, und warf sich dann zu Boden, während seine Anhänger in Panik ausbrachen und Secret-Service-Agenten auf ihn zu stürmten und ihn abschirmten.
Sekunden des Schreckens
Innerhalb von Augenblicken danach schallte der Ruf „Shooter down“ durch die Luft. Die Agenten begannen, Trump von der Bühne zu bringen. Dabei hob er die Faust und rief wohl „Fight! Fight!“, was die Menge zu „U.S.A.!“-Rufen anspornte. Für das erste Mal seit mehr als vier Jahrzehnten wurde ein ehemaliger US-Präsident bei einem Attentat verwundet. Die Schüsse töteten einen Mann, verletzten Trump leicht und zwei weitere Personen schwer. Secret-Service-Scharfschützen töteten den Angreifer.
Der Schütze und die Ermittlungen
Der 20-jährige Angreifer, Thomas Matthew Crooks aus Bethel Park, Pennsylvania, wurde als Einzeltäter identifiziert. Laut F.B.I. gibt es keine Hinweise darauf, dass Crooks Teil einer größeren Verschwörung war. Das Hauptziel der Ermittlungen liegt jetzt darin, seine Beweggründe zu ermitteln.
Die Ermittler haben weder Anzeichen für psychische Erkrankungen bei Crooks gefunden noch eine Verbindung zu größeren Gruppierungen festgestellt. Sein Telefon, Gewehr und eine mögliche rudimentäre Sprengvorrichtung wurden zur Analyse ins Labor des F.B.I. in Quantico, Virginia geschickt. Die Familie des Schützen kooperiert mit den Ermittlungen.
Reaktionen aus aller Welt
Weltweite Verurteilungen des Angriffs ließen nicht lange auf sich warten. Einige prominente Trump-Anhänger beschuldigten die Demokraten, durch ihre scharfe Rhetorik den Angriff provoziert zu haben. Das Biden-Wahlkampfteam setzte sofort alle Fernsehwerbungen aus, während das Trump-Team seine Mitarbeiter ermahnte, gefährliche Rhetorik in sozialen Medien zu vermeiden.
Trump erklärte kurz nach dem Attentat, eine Kugel habe sein rechtes Ohr durchbohrt, und schwor, „standhaft angesichts des Bösen“ zu bleiben. Stunden später sah man ihn aus seinem Flugzeug in New Jersey anscheinend unverletzt aussteigen. Trump soll heute beim Beginn des republikanischen Nominierungsparteitags in Milwaukee offiziell als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert werden.
Biden: „Senken wir die Temperatur“
In einer kurzen Ansprache im Oval Office verurteilte Präsident Biden den Angriff und forderte die Amerikaner auf, die politische Temperatur zu senken. Biden kündigte eine nationale Sicherheitsüberprüfung an und versprach, die Ergebnisse mit der amerikanischen Bevölkerung zu teilen.
Zweifel nach großem israelischen Luftangriff
Ein groß angelegter israelischer Luftangriff in Süd-Gaza am Samstag zielte nach Aussagen des Militärs auf Muhammad Deif, den obersten Militärkommandanten der Hamas. Einen Tag später ist sein Schicksal ungewiss: Premierminister Benjamin Netanyahu sagte, es gebe noch keine „absolute Gewissheit“ über Deifs Tod, und ein Hamas-Offizieller im Exil deutete an, dass er noch am Leben sei.
Der Angriff und seine Opfer
Das israelische Militär und der Inlandsgeheimdienst Shin Bet gaben allerdings bekannt, dass Rafa Salameh, ein bedeutender Hamas-Führer und ein weiteres Ziel des Angriffs, getötet wurde. Insgesamt kamen bei dem Angriff mindestens 90 Menschen ums Leben, etwa die Hälfte davon Frauen und Kinder, und 300 wurden verletzt, so das Hamas-Gesundheitsministerium in Gaza.
Wer ist Muhammad Deif?
Deif ist der zweitwichtigste Hamas-Führer in Gaza nach dem Anführer der Gruppe, Yahya Sinwar. Er gilt als einer der Architekten des Angriffs auf Israel am 7. Oktober, der den derzeitigen Gaza-Krieg auslöste, der nun bereits seit zehn Monaten andauert.
Waffenstillstand: Ein fragiles Unterfangen
Nach wochenlangem Stillstand wurden die Verhandlungen über eine Vereinbarung wieder aufgenommen, die den Austausch der etwa 120 verbleibenden Geiseln in Gaza gegen palästinensische Gefangene vorsieht. Wie die neuesten israelischen Militäraktionen diese ohnehin fragilen Gespräche beeinflussen könnten, war zunächst unklar.
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