Tag & Nacht

Ein Angriff, der sprachlos macht – am Mittwochnachmittag, dem 28. August, wurde das Gefängnis von Lille-Sequedin im Norden Frankreichs Ziel eines beunruhigenden Angriffs. Gegen 15:10 Uhr eröffnete ein maskierter Mann das Feuer auf das Tor der Haftanstalt. Eine Salve aus einer Kalaschnikow durchbrach die Stille des Nachmittags, bevor der Täter gemeinsam mit einem Komplizen in einem Auto die Flucht ergriff. Die beiden Angreifer sind noch immer auf der Flucht, die Fahndung läuft auf Hochtouren.

Sekunden der Angst

Es war wie aus einem Film: Ein Mann, vermummt und bewaffnet, erscheint vor der Gefängnistor, zielt und feuert. „Alles ging rasend schnell, es dauerte nicht einmal eine Minute“, berichtet Benoît Normand, Gewerkschaftsvertreter der UFAP-UNSA des Gefängnisses, gegenüber dem Sender France Bleu. Sieben Einschüsse in die Fenster und die Eingangstür zeugen von der Gewalt des Angriffs. Zum Glück wurde niemand verletzt. Doch die psychologischen Folgen für die Mitarbeiter sind nicht zu unterschätzen – sie mussten sich aus Angst vor weiteren Angriffen in Sicherheit bringen.

Unklare Motive, große Unsicherheit

Die Motive für diesen Angriff sind unklar. Laut einer Quelle aus Justizkreisen, die von dem Sender France Bleu kontaktiert wurde, war an diesem Nachmittag keine Ein- oder Auslieferung von Gefangenen geplant. Diese Tatsache wirft Fragen auf: Handelte es sich um einen Racheakt, einen Fluchtversuch oder eine gezielte Einschüchterung? Die Staatsanwältin von Lille, die sofort zum Tatort eilte, ließ einen Sicherheitskordon um das Gefängnis errichten, um die Ermittlungen voranzutreiben.

Politische Reaktionen

Das Entsetzen über diesen Angriff ist groß. Der zurückgetretene aber noch amtierende Justizminister Eric Dupond-Moretti meldete sich auf der Plattform X (ehemals Twitter) zu Wort: „Ich verurteile mit größter Entschlossenheit die Schüsse auf die Fassade des Gefängnisses von Lille-Loos-Sequedin. Mein voller Rückhalt gilt den Gefängnisbeamten, deren Einsatz beispielhaft ist. Alles wird unternommen, um die Täter zu fassen und hart zu bestrafen.“

Ein wachsendes Problem

Dieser Vorfall ist kein Einzelfall, sondern Teil einer besorgniserregenden Entwicklung. Angriffe auf Justizvollzugsanstalten und deren Mitarbeiter häufen sich in Frankreich. Sie sind Ausdruck einer zunehmenden Respektlosigkeit gegenüber staatlichen Institutionen und einer Verrohung der Gesellschaft. Es bleibt zu hoffen, dass die Täter schnell gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden – nicht nur, um Gerechtigkeit walten zu lassen, sondern auch, um ein klares Zeichen zu setzen: Solche Angriffe werden nicht toleriert.


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