Tag & Nacht

Seit dem 24. Februar ist das Gebäude des Cardo, Sitz von Sciences Po Strasbourg, blockiert. Der Grund: Studierende protestieren gegen die Partnerschaft des Instituts mit der privaten Reichman-Universität nahe Tel Aviv. Damit wollen sie auf eine mutmaßliche Verbindung der Hochschule zur israelischen Politik in Gaza aufmerksam machen.

Die Blockade ist kein spontaner Akt – sie ist das Resultat monatelanger Bemühungen, die laut den Protestierenden bislang auf taube Ohren gestoßen sind.

„Wir haben alles versucht“

„Die meisten hier verstehen das und unterstützen uns“, erklärt eine beteiligte Studentin. Sie betont, dass viele zwar grundsätzlich gegen eine Blockade seien, aber nach einer Erklärung oft einsehen, warum es dazu gekommen ist. „Wir haben E-Mails geschrieben, Petitionen gesammelt, versucht, mit der Universitätsleitung zu sprechen – nichts hat geholfen. Das hier war der letzte Ausweg.“

Seit Wochen gibt es an der Universität Diskussionen über die Partnerschaft mit der Reichman-Universität, die von Kritikern als problematisch angesehen wird. Doch vonseiten der Hochschulleitung gab es bislang keine Reaktion, die die Studierenden zufriedenstellt.

Kritik an der Universitätsleitung

Nicht nur Studierende, sondern auch einige Dozenten zeigen Verständnis für den Protest. Vincent Dubois, einer der unterstützenden Lehrenden, sieht die Verantwortung klar bei der Universitätsleitung. „Sie hat sich der Debatte verweigert und sogar eine Versammlung von Forschenden und Verwaltungspersonal verhindert. Das hat den Rückhalt für die Bewegung eher gestärkt als geschwächt.“

Die Hochschulleitung hält dagegen. Michel Deneken, Präsident der Universität, verteidigt die Partnerschaft und kritisiert die Proteste scharf. „Das ist ein komplett ideologisierter, instrumentalisierter Protest. Warum blockiert man nicht für die Rechte der Uiguren oder afghanischer Frauen?“, fragt er rhetorisch. Eine Auflösung der Blockade will er „in guter Abstimmung mit den Behörden“ erreichen.

Ein wiederkehrender Konflikt

Der Protest gegen die Kooperation mit der israelischen Universität schwelt bereits seit Juni letzten Jahres. Anfang Februar war der Cardo bereits blockiert, doch nach einer schrittweisen Öffnung blieben die Lehrveranstaltungen dennoch im Online-Format.

Auch im Januar gab es eine Blockade, damals verbunden mit dem Rücktritt von fünf Lehrenden aus dem Hochschulrat. Die derzeitige Aktion zeigt, dass der Konflikt noch lange nicht beigelegt ist. Die große Frage bleibt: Wird die Universitätsleitung auf die Forderungen eingehen oder wird die Situation weiter eskalieren?

Von C. Hatty

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