Tag & Nacht

Die beiden 17-Jährigen waren am späten Freitagabend ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo sie kurz darauf verstarben.

Ein weiteres Drama mit Jugendlichen, die bei Verfolgungsjagden mit der Polizei ums Leben gekommen sind. Zwei 17-jährige Teenager kamen am Freitag, dem 8. Dezember, bei einem Unfall ums Leben, nachdem sie sich in Chelles (Departement Seine-et-Marne) geweigert hatten, für eine Polizeikontrolle anzuhalten. Sie wurden in sehr ernstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert und erlagen dort ihren Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft leitete zwei Ermittlungsverfahren ein, eines wegen Befehlsverweigerung und ein anderes wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung.

Laut der Staatsanwaltschaft von Meaux war eine überfahrene rote Ampel am Freitagabend gegen 23 Uhr im benachbarten Département Seine-Saint-Denis der Ausgangspunkt für die Tragödie. Eine Besatzung der Brigade anticriminalité (BAC) aus Neuilly-sur-Marne versuchte daraufhin, den Motorroller zu kontrollieren, doch der Fahrer weigerte sich anzuhalten und setzte seine Fahrt noch etwa zwei Kilometer fort.

Die Beamten der BAC setzten daraufhin ihre „akustischen und optischen Warngeräte“ ein, um den Roller zum Anhalten zu bringen, so die Staatsanwaltschaft.

In Chelles angekommen, „versuchte der Fahrer zu bremsen, aber meiner Meinung nach zu spät“, so der Staatsanwalt von Meaux, Jean-Baptiste Bladier, vor der Presse und erklärte, dass das Zweirad „mit einer sehr hohen Geschwindigkeit“ auf einer „sehr nassen Fahrbahn“ unterwegs war.

Auf Bildern, die von der Körperkamera eines Polizisten aufgenommen wurden, „sieht man buchstäblich, wie das Fahrzeug unter den Füßen seiner Insassen wegrutscht. Danach geht alles extrem schnell“, so der Staatsanwalt weiter. „Die Körper rutschen und geraten unter ein Fahrzeug“, das an einer roten Ampel stand.

Der Sturz des Motorrollers war wahrscheinlich nicht die Folge eines Zusammenstoßes mit dem verfolgenden Polizeiauto, so die ersten Ergebnisse der Ermittlungen. Die Ermittler sprechen von spontanen Aussagen von zwei verschiedenen Autofahrern, die bestätigten, keinen materiellen Kontakt zwischen dem Polizei-Fahrzeug und dem Roller gesehen zu haben. Eine genauere technische Begutachtung soll diese Aussagen nun bestätigen.

Die beiden Jugendlichen, die im nahe gelegenen Vaires-sur-Marne (Departement Seine-et-Marne) wohnten, wurden am späten Freitagabend mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Der Beifahrer verstarb bereits am Samstagmorgen. Der Fahrer des Motorrollers starb am Sonntagnachmittag.

„Niemand verdient es, wegen einer Befehlsverweigerung zu sterben“, reagierte Innenminister Gérald Darmanin in einem Interview mit dem Medium Brut am Sonntag, noch bevor der zweite Todesfall bekannt wurde.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war der Fahrer des Motorrollers den Polizeibehörden bisher unbekannt, besaß aber keinen Führerschein. Der Beifahrer hingegen war der Polizei wegen Diebstahls und Drogenmissbrauchs bekannt.

Diese neueste Tragödie reiht sich ein in die Reihe von Fällen, in denen in den letzten Monaten in Frankreich junge Menschen bei Verfolgungsjagden mit der Polizei ums Leben gekommen sind. Im Juni hatte der Tod des 17-jährigen Nahel, der bei einer Verkehrskontrolle in Nanterre (Hauts-de-Seine) durch einen Schuss der Polizei getötet worden war, mehrere Nächte heftigster Krawalle und Gewalt im ganzen Land ausgelöst.

Seit Freitagabend haben die Polizeikräfte im Departement Seine-et-Marne verstärkte Sicherheitsmaßnahmen getroffen.


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