In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober kam es im südfranzösischen Département Var zu massiven Regenfällen, die innerhalb von nur einer Stunde die Wassermassen eines gesamten Monats freisetzten. Das Departement erlebte dabei plötzliche und verheerende Überschwemmungen.
Plötzliche Flut in Vidauban
Besonders hart traf es die Gemeinde Vidauban. Patricia Jacquier, eine Anwohnerin, wurde von den Fluten mitten in der Nacht überrascht: „Ich bin aufgewacht und stand plötzlich mit den Füßen im Wasser. So etwas habe ich hier noch nie erlebt“, erzählt sie. Sie war nicht die Einzige, die diese Erfahrung machen musste – viele Häuser standen unter Wasser, Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, und die Gewalt des Wassers warf sogar ganze Straßenteile auf.
Überall im Ort dasselbe Bild: Straßenschäden, entwurzelte Bäume und ein Eindruck von Zerstörung, der schockiert. Wie kann das sein, dass in einer Stunde mehr Regen fällt als sonst im ganzen Monat? Die Antwort liegt in der Intensität dieses extremen Wetterereignisses, das die Anwohner völlig unvorbereitet traf – und sie ratlos zurückließ.
Handwerker und Landwirte in Not
Während die Menschen noch versuchen, die Schäden zu begreifen, sind viele Existenzen bereits in Gefahr. Ein Heizungsmonteur verlor große Teile seines Materials, die von den Wassermassen weggeschwemmt wurden. „Ich weiß nicht, wie groß der Schaden ist, aber ich muss wohl einiges wegwerfen“, sagt er niedergeschlagen. Auch die Weinbauern der Region kämpfen mit den Folgen der Fluten. In den Weinbergen hat das Hochwasser Äste, Holz und Schlamm hinterlassen, die nun mühsam beseitigt werden müssen. Doch die größte Sorge: Die kommenden Tage sollen noch mehr Regen bringen.
Alle Augen sind auf die Flüsse gerichtet, deren Pegelstand immer weiter steigt. Die Gefahr ist längst nicht vorbei – weitere Überschwemmungen drohen, und das Département bleibt in Alarmbereitschaft. Es ist eine bedrückende Ungewissheit, die in der Luft liegt.
Der Klimawandel und seine Extremwetter
Die Frage, die sich nach solchen Naturereignissen immer wieder stellt: Werden diese Wetterextreme häufiger? Schauen wir uns die Entwicklung der letzten Jahre an, zeigt sich ein beunruhigender Trend. Vor allem im Süden Frankreichs treten solche heftigen Regenfälle vermehrt auf. Ein klassisches Beispiel sind die sogenannten „Cévenol-Episoden“, bei denen in kürzester Zeit riesige Mengen Wasser vom Himmel fallen. Was einmal als Ausnahme galt, scheint zur neuen Normalität zu werden.
Das ist kein Zufall. Der Klimawandel spielt eine entscheidende Rolle. Wärmere Temperaturen bedeuten, dass die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann – und das führt zu heftigeren Regenfällen, wenn diese Feuchtigkeit schließlich abregnet. Immer wieder erleben wir dann Situationen, in denen die Böden das Wasser nicht mehr aufnehmen können und Flüsse schnell über die Ufer treten. Die Folgen sind dramatisch: plötzlich auftretende Überschwemmungen, zerstörte Felder, Häuser unter Wasser und Menschen in Gefahr.
Ist unsere Infrastruktur für solche Herausforderungen gewappnet? Die Antwort ist oft ernüchternd. Viele unserer Abwassersysteme und Hochwasserschutzanlagen sind nicht auf solch extreme Wetterereignisse ausgelegt – sie stammen aus Zeiten, in denen Regenmengen dieses Ausmaßes seltener waren. Müssen wir uns also auf ein Leben mit immer häufigeren Fluten einstellen?
Vorbereitung auf eine neue Realität
Angesichts solcher Unwetterlagen fordern Experten verstärkte Maßnahmen, um sich an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen. Es geht darum, Hochwasserschutzsysteme zu modernisieren, Flussufer zu sichern und landwirtschaftliche Flächen besser zu schützen. Gleichzeitig müssen Frühwarnsysteme weiterentwickelt werden, um die Bevölkerung rechtzeitig vor herannahenden Gefahren zu warnen. Es wird nicht billig – aber die Alternative ist viel teurer, wenn wir nichts tun und solche Katastrophen immer häufiger über uns hereinbrechen.
Das Var, eine Region im Süden Frankreichs, steht symbolisch für das, was uns allen bevorsteht: ein Klimawandel, der nicht nur Gletscher schmelzen lässt oder tropische Stürme verstärkt, sondern direkt vor unserer Haustür für Chaos sorgt. Die Bewohner von Vidauban haben das in dieser Nacht hautnah erlebt. Und sie wissen: Wenn wir nicht schnell handeln, könnten solche Nächte zur traurigen Routine werden.
Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns verändern müssen – sondern wann wir endlich anfangen, den Klimawandel ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen.
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