Tag & Nacht




Die Skisaison wird kürzer, die Schneefallgrenze steigt – und doch setzen einige Wintersportorte unbeirrt auf Expansion. Andere wiederum suchen nach Alternativen. Der Wettlauf gegen die Erderwärmung hat längst begonnen.


Skifahren um jeden Preis?

Wintersportorte stehen vor einer kniffligen Frage: Soll man sich anpassen oder die letzten verbleibenden Schneereserven maximal ausnutzen? In den französischen Alpen zeigt sich dieser Konflikt besonders deutlich.

Ein Beispiel: In der Skistation Les Deux Alpes wurde gerade der schnellste Seilbahn der Welt in Betrieb genommen. Der neue „Jandri Express“ transportiert 3.000 Menschen pro Stunde auf über 3.000 Meter Höhe – doppelt so schnell wie sein Vorgänger. Kostenpunkt? 148 Millionen Euro. Eine gigantische Investition, obwohl die Alpen sich doppelt so schnell erwärmen wie der Rest Frankreichs.

Doch die Betreiber verteidigen das Projekt: Der Jandri sei nicht nur für den Winter gedacht. Er soll das ganze Jahr über Touristen anlocken – im Sommer mit Mountainbikern, Wanderern und Gleitschirmfliegern. So soll sich das Geschäftsmodell diversifizieren. Aber Hand aufs Herz: Kann eine Region, die historisch auf Schneetourismus aufgebaut ist, sich wirklich neu erfinden?


Der Trend zur Höhenflucht

Einige Stationen verfolgen eine andere Strategie – sie gehen noch höher hinaus. Wenn in tieferen Lagen der Schnee ausbleibt, sucht man ihn eben oberhalb von 3.000 Metern. Manche sprechen sogar davon, neue Pisten auf 3.500 Metern zu erschließen.

Doch ist das eine Lösung oder bloß eine Verdrängung des eigentlichen Problems? Schließlich schmelzen auch die Gletscher dramatisch. Selbst auf 3.500 Metern ist die Schneegarantie längst nicht mehr gegeben. Und was passiert, wenn die Erwärmung ungebremst weitergeht? Bauen wir dann Seilbahnen auf 4.000 Meter?


Die unbequeme Wahrheit

Die Realität sieht düster aus: In den letzten Jahrzehnten ist die Schneedecke in den Alpen um etwa 40 % zurückgegangen. Laut Klimamodellen könnte bis 2050 ein Drittel der Skigebiete in Europa unrentabel werden.

Gleichzeitig boomt der Skitourismus. In manchen Regionen wurden so viele künstliche Beschneiungsanlagen installiert, dass sie bis zu 50 % des gesamten Wasserverbrauchs im Winter verschlingen. Mancherorts gleicht ein Skigebiet eher einem Wasserkraftwerk als einer Naturlandschaft.


Und was jetzt?

Es gibt Alternativen. Einige Orte setzen verstärkt auf sanften Tourismus: Skitourengehen, Schneeschuhwandern, Winterwandern. Aktivitäten, die weniger Infrastruktur brauchen und besser mit den veränderten Bedingungen zurechtkommen.

Aber die Verlockung bleibt: Wenn der Schnee fehlt, setzt man eben auf noch mehr Technik – mehr Beschneiung, mehr Höhenlage, mehr Investitionen. Doch irgendwann stößt das an Grenzen. Die Frage ist nur: Wann?


Von Andreas M. B.

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