Mitten in einer der angespanntesten Phasen der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China überrascht die US-Regierung mit einer gezielten Entscheidung: Smartphones, Laptops und andere elektronische Geräte werden von den neuen Strafzöllen ausgenommen. Die Maßnahme, die am 12. April 2025 offiziell verkündet wurde, ist alles andere als ein Zufall – sie offenbart eine taktisch ausgeklügelte Linie im andauernden Wirtschaftskonflikt zwischen den beiden Supermächten.
Elektronikprodukte als strategischer Joker
Laut US-Zollbehörde (CBP) betrifft die Ausnahme rund 20 zentrale Komponenten aus dem Bereich der Elektronikfertigung. Darunter: Halbleiter, USB-Sticks, SSDs, SD-Karten und Flachbildschirme – also genau jene Bauteile, die essenziell für die Herstellung moderner Technik sind. Und das Gros dieser Waren kommt aus China. Die zunächst verhängten Zölle von bis zu 145 Prozent hätten hier wie ein wirtschaftlicher Hammer gewirkt.
Noch wichtiger: Auch Smartphones und Computer – Produkte, die mittlerweile zum Alltag gehören wie Brot und Butter – wurden explizit von den Zöllen ausgenommen. Der Gedanke dahinter ist klar: Ein drastischer Preisanstieg würde nicht nur die US-Verbraucher verärgern, sondern auch die eigene Tech-Industrie gefährden. Firmen wie Apple, die fast alle ihre iPhones in China fertigen lassen, wären massiv unter Druck geraten.
Wer will schon ein iPhone für 2.000 Dollar?
Ein globales Kräftemessen mit Nebenwirkungen
Diese Entscheidung kommt mitten in einer Phase massiver Gegenschläge. Nachdem Washington den wirtschaftlichen Schraubstock angezogen hatte, reagierte Peking mit eigenen Maßnahmen – 125 Prozent Einfuhrzoll auf bestimmte US-Waren. Der Ton ist rau, der Wirtschaftskrieg längst global.
Die Börsen reagierten prompt. Der französische Leitindex CAC 40 rutschte ab, auch an der Wall Street ging es turbulent zu. Investoren blicken nervös auf jede neue Schlagzeile. Kein Wunder, denn die Unwägbarkeiten im Welthandel bringen nicht nur Tech-Giganten ins Schwitzen, sondern auch kleinere Unternehmen, die auf stabile Lieferketten angewiesen sind.
Druck ausüben, ohne sich selbst zu schaden
Donald Trumps Kurs ist nicht neu – aber diesmal ungewöhnlich durchdacht. Mit der gezielten Ausnahme von Elektronikprodukten versucht er, die Schraube bei China anzuziehen, ohne gleichzeitig den eigenen Markt zu beschädigen. Es ist wie ein Schachzug mit doppeltem Boden: Während China wirtschaftlich geschwächt werden soll, bleibt der Konsument in den USA außen vor – zumindest vorerst.
Gleichzeitig signalisiert diese Geste auch Verhandlungsbereitschaft. Trump, bekannt für seine lautstarke Rhetorik, zeigte sich jüngst optimistisch, was ein mögliches Abkommen mit Peking betrifft. Zwischen den Zeilen liest man: Druck ist da – aber auch die Tür zur Diplomatie bleibt einen Spalt offen.
Europa schaut aufmerksam zu
Was zwischen den USA und China passiert, betrifft längst nicht nur diese beiden Länder. Auch Europa steht unter Beobachtung. Der französische Wirtschaftsminister Eric Lombard betonte kürzlich, wie wichtig es sei, dass Europa seine Position behauptet – und gleichzeitig offen für Gespräche bleibt. Denn auch für die EU geht es um nicht weniger als wirtschaftliche Stabilität.
Wie würde sich eine Eskalation auf europäische Hersteller auswirken? Welche indirekten Folgen könnte ein Handelskrieg auf deutsche Maschinenbauer oder französische Luxusgüter haben? Fragen, die derzeit in vielen Hauptstädten Europas intensiv diskutiert werden.
Kein Ende in Sicht – aber ein Moment der Klarheit
Die Zoll-Ausnahme für Smartphones und Computer ist keine Lösung – aber ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass sich inmitten eines aufgeheizten Konflikts noch Raum für Strategie, Vernunft und vielleicht sogar Kompromissbereitschaft findet.
Doch wie lange hält dieser Spagat? Die wirtschaftlichen Interessen sind komplex verwoben, die politischen Spannungen tief. Die Frage ist nicht mehr, ob es Verlierer geben wird – sondern nur noch, wie viele.
Und doch: Solche Manöver zeigen, dass selbst im erbitterten Streit noch Spielräume bestehen. Vielleicht ist genau das der Moment, in dem aus einem Handelskrieg langsam wieder ein Verhandlungsprozess entstehen kann. Oder ist das Wunschdenken?
Von C. Hatty
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