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Somalia, ein Land an der Ostküste Afrikas, steht an der Frontlinie zweier verheerender Krisen: kriegerische Konflikte und die massiven Auswirkungen des Klimawandels. Diese doppelte Herausforderung stürzt Millionen Menschen in Not und verzweifelte Überlebenskämpfe – die Lage ist alarmierend.

Kriegerische Konflikte und politische Instabilität

Seit dem Zusammenbruch der Zentralregierung 1991 ist Somalia in gewaltsame Auseinandersetzungen verstrickt. Milizen und Terrorgruppen wie Al-Shabaab haben weite Teile des Landes unter ihrer Kontrolle, was eine dauerhafte Instabilität schafft. Diese Konflikte betreffen nicht nur das tägliche Leben der Menschen, sondern erschweren auch den Zugang zu humanitärer Hilfe erheblich. Internationale Organisationen, die versuchen, in den am stärksten betroffenen Gebieten Hilfe zu leisten, sind häufig Ziel von Angriffen und haben oft keinen Zugang zu den gefährdetsten Regionen (UN News)​(Harvard Kennedy School).

Die Auswirkungen der Konflikte sind verheerend: Millionen Menschen wurden vertrieben, ihre Häuser zerstört, Felder und Infrastruktur vernichtet. Binnenflüchtlinge, die in Lagern leben, haben oft keinen Zugang zu den grundlegendsten Dingen wie Nahrung, Wasser oder medizinischer Versorgung ​(WFP).

Klimawandel und seine zerstörerischen Folgen

Die klimatischen Veränderungen verschärfen diese ohnehin schon katastrophale Situation. Somalia gehört zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. In den letzten Jahrzehnten ist die Durchschnittstemperatur stetig gestiegen, und gleichzeitig haben sich extreme Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen vervielfacht ​(Harvard Kennedy School). Seit 2020 hat das Land die schlimmste Dürre seit über 40 Jahren erlebt. Ganze Ernten wurden vernichtet, das Vieh stirbt massenhaft – eine Tragödie für ein Land, dessen Bevölkerung zu großen Teilen von Landwirtschaft und Viehzucht lebt (UNDP).

Ein besonders schlimmes Problem ist der Zugang zu Wasser. Über die Hälfte der somalischen Bevölkerung hat keinen einfachen Zugang zu sauberem Wasser. Die Flüsse trocknen aus, Brunnen versiegen, und in vielen Regionen sind die Menschen gezwungen, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, um überhaupt Wasser zu finden (WFP). Dies hat dramatische Folgen: Krankheiten wie Cholera verbreiten sich schneller, und die Sterblichkeitsrate steigt insbesondere bei Kindern rapide an (UN News).

Dürre und Hunger: Die stille Katastrophe

Die Dürre ist einer der Haupttreiber der aktuellen humanitären Krise in Somalia. Drei Regenzeiten in Folge sind ausgefallen – mit katastrophalen Folgen für die Landwirtschaft. Für viele Familien, die von der Landwirtschaft und Viehzucht leben, bedeutet dies den Verlust ihrer Lebensgrundlage. Mehr als 700.000 Menschen wurden allein durch die Dürre gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.

Auch die humanitären Organisationen vor Ort stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Trotz der intensiven Bemühungen, Menschen mit Nahrung und Wasser zu versorgen, sind die Ressourcen oft knapp. Hilfsorganisationen wie das Welternährungsprogramm (WFP) haben zwar Millionen Menschen erreicht, doch die Lage bleibt kritisch – insbesondere für Kinder, die von Mangelernährung betroffen sind. Ohne weitere internationale Unterstützung drohen in einigen Regionen Hungersnöte.

Kombinierte Krisen: Der Konflikt-Klimawandel-Zyklus

Die Folgen von Krieg und Klimawandel verstärken sich gegenseitig. Durch den anhaltenden Konflikt wird die Fähigkeit der somalischen Gesellschaft geschwächt, auf die klimatischen Herausforderungen zu reagieren. Infrastrukturprojekte, die den Zugang zu Wasser verbessern könnten, werden blockiert oder zerstört. Hinzu kommt, dass bewaffnete Gruppen Wasserquellen kontrollieren und den Zugang dazu oft als Waffe in den Konflikten einsetzen. Gleichzeitig zwingt der Klimawandel viele Menschen zur Flucht, was die ohnehin angespannte Lage in den Flüchtlingslagern weiter verschärft.

Hoffnung auf Resilienz?

Trotz der düsteren Lage gibt es auch Hoffnung. Internationale Organisationen, darunter die Vereinten Nationen und das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), arbeiten mit der somalischen Regierung und lokalen Gemeinschaften zusammen, um klimaresiliente Strukturen aufzubauen. Dazu gehören Projekte, die nachhaltige Wasserressourcen schaffen, wie etwa der Bau von Staudämmen und Wasserreservoirs, sowie die Förderung von alternativen Einkommensquellen wie Gemüseanbau und Imkerei (UNDP).

Langfristig wird jedoch klar: Ohne Frieden und stabile politische Verhältnisse wird es für Somalia äußerst schwierig sein, sich an den Klimawandel anzupassen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen internationalen Akteuren, der somalischen Regierung und den betroffenen Gemeinschaften kann eine nachhaltige Lösung gefunden werden.

Die Herausforderungen, vor denen Somalia steht, sind enorm – doch mit Entschlossenheit und internationaler Unterstützung gibt es eine Chance auf Erholung. Die Menschen in Somalia brauchen dringend mehr als nur kurzfristige Hilfe – sie brauchen langfristige Lösungen, die ihnen ermöglichen, in einer sich verändernden Welt zu überleben.


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