Die fliegenden Händler in Paris – ein Phänomen, das nicht verschwindet. Trotz regelmäßiger Polizeieinsätze kehren die illegalen Straßenverkäufer immer wieder zurück, und die Behörden stehen vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe. Besonders rund um den Eiffelturm sind die Verkäufer kaum zu übersehen.
Rückkehr nach den Olympischen Spielen
Vor den Olympischen Spielen 2024 gab es in Paris eine Großoffensive, um die Stadt von den zahlreichen illegalen Straßenhändlern zu säubern. Der Eiffelturm, als eine der größten Touristenattraktionen weltweit, war ein Hauptziel. Wer sich während der Spiele dort aufgehalten hat, dem fiel auf, dass kaum jemand versuchte, Souvenirs „unter der Hand“ zu verkaufen. Doch kaum war der Ausnahmezustand der Olympiuade vorbei, kehrten auch die Verkäufer zurück.
Es ist fast schon eine tägliche Routine: Touristen spazieren rund um den berühmten Eiffelturm, genießen die Aussicht – und werden dabei regelmäßig von fliegenden Händlern angesprochen, die Sonnenbrillen, Eiffelturmschlüsselanhänger oder Hüte anbieten. Ein Verkäufer gibt offen zu: „Das läuft immer gleich ab, aber wir sind das gewohnt.“ Obwohl die Polizei regelmäßig Präsenz zeigt, scheint es den Verkäufern nicht wirklich etwas auszumachen. Manche von ihnen verdienen pro Tag zwischen 50 und 60 Euro – nicht wenig für einen Job, der weder Lizenzen noch Abgaben erfordert.
Polizei bleibt hartnäckig – doch reicht das?u
Die Pariser Polizeipräfektur gibt sich jedoch nicht geschlagen. Besonders in den letzten Monaten ist der Kampf gegen die „Vente à la Sauvette“, wie der illegale Straßenhandel in Frankreich genannt wird, wieder intensiver geworden. Im nördlichen Teil der Stadt fanden kürzlich großangelegte Kontrollen statt, bei denen 30 Personen überprüft und 28 angezeigt wurden.
Doch trotz der stetigen Bemühungen der Polizei bleibt die Frage: Wie nachhaltig sind diese Maßnahmen wirklich? Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – seit Anfang 2024 wurden fast 5.500 Anzeigen gegen Straßenverkäufer gestellt. Diese können mit bis zu 6 Monaten Gefängnis und 4.000 Euro Geldstrafe bestraft werden. Aber was bedeuten diese Strafen wirklich für jemanden, der ohnehin in einem prekären Umfeld lebt?
Für viele der Verkäufer scheint das Risiko tragbar. Ein kurzer Aufenthalt in Gewahrsam oder eine hohe Geldstrafe schreckt sie selten dauerhaft ab – dafür sind die Verdienstmöglichkeiten einfach zu verlockend.
Warum ist das Problem so hartnäckig?
Es wäre zu einfach, die Schuld allein auf die Verkäufer zu schieben. Diese Menschen agieren oft in einem rechtlichen Graubereich, der ihnen kaum Alternativen bietet. Sie stammen häufig aus prekären Verhältnissen und suchen nach einer Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen. Viele von ihnen sind Migranten, die entweder keine Arbeitserlaubnis haben oder die schlicht keine reguläre Beschäftigung finden.
Außerdem boomt der Markt für die günstigen Souvenirs. Touristen, besonders in einer teuren Stadt wie Paris, freuen sich über die günstigen Alternativen zu den überteuerten Andenkenläden. Für ein paar Euro bekommt man einen Mini-Eiffelturm oder ein Paris-T-Shirt – eine Verlockung, der nur wenige widerstehen können. Die fliegenden Händler wissen genau, dass ihre Kunden auf der Jagd nach Schnäppchen sind.
Die Touristen und der Souvenir-Wahn
Wer hat nicht schon mal am Straßenrand in einer großen Stadt etwas mitgenommen, das einen an die Reise erinnern soll? Touristen lieben kleine Mitbringsel, die sie ihren Liebsten zeigen oder schenken können – und seien wir ehrlich: Es muss nicht immer das Original sein. Ein winziger Eiffelturm aus Plastik mag nicht das eleganteste Andenken sein, aber als Geschenk sorgt er immer noch für ein Lächeln.
Doch wo Schnäppchen locken, gibt es immer auch eine dunklere Seite. Viele der Waren, die auf der Straße angeboten werden, stammen aus fragwürdigen Produktionsketten. Sie werden in Massen produziert, oft ohne Rücksicht auf Arbeitsbedingungen oder Qualität. Auch das ist ein Grund, warum die Stadt Paris das Phänomen der Straßenverkäufer stärker ins Visier nimmt. Es geht nicht nur um Ordnung und Sicherheit, sondern auch um den Schutz der Konsumenten vor schlechten Produkten.
Ein ewiger Kreislauf?
Während die Behörden weiterhin versuchen, das Problem in den Griff zu bekommen, bleibt die Frage, ob es überhaupt eine dauerhafte Lösung geben kann. Solange es Nachfrage gibt, wird es auch Anbieter geben. Solange Touristen nach günstigen Souvenirs suchen und die Händler eine Einkommensquelle benötigen, bleibt die „Vente à la Sauvette“ wohl ein fester Bestandteil des Pariser Stadtbildes.
Aber wäre es nicht besser, diesen Handel zu regulieren, statt ihn zu verbieten? Eine Idee, die zwar immer wieder mal diskutiert wird, aber bisher keinen echten politischen Rückhalt findet. Es könnte eine Lösung sein, diesen Verkäufern legale Möglichkeiten zu bieten, ihre Waren anzubieten – vielleicht in dafür vorgesehenen Zonen oder Märkten. Damit würde man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Stadt behielte die Kontrolle, und die Verkäufer hätten eine faire Chance, ohne sich ständig vor Strafen zu fürchten.
Doch bis solche Ideen Realität werden, bleibt alles beim Alten: Die Verkäufer verschwinden, wenn die Polizei naht, um dann im nächsten Moment wieder aufzutauchen. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das wohl noch lange andauern wird.
Der Blick auf die Realität zeigt: Solange der Eiffelturm steht, wird es dort wohl auch weiterhin Verkäufer geben, die versuchen, aus den Touristen ein kleines Geschäft zu machen – mit oder ohne Genehmigung. Wer könnte es ihnen verübeln?
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