Tag & Nacht

Die Bretagne kämpft mit den schweren Folgen der Sturmtief Herminia, das starke Regenfälle, Hochwasser und Sturmböen mit sich bringt. Besonders betroffen ist das Département Ille-et-Vilaine, wo zahlreiche Flüsse über die Ufer treten, Straßen unpassierbar sind und Bewohner ihre Häuser verlassen mussten. Die Lage bleibt angespannt, denn laut Prognosen wird der Regen im Verlauf des Tages erneut zunehmen.


Ausnahmezustand in sieben Gemeinden

In Ille-et-Vilaine haben sieben Gemeinden den kommunalen Notfallplan aktiviert, darunter Rennes, Betton, Guichen, Bruz, Pacé, Noyal-Châtillon und Guipry-Messac. Das klingt nicht nach einem Sonntag, den man gerne erlebt. Krisenstäbe versuchen, die chaotischen Zustände zu bewältigen. Besonders dramatisch: In Rennes wurden innerhalb von 24 Stunden Niederschläge von bis zu 40 Millimetern gemessen – das entspricht dem Regen von zwei Wochen! In Redon und der Region Brocéliande waren es sogar 50 Millimeter.

Flüsse wie der Meu, die Ille, die Seiche und der obere Abschnitt der Vilaine sind bereits über die Ufer getreten. Besonders in Rennes ist die Situation brisant: Der Kanal von Ille-et-Rance hat kritische Pegel erreicht, und die Schleuse am Kanal Saint-Martin steht unter Wasser.

„Wir haben die Pegelstände der großen Überschwemmung von Mai 1981 bereits überschritten“, erklärte Nathalie Appéré, die Bürgermeisterin von Rennes, und warnte, dass die Wasserstände bis Sonntagabend weiter steigen werden. Besonders betroffen sind die Stadtteile Apigné, Prévalaye und Motte-Brûlon, wo am Samstag Evakuierungen angeordnet wurden. Zwei Notunterkünfte wurden für betroffene Bewohner geöffnet – in den Turnhallen Constant Véron (Stadtteil Bourg l’Évêque) und Jules Isaac (Bellangerais).


Der Verkehr: Ein einziges Chaos

Auch auf den Straßen und Schienen zeigt sich, wie stark das Wetter die Region lahmlegt. Die Nationalstraße RN 24, die Rennes und Lorient verbindet, ist in Höhe von Mordelles gesperrt – es gibt eine Umleitung, die jedoch zusätzliche Fahrzeiten bedeutet. Die Züge zwischen Rennes und Saint-Malo wurden seit Samstagabend gestrichen, während auf anderen Strecken wie Rennes–Saint-Brieuc und Rennes–Vannes erhebliche Verspätungen auftreten.

Die Situation auf See ist ebenso herausfordernd: Wegen der Sturmböen hat die Reederei Breizh Go Penn ar Bed alle Fährverbindungen zwischen der Île-de-Sein und dem Festland gestrichen. Nur eine einzige Überfahrt zwischen Brest, Molène und Ouessant wird am Sonntag durchgeführt. Im Morbihan wurden alle Verbindungen von Quiberon nach Belle-Île-en-Mer ab Sonntagnachmittag abgesagt, und die Verbindungen zu den Inseln Houat und Hoëdic fallen komplett aus.

Am Montag und Dienstag werden weitere Störungen erwartet, was zeigt, dass die Region sich nicht so schnell von Herminia erholen wird.


Wie erleben die Menschen vor Ort die Krise?

In solchen Momenten zeigt sich die wahre Belastungsprobe für die betroffenen Gemeinden. Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf und erfahren, dass Ihr Stadtteil evakuiert wird, weil der Fluss hinter Ihrem Haus über die Ufer getreten ist. Kein Strom, kein Internet, und die Straßen in Ihrer Umgebung gleichen einer Seenlandschaft.

Für viele Bewohner ist genau das Realität geworden. In Rennes organisieren Nachbarn gegenseitige Unterstützung, während die Rettungsdienste unermüdlich im Einsatz sind. Menschen werden mit Booten aus ihren Häusern evakuiert, Sandsäcke werden gestapelt, und in den Notunterkünften versuchen Familien, etwas Ruhe zu finden – auch wenn das leichter gesagt als getan ist.


Wetterextreme – ein Symptom des Klimawandels?

Man könnte sich fragen: Warum häufen sich solche extremen Wetterereignisse? Die Antwort darauf ist leider klar – der Klimawandel ist ein treibender Faktor.

Durch die steigenden globalen Temperaturen nehmen die Verdunstung und die Feuchtigkeit in der Atmosphäre zu, was zu intensiveren und häufigeren Regenfällen führt. Gleichzeitig wird das Risiko von Stürmen und Überschwemmungen durch steigende Meeresspiegel und veränderte Wettermuster verstärkt. Der Klimawandel ist kein fernes Problem mehr, sondern zeigt sich direkt vor unserer Haustür – sei es in der Bretagne, in Deutschland oder anderswo auf der Welt.

Herminia ist nicht der erste Sturm dieser Art, und es wird auch nicht der letzte sein. Doch wie können wir uns besser vorbereiten?


Maßnahmen für die Zukunft

Die Ereignisse der letzten Tage machen deutlich, wie wichtig eine widerstandsfähige Infrastruktur ist. Dazu gehört nicht nur der Bau von Hochwasserschutzanlagen, sondern auch die Renaturierung von Flussgebieten, um mehr Platz für Wasser zu schaffen. Auch urbane Gebiete müssen besser auf Starkregen vorbereitet werden – durch intelligente Entwässerungssysteme, mehr Grünflächen und eine klügere Stadtplanung.

Aber es geht nicht nur um bauliche Maßnahmen. Wir müssen auch unseren Beitrag dazu leisten, die globale Erwärmung zu bremsen. Weniger fossile Brennstoffe, mehr erneuerbare Energien, nachhaltigere Lebensweisen – all das sind Schritte, die wir jetzt gehen müssen, um zukünftige Katastrophen zu mildern.


Hoffnung und Zusammenhalt

Trotz der chaotischen Lage gibt es auch Lichtblicke. Die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort ist beeindruckend, und die Rettungskräfte arbeiten unermüdlich daran, Leben zu schützen und Schäden zu minimieren. In solchen Momenten zeigt sich, wie stark Gemeinschaften sein können, wenn sie zusammenhalten.

Wenn eines sicher ist, dann dies: Nach dem Sturm kommt auch wieder die Ruhe – und mit ihr die Gelegenheit, Lehren aus der Krise zu ziehen. Bis dahin bleibt jedoch nur, wachsam zu bleiben, einander zu helfen und das Beste aus der Situation zu machen.

Die Bretagne wird sich von Herminia erholen. Die Frage ist nur, wie viele Stürme noch kommen werden – und ob wir bis dahin besser vorbereitet sind.


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