Tag & Nacht

Wenn Naturgewalten wie die aktuelle Tempête Eowyn über Europa fegen, zeigt sich einmal mehr, wie sehr unser Alltag von den Launen des Wetters abhängt. Die Bretagne und besonders der französische Département Morbihan stehen unter der Anspannung einer orangefarbenen Wetterwarnung, während Irland von der vollen Wucht der Sturmböen getroffen wird. Aber was steckt hinter diesem Extremwetter, und wie sieht die Bilanz bisher aus?


Frankreich: Dauerregen und überschwemmungsgefährdete Böden

Ab Freitagabend, dem 24. Januar, wird das Département Morbihan in der Bretagne in Alarmbereitschaft versetzt. Nach Angaben von Météo-France erwartet die Region „nachhaltigen und zeitweise intensiven Regen“. Klingt zunächst typisch für diese Jahreszeit, könnte man meinen – aber der Teufel steckt, wie so oft, im Detail. Die Böden der Region sind bereits stark durchnässt, und das macht die Situation besonders brisant.

Die Regenfälle werden sich voraussichtlich bis Mitternacht ziehen, was das Risiko für Überschwemmungen erheblich erhöht. Und genau das zeigt, warum solche Warnungen ernst genommen werden müssen. Es geht nicht nur um den Regen an sich, sondern auch um die Vorbedingungen, die er vorfindet. Wenn der Boden kein Wasser mehr aufnehmen kann, bleibt dieses an der Oberfläche – mit teils verheerenden Folgen.


Irland: Windgeschwindigkeiten auf Rekordniveau

Während sich die Bretagne auf die Regenfront vorbereitet, hat Irland bereits das Schlimmste hinter sich – zumindest, was die erste Welle der Tempête Eowyn betrifft. Der Sturm hat hier regelrechte Rekorde aufgestellt. An der Westküste bei Galway wurden Böen mit einer Geschwindigkeit von 183 km/h gemessen. Das ist nicht nur ein beeindruckender, sondern auch ein beunruhigender Wert. Zum Vergleich: Solche Windgeschwindigkeiten werden in der Regel nur bei Hurrikans in tropischen Regionen registriert.

Und es blieb nicht bei den Windgeschwindigkeiten. Ganze 800.000 Haushalte sind ohne Strom, da die Sturmböen das irische Stromnetz erheblich beschädigt haben. Das öffentliche Elektrizitätsunternehmen ESB sprach von Schäden in einem Ausmaß, das man so noch nicht erlebt habe. Die Reparaturen, so heißt es, werden Zeit in Anspruch nehmen.

Man könnte fast fragen: Wie bereitet man sich eigentlich auf solche Extreme vor, wenn selbst die härtesten Infrastrukturen an ihre Grenzen stoßen?


Stillstand in Irland: Kein Strom, keine Flüge, geschlossene Schulen

Neben den Schäden an der Stromversorgung führte Eowyn in Irland zu einem weitgehenden Stillstand des öffentlichen Lebens. Schulen wurden geschlossen, und auch der Transportsektor kam massiv ins Wanken. Allein am Flughafen Dublin wurden rund 230 Flüge gestrichen. Für viele Menschen bedeutete das: Ein unfreiwilliger Ruhetag, während draußen der Sturm tobte.

Auch Nordirland war stark betroffen. Hier waren 93.000 Haushalte ohne Strom, und die Menschen mussten sich auf schwierige Bedingungen einstellen. Die britische Provinz konnte sich aber zumindest etwas besser vorbereiten, da die Wetterwarnungen frühzeitig herausgegeben wurden. Ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig präzise meteorologische Vorhersagen sind.


Was treibt die Stärke der Tempête Eowyn an?

Die Frage, warum Stürme wie Eowyn immer häufiger und intensiver auftreten, ist keine einfache – aber sie lässt sich zumindest in Teilen beantworten. Ein zentraler Faktor ist der Klimawandel. Die Erderwärmung verändert die Temperaturverhältnisse in der Atmosphäre und den Ozeanen, was wiederum die Bildung und Intensität von Sturmsystemen beeinflusst. Wärmere Meere liefern Stürmen mehr Energie, während veränderte Luftdrucksysteme ihre Bahnen beeinflussen.

Der Punkt ist: Diese Dynamik ist kein Zufall. Seit Jahren warnen Wissenschaftler davor, dass Extremwetterereignisse wie Stürme, Hitzewellen oder Starkregen zunehmen werden. Eowyn ist nur ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie ernst die Lage bereits ist.


Die Rolle der Gemeinschaft: Wie gehen wir mit Extremwetter um?

In solchen Momenten zeigt sich, wie wichtig Solidarität und Gemeinschaft sind. Ob es darum geht, Nachbarn bei Überschwemmungen zu helfen oder Schutzräume für diejenigen bereitzustellen, die sie benötigen – Krisenzeiten verlangen nach gemeinsamen Anstrengungen.

Gleichzeitig wird auch klar, dass langfristige Lösungen gefragt sind. Dazu gehören nicht nur bessere Frühwarnsysteme, sondern auch Investitionen in resilientere Infrastrukturen. Warum beispielsweise Stromleitungen in stark sturmgefährdeten Regionen nicht häufiger unterirdisch verlegt werden, ist eine berechtigte Frage.


Fazit: Ein Blick nach vorn

Die Tempête Eowyn ist ein Weckruf – ein weiterer in einer langen Liste von Extremwetterereignissen, die uns daran erinnern, wie verwundbar wir gegenüber den Kräften der Natur sind. Doch sie zeigt auch, wie wichtig es ist, rechtzeitig zu handeln, sowohl bei der kurzfristigen Katastrophenhilfe als auch bei der langfristigen Klimaanpassung.

Bleibt nur die Frage: Wie viele solcher Weckrufe brauchen wir noch, bevor wir den Kurs wirklich ändern?


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!