Pavel Durov, der Gründer und CEO von Telegram, hat Frankreich verlassen und ist zurück in Dubai – obwohl die Ermittlungen gegen ihn noch laufen.
Nach sieben Monaten in Frankreich, wo er wegen Vorwürfen verhaftet wurde, dass seine Plattform für kriminelle Aktivitäten genutzt wurde, meldete sich der 40-Jährige nun aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zurück.
„Der Prozess läuft weiter, aber es fühlt sich großartig an, wieder zu Hause zu sein“, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal.
Ermittlungen laufen weiter
Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte, dass Durov weiterhin unter Beobachtung steht. Allerdings seien die „gerichtlichen Auflagen“ zwischen dem 15. März und dem 7. April ausgesetzt worden. Einschränkungen für seine Ausreise aus Frankreich gab es offenbar nicht.
Laut der britischen Zeitung The Guardian flog der Unternehmer am Samstagmorgen von genau jenem Flughafen in Frankreich ab, an dem er im vergangenen August verhaftet wurde – eine Reise von rund 3.300 Meilen.
Durov bedankte sich bei den Ermittlungsrichtern, seinen Anwälten und seinem Team für ihre „unermüdlichen Bemühungen“. Telegram habe sich jahrelang an gesetzliche Vorschriften gehalten und diese sogar übertroffen, wenn es um Moderation, Zusammenarbeit und den Kampf gegen Kriminalität gehe, betonte er.
Ein umstrittener Unternehmer mit bewegter Vergangenheit
Durov ist eine schillernde Figur in der Tech-Welt. Geboren in Russland, gründete er 2013 Telegram und verließ sein Heimatland ein Jahr später, nachdem er sich geweigert hatte, die VKontakte-Profile von Regierungskritikern zu sperren. Kurze Zeit später verkaufte er die Plattform und zog weiter. Heute besitzt er neben der VAE-Staatsbürgerschaft auch die französische.
Telegram zählt weltweit mehr als 950 Millionen Nutzer. Besonders beliebt ist die Plattform in Russland, Osteuropa und dem Nahen Osten – aber auch bei rechtsextremen Gruppen in den USA.
Vorwürfe: Kriminelle Aktivitäten auf Telegram
Der Grund für die juristischen Probleme? Französische Behörden werfen Durov vor, nicht genug gegen kriminelle Aktivitäten auf Telegram zu unternehmen. Drogenhandel, Betrug, Kinderpornografie – all das finde auf der Plattform statt, so die Anschuldigungen. Durov selbst bestreitet die Vorwürfe vehement und nennt seine Verhaftung „fehlgeleitet“ und „überraschend“.
„Telegram ist kein anarchisches Paradies“, stellte er klar. Er kritisierte zudem, dass man ihn als CEO für die Vergehen Dritter zur Verantwortung ziehen wolle – mit Gesetzen aus einer Zeit, in der es noch nicht einmal Smartphones gab.
Ein Experte verglich Telegram gegenüber der BBC gar mit dem „Darknet in deiner Hosentasche“ – ein harter Vorwurf gegen eine der weltweit am häufigsten genutzten Messenger-Apps.
Kampf gegen illegale Inhalte – ein neuer Kurs?
Trotz seiner Kritik kündigte Durov an, dass Telegram verstärkt gegen illegale Inhalte vorgehen werde. „Während 99,999 % unserer Nutzer nichts mit Kriminalität zu tun haben, hinterlässt die 0,001 %, die es tun, einen schlechten Eindruck – und gefährdet das Vertrauen in die gesamte Plattform.“
Sein Ziel für 2024: Die Moderation auf Telegram soll nicht mehr in der Kritik stehen, sondern als Vorbild dienen.
Ein erster Schritt in diese Richtung? Im Dezember ging Telegram eine Partnerschaft mit der britischen Internet Watch Foundation ein, um bestimmte illegale Inhalte automatisch zu erkennen und zu entfernen.
Ob das ausreicht, um die Kritiker zu besänftigen, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Pavel Durov bleibt eine der umstrittensten Figuren der digitalen Welt – und Telegram eine Plattform, die sowohl Millionen Fans als auch mächtige Feinde hat.
Autor: C. Hatty
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