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Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, bleibt standhaft: Der Périphérique, die stark befahrene Ringstraße rund um die Hauptstadt, soll bald ein neues Tempolimit von 50 km/h bekommen. Diese Maßnahme, die sie bereits im November 2023 ankündigte, wird voraussichtlich im Oktober dieses Jahres in Kraft treten – so ist zumindest der Plan.

Gesundheit geht vor – aber was bedeutet das für die Autofahrer?

„Das ist eine Maßnahme des Gesundheitsschutzes für die 500.000 Menschen, die in der Nähe des Périphériques leben“, verteidigt Hidalgo ihr Vorhaben. Es steht außer Frage, dass die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit die Luftqualität verbessern und den Lärmpegel senken könnte. Diese Überzeugung teilt auch die Stadtverwaltung, die überzeugt ist, dass der Schutz der Anwohner Vorrang hat.

Doch hier beginnen die Probleme. Denn so einfach ist es nicht, das neue Tempolimit durchzusetzen. Laut Laurent Nunez, dem Polizeipräfekten von Paris, benötigt die Stadt das grüne Licht von der Polizei, um diese Maßnahme zu implementieren – und genau das hat die Präfektur bislang nicht gegeben. Auch die französische Regierung hatte sich im Herbst 2023 gegen das Tempolimit ausgesprochen.

Die Stadt Paris zeigt sich jedoch unbeirrt. „Wir werden im Einklang mit dem Gesetz vorangehen“, betont Hidalgo. Aber was, wenn die Regierung oder die Präfektur sich weiterhin querstellen? Dann könnte es spannend werden.

Eine weitere Neuerung: Die Zukunft der olympischen Fahrspuren

Die Diskussionen um den Périphérique sind nicht die einzigen verkehrspolitischen Pläne, die Anne Hidalgo im Kopf hat. In einem Interview mit der Zeitung Ouest-France sprach sie auch über die Zukunft der „olympischen Fahrspuren“, die während der Olympischen Spiele 2024 exklusiv für Teilnehmer, Funktionäre und Rettungsfahrzeuge reserviert waren.

Hidalgo hat klare Vorstellungen: Nach den Spielen sollen diese Fahrspuren für den öffentlichen Verkehr und vor allem für Fahrgemeinschaften reserviert bleiben. Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz, wie sie betont. Doch auch hier könnte es Widerstand geben – denn die Entscheidung liegt nicht alleine in ihrer Hand. Hidalgo hat Präsident Emmanuel Macron darum gebeten, die Schaffung dieser reservierten Fahrspuren nach den Spielen nicht rückgängig zu machen. Sollte der Staat nicht mitziehen, ist sie entschlossen, die Sache notfalls im Alleingang durchzusetzen.

„Ich erinnere daran, dass Frankreich regelmäßig wegen seiner Untätigkeit in Sachen Luftverschmutzung verurteilt wird“, fügt Hidalgo hinzu. Für sie ist klar: Die Reduzierung des Verkehrs und die Verbesserung der Luftqualität in Paris sind Ziele, die nicht verhandelbar sind.

Was steht auf dem Spiel?

Für viele Pariser und Pendler könnten diese Maßnahmen den Alltag erheblich verändern. Ein Tempolimit von 50 km/h auf dem Périphérique würde die Fahrzeiten vermutlich verlängern, könnte jedoch gleichzeitig den Verkehr sicherer und die Stadt lebenswerter machen. Die Diskussion um die olympischen Fahrspuren ist ein weiterer Punkt, der die Frage aufwirft: Wie soll sich die Stadt nach den Olympischen Spielen entwickeln? Werden Umwelt- und Gesundheitsschutz gegenüber Mobilitätsinteressen Vorrang haben?

Das Thema bleibt spannend. Anne Hidalgo hat klar gemacht, dass sie fest entschlossen ist, ihre Pläne durchzusetzen – im Einklang mit dem Gesetz und notfalls auch gegen Widerstände. Wie weit sie dabei gehen wird und welche Kompromisse eventuell nötig sein werden, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Diese Maßnahmen werden das Stadtbild von Paris nachhaltig beeinflussen – zum Positiven oder zum Negativen, das liegt im Auge des Betrachters.


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