Frühling 2025 – doch bei Tesla will keine Frühlingsstimmung aufkommen. Die Verkaufszahlen in Frankreich sind eingebrochen, und das nicht nur ein bisschen: Im April wurden nur 863 Fahrzeuge neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang von satten 59,45 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Während der gesamte französische Automarkt mit einem Minus von 5,64 Prozent zwar auch nicht glänzt, fällt Teslas Absturz geradezu dramatisch aus.
Was läuft da schief beim einstigen E-Auto-Vorreiter?
Ein steter Rückgang – mit Ansage?
Schon seit Anfang 2024 geht es für Tesla in Frankreich bergab. Im gesamten Jahr 2024 lagen die Verkaufszahlen bereits um 35 Prozent unter denen von 2023. Im bisherigen Verlauf von 2025 hat sich der Rückgang sogar noch verschärft: minus 43,98 Prozent – ein regelrechter Einbruch. Diese Entwicklung ist mehr als nur ein Ausrutscher, sie scheint ein Trend zu sein.
Dabei ist Frankreich für Tesla eigentlich ein wichtiger Markt. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache – und das mit zunehmender Deutlichkeit.
Drei Gründe für das Verkaufsdebakel
Erstens: Tesla ruht sich auf seinen Lorbeeren aus. Die Model 3 und Model Y machen ganze 95 Prozent der Verkäufe aus – das ist effizient, aber auch monoton. Wer will schon immer das gleiche Auto fahren? Innovation, einst das Markenzeichen von Elon Musks Unternehmen, wirkt inzwischen seltsam abwesend.
Zweitens: Die Konkurrenz schläft nicht. Im Gegenteil: Hersteller wie Renault und Peugeot bringen frische Modelle auf den Markt, und das mit durchschlagendem Erfolg. 2024 stiegen ihre Elektroauto-Verkäufe um 52 beziehungsweise 35 Prozent. Besonders Renault punktet mit seinen lokal produzierten Modellen wie der neuen R5 – einem Retro-Klassiker mit modernem Antrieb, der den Nerv der Zeit trifft.
Drittens: Die Politik macht’s schwer. Die Streichung des Umweltbonus für in China produzierte Fahrzeuge trifft auch Tesla – einige Modelle werden eben genau dort gefertigt. Der einstige Preisvorteil schmilzt dahin, und mit ihm ein Teil der Attraktivität.
Der Elektroboom geht weiter – nur ohne Tesla?
So paradox es klingt: Während Tesla verliert, wächst der Markt für E-Autos in Frankreich. Im ersten Quartal 2025 stieg der Anteil elektrisch betriebener Neuwagen auf 18,2 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 16,9 Prozent. Die Elektro-Revolution läuft also – nur Tesla scheint nicht mehr der Taktgeber zu sein.
Frankreichs Automobilbranche erlebt gerade einen Wandel. Die heimische Produktion elektrischer Fahrzeuge legte 2024 um ganze 68 Prozent zu. Das sorgt für Arbeitsplätze, politische Zustimmung und – ganz wichtig – steuerliche Vorteile. Wer lokal produziert, profitiert. Wer auf Importe setzt, hat es schwer.
Tesla am Scheideweg
Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Die Gigafactory in Berlin/Brandenburg könnte ein entscheidender Hebel sein. Wenn Tesla es schafft, dort Modelle speziell für den europäischen Markt zu fertigen – kompakter, effizienter, günstiger –, könnte die Trendwende gelingen.
Doch dazu braucht es mehr als Technik. Tesla muss sich strategisch neu ausrichten, schneller auf Markttrends reagieren und endlich wieder Impulse setzen. Die Kundschaft ist anspruchsvoller geworden, die Konkurrenz kreativer – der Bonus des „coolen Außenseiters“ ist aufgebraucht.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Könnte es sein, dass Tesla im wichtigsten Automarkt Europas bald nur noch eine Randnotiz ist? Noch ist es nicht so weit. Doch wenn der Kurs nicht bald korrigiert wird, droht genau das.
Vielleicht braucht es ein bisschen weniger Elon-Magic – sondern einfach bodenständige europäische Modellpolitik, wie sie Renault gerade vormacht.
Von M.A.B.
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