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Ein tragischer Unfall auf La Réunion hat erneut die tödliche Gefahr defekter Takata-Airbags verdeutlicht. Ein 2003er Honda Jazz, der bereits wegen fehlerhafter Airbags zurückgerufen wurde, war in den Unfall verwickelt – mit verheerenden Folgen.

Ein Unfall mit schrecklichen Folgen

Es war ein gewöhnlicher Donnerstagabend auf der Route du Littoral zwischen Saint-Paul und Saint-Denis, als es gegen 21:45 Uhr zu einem folgenschweren Unfall kam. Der Fahrer eines Honda Jazz verlor beim Überholen die Kontrolle über sein Fahrzeug und kollidierte mit zwei anderen Autos. Als die Rettungskräfte eintrafen, bot sich ihnen ein grauenhafter Anblick: Die Verletzungen des Fahrers deuteten klar auf eine Explosion des Airbags hin. Sein Gesicht war entstellt, die Knochen der unteren Gesichtspartie gebrochen – Verletzungen, wie sie bei früheren Takata-Airbag-Unfällen weltweit beobachtet wurden.

Die gendarmerie locale hat die Ermittlungen übernommen. Schnell stellte sich heraus: Das Unfallfahrzeug stand auf einer Rückrufliste. Doch das Problem ist nicht neu – im Gegenteil.

Ein bekanntes, aber ungelöstes Problem

Schon seit über 20 Jahren ist bekannt, dass Takata-Airbags unter bestimmten Bedingungen zur tödlichen Gefahr werden können. Feuchtigkeit, hohe Temperaturen und Alterungsprozesse können dazu führen, dass die Airbags nicht wie vorgesehen auslösen, sondern mit unkontrollierbarer Sprengkraft explodieren. Die Folge: Metallteile werden durch das Fahrzeug geschleudert – und können Fahrer oder Beifahrer tödlich verletzen.

Besonders in tropischen und feuchten Regionen, wie den französischen Überseegebieten, steigt das Risiko solcher Explosionen. Aber auch in Frankreichs Festland gab es bereits zwei schwere Unfälle, einen davon mit tödlichem Ausgang.

Eine besorgniserregende Zahl: Seit 2016 haben fehlerhafte Takata-Airbags in Frankreich mindestens 15 Menschen das Leben gekostet, davon 14 in den Überseegebieten. Und dennoch sind noch immer hunderttausende gefährliche Fahrzeuge unterwegs.

100.000 Fahrer in Übersee gefährdet – warum handeln so wenige?

Das französische Verkehrsministerium hat Anfang des Jahres eine Kampagne gestartet, um betroffene Autobesitzer zu warnen. Doch die Reaktionen bleiben aus. Rund 100.000 Fahrer in den Überseegebieten haben ihren Wagen noch nicht zur Reparatur gebracht – obwohl ihr Leben davon abhängen könnte.

In der Metropole ist die Lage nicht viel besser: Schätzungen zufolge sind dort noch über eine halbe Million Fahrzeuge mit Takata-Airbags unterwegs. Darunter Modelle von Citroën, DS, Volkswagen, BMW, Seat, Mazda, Toyota, Ford, Mercedes und Opel – insgesamt mehr als 20 verschiedene Marken.

Warum ignorieren so viele Fahrer diese Warnungen? Ist es Unwissenheit oder schlicht Nachlässigkeit?

Warum der Rückruf nicht funktioniert

Ein Rückruf von Fahrzeugen ist nur dann effektiv, wenn die Besitzer ihn auch ernst nehmen. Doch oft gibt es mehrere Hindernisse:

  • Unwissenheit: Viele Fahrer wissen schlicht nicht, dass ihr Auto betroffen ist. Gerade bei älteren Gebrauchtwagen haben die aktuellen Besitzer oft nie eine offizielle Mitteilung erhalten.
  • Bequemlichkeit: Manche denken sich: „Mein Auto fährt doch noch, das kann nicht so schlimm sein.“ Oder sie schieben den Werkstatttermin immer wieder hinaus.
  • Misstrauen: Manche Autobesitzer sind skeptisch gegenüber Rückrufaktionen und vermuten, dass die Hersteller nur Geld sparen wollen.

Dabei ist eines klar: Wer einen Rückruf ignoriert, setzt sein eigenes Leben und das seiner Mitfahrer aufs Spiel.

Wie erkenne ich, ob mein Auto betroffen ist?

Die gute Nachricht: Es gibt einfache Wege, um herauszufinden, ob das eigene Fahrzeug gefährdet ist.

  1. Auf der Hersteller-Website nachsehen: Fast alle Autohersteller haben spezielle Online-Tools, in die man die Fahrgestellnummer (VIN) eingeben kann, um herauszufinden, ob das Auto zurückgerufen wurde.
  2. Beim Händler nachfragen: Eine kurze Anfrage beim Vertragshändler kann ebenfalls Klarheit bringen.
  3. Öffentliche Rückruflisten prüfen: Das französische Verkehrsministerium stellt regelmäßig aktualisierte Listen der betroffenen Modelle bereit.

Und das Beste: Der Austausch des Airbags ist kostenlos.

Lebensgefahr durch ein paar Gramm Metall

Was macht diese Airbags so gefährlich? Der Knackpunkt liegt im verwendeten Treibmittel. Takata hatte sich für Ammoniumnitrat entschieden – ein chemischer Stoff, der besonders empfindlich auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert. Mit der Zeit kann das Material instabil werden.

Im schlimmsten Fall bedeutet das: Anstatt sich sanft aufzublasen, explodiert der Airbag regelrecht – mit der Wucht einer kleinen Bombe. Metallfragmente aus dem Airbag-Gehäuse können dabei wie Geschosse durch den Innenraum fliegen.

Was nach einem Horrorszenario klingt, ist bittere Realität für viele Opfer weltweit.

Handeln, bevor es zu spät ist

Es ist eine traurige Tatsache: Viele dieser Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn die Besitzer ihre Fahrzeuge rechtzeitig zur Reparatur gebracht hätten. Ein simpler Werkstattbesuch kann Leben retten.

Autofahren bringt immer ein gewisses Risiko mit sich – aber ein Airbag, der töten kann, sollte keines davon sein. Deshalb gilt: Wer ein betroffenes Modell fährt, sollte keine Zeit verlieren. Ein defekter Airbag wartet nicht darauf, ausgetauscht zu werden – er kann jederzeit zur tödlichen Falle werden.

Von C. Hatty


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