Tag & Nacht

Die heftigen Regenfälle und Überschwemmungen, die Mitteleuropa im September 2024 heimgesucht haben, sind nicht nur eine Naturkatastrophe – sie sind auch ein direkter Fingerzeig auf den Klimawandel. Laut einer Studie der World Weather Attribution (WWA) hat die anhaltende Verbrennung fossiler Brennstoffe die Wahrscheinlichkeit solcher extremen Regenereignisse verdoppelt. Diese Schlussfolgerung basiert auf umfangreichen wissenschaftlichen Modellen, die zeigen, dass der menschliche Einfluss, insbesondere durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas, die globale Temperatur um durchschnittlich 1,3°C erhöht hat. Diese Erwärmung führt zu stärkeren und häufigeren Regenfällen, die schwerwiegende Folgen für Mensch und Umwelt haben.

Ein tödliches Beispiel: Sturm Boris

Im September 2024 wurde Mitteleuropa von Sturm Boris heimgesucht. Dieser Sturm brachte vier Tage lang sintflutartige Regenfälle, die in manchen Regionen Rekordniveaus erreichten. In der Tschechischen Republik und in Teilen Österreichs, Polens und Deutschlands fielen in kürzester Zeit riesige Wassermengen, die zu schweren Überschwemmungen führten. 24 Menschen kamen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt oder vermisst. Der Sachschaden geht in die Milliarden. Obwohl Behörden und Menschen vor Ort durch Frühwarnungen vorbereitet waren, war die Zerstörung gewaltig.

Der Einfluss des Klimawandels auf extreme Niederschläge

Wissenschaftler betonen, dass solch extreme Regenereignisse durch den Klimawandel häufiger und intensiver werden. Die Atmosphäre kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was zu schwereren Regenfällen führt, wenn sich warme und kalte Luftmassen über Regionen wie den Alpen und dem Mittelmeer treffen – genau das geschah bei Sturm Boris. Warme Meeresoberflächentemperaturen im Mittelmeer und Schwarzen Meer trugen zusätzlich dazu bei, dass die Luftmassen noch mehr Feuchtigkeit aufnahmen und über Mitteleuropa abregneten.

In einer Welt, die sich um 2°C erwärmt hat, werden solche Stürme voraussichtlich doppelt so häufig auftreten und mindestens 5 % mehr Niederschlag mit sich bringen. Dies bedeutet, dass wir in Zukunft mit noch schwereren Überschwemmungen rechnen müssen, wenn nicht rasch gegen den Klimawandel vorgegangen wird.

Zu wenig, zu langsam: Der Ausbau von Hochwasserschutzmaßnahmen

Trotz der klaren Warnungen und der Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und extremen Wetterereignissen, geschieht der Ausbau von Hochwasserschutzsystemen in Europa viel zu langsam. Während Frühwarnsysteme einige Leben retteten, sind viele Menschen auf diese Ereignisse schlicht nicht vorbereitet – wer kann sich solche Wassermassen schon vorstellen? Wissenschaftler fordern daher nicht nur bessere Schutzmaßnahmen, sondern auch eine intensivere Aufklärung, damit Menschen das Risiko verstehen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen können.

Was muss jetzt geschehen?

Diese jüngsten Ereignisse zeigen eindringlich, dass der Klimawandel kein Problem der fernen Zukunft ist – er beeinflusst uns bereits hier und jetzt. Während Länder wie Deutschland und die Tschechische Republik ihre Hochwasserschutzpläne überdenken und verbessern, bleibt die Herausforderung groß. Ohne einen schnellen und entschlossenen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen drohen solche Katastrophen häufiger und zerstörerischer zu werden.

Wir stehen an einem Scheideweg: Wollen wir in eine Zukunft mit noch katastrophaleren Überschwemmungen blicken oder endlich die notwendigen Schritte unternehmen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern? Die Natur hat uns erneut eine deutliche Warnung gesandt – was werden wir daraus machen?


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