Tag & Nacht




Mitten am Palmsonntag, einem der höchsten kirchlichen Feiertage in der Ukraine, hat Russland erneut zugeschlagen – mit verheerenden Folgen. Ein gezielter Raketenangriff auf das Stadtzentrum von Sumy forderte am 13. April mindestens 21 Todesopfer und hinterließ 83 Verletzte, darunter auch sieben Kinder. Der Angriff fällt nicht nur durch seine Brutalität auf, sondern auch durch das gezielte Timing – eine Straße voller Menschen, Familien, Gläubiger.

Raketen auf eine normale Straße

Nach Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko schlugen zwei ballistische Raketen mitten im belebten Zentrum ein. „Die Raketen trafen eine ganz normale Straße – Wohnhäuser, Schulen, Autos auf der Fahrbahn“, berichtete Präsident Wolodymyr Selenskyj. In seiner Rede sprach er von „Dutzenden Toten und Verletzten“ und nannte den Angriff eine „gezielte Tat des Schreckens“.

Wer bei diesem Satz nicht innehält, hat nicht zugehört: Eine normale Straße, ein normales Leben – plötzlich ausgelöscht. Zwischen Alltagslärm und Gebeten, Schulkindern und Senioren – treffen russische Raketen.

Ein Tag der Trauer statt des Glaubens

Artem Kobzar, der Bürgermeister von Sumy, sprach in einem offiziellen Statement von einer „schrecklichen Tragödie“ – ausgerechnet an einem Tag, der für viele Ukrainer voller Hoffnung und Gemeinschaft steht. Der Palmsonntag, an dem traditionell der Einzug Jesu in Jerusalem gefeiert wird, wurde durch die Einschläge zu einem Symbol der Verwundbarkeit und des unstillbaren Leids.

Ein Angriff auf Leben, Freiheit – und Rechte

Wie Dmitro Lubinets, ukrainischer Ombudsmann und Verteidiger der Bürgerrechte, erklärte, wurde bei dem Angriff auch das regionale Zentrum für Menschenrechte vollständig zerstört. Das Gebäude lag exakt im Zentrum des Einschlags – es ist mehr als nur ein symbolischer Verlust. In unmittelbarer Umgebung verloren Menschen ihr Leben: in Bussen, in Autos, auf dem Gehweg und in ihren Wohnungen.

Lubinets betont: „Es war ein gezielter Angriff auf Zivilisten – an einem Wochenende, an dem die Menschen draußen unterwegs sind, die Sonne genießen, Familie leben.“

Selenskyj fordert entschlossene Reaktion

In seiner eindringlichen Botschaft fordert der ukrainische Präsident erneut eine klare internationale Reaktion. Die Zeit der Gespräche sei vorbei. „Diskussionen haben noch nie Raketen gestoppt oder Bombardements verhindert“, so Selenskyj. Er ruft die USA, Europa und alle Unterstützer des Friedens dazu auf, Russland wie einen Terrorstaat zu behandeln. „Wir müssen handeln – nicht diskutieren.“

Was wird nötig sein, bis diese Forderung nicht nur gehört, sondern umgesetzt wird?

Ein erschütternder Moment in einem langen Krieg

Seit über zwei Jahren hält der russische Angriffskrieg die Ukraine in Atem. Doch Angriffe wie dieser in Sumy zeigen, wie tiefgreifend sich der Krieg in das zivile Leben einschneidet. Schulen, Wohnhäuser, Menschenrechtszentren – es gibt keine „sicheren Orte“ mehr.

Ein Raketenangriff auf eine religiöse Feier – das ist nicht nur ein militärischer Akt, sondern eine gezielte Attacke auf Kultur, Identität und Menschlichkeit.

Das Bild einer Gesellschaft im Ausnahmezustand

Die Bilder aus Sumy erinnern an die dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte – an Trümmer, an schreiende Kinder, an verzweifelte Angehörige. Sie machen aber auch sichtbar, wie notwendig und dringend internationale Solidarität ist. Doch Worte und Gesten reichen nicht aus. Der Terror braucht Konsequenzen.

Während die Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen bereits laufen, hoffen die Menschen in Sumy auf mehr – auf Gerechtigkeit, Schutz und Frieden.

Catherine H.

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