Tag & Nacht

Feuer, Flucht und Verhaftungen.

Ein 17-Jähriger wurde vor wenigen Tagen an der französisch-spanischen Grenze verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Er steht im Verdacht, am verheerenden Brand in Nizza Mitte Juli beteiligt gewesen zu sein, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen.

Die Verdächtigen und ihre Hintergründe

Die Ermittlungen im Fall des tödlichen Brandanschlags in Nizza schreiten voran. Der vierte Verdächtige, ebenfalls 17 Jahre alt, wurde am 2. August in Untersuchungshaft genommen. Er wurde nach seiner Festnahme am Dienstag am Grenzübergang Perthus bei der Einreise aus Spanien einem Haftrichter vorgeführt. Das Feuer am 18. Juli forderte sieben Menschenleben – alle aus derselben Familie – in einem sozial benachteiligten Viertel der südfranzösischen Stadt Nizza, das von Drogenhandel geplagt ist. Die Opfer hatten jedoch laut der Staatsanwaltschaft von Nizza keine direkte oder indirekte Verbindung zu den kriminellen Aktivitäten in der Gegend.

Die vier Festgenommenen

Die vier Festgenommenen sind wegen „vorsätzlicher Brandstiftung in organisierter Bande mit Todesfolge“ angeklagt und könnten lebenslange Haftstrafen erhalten. Wer sind sie? Ein fünfter Verdächtiger, ein 18-Jähriger aus dem Val-d’Oise, wird weiterhin gesucht. Im Folgenden ein Überblick über das, was man über die mutmaßlichen Brandstifter weiss:

Der 17-Jährige Flüchtling

Der 17-jährige Verdächtige, der an der Mautstation Perthus um 1:30 Uhr morgens festgenommen wurde, stammt aus dem Departement Seine-Saint-Denis. Laut Damien Martinelli, Staatsanwalt von Nizza, ist der Minderjährige „den Polizeibehörden bekannt, vor allem wegen Drogenhandels“, jedoch wurde er „noch nie verurteilt“. Der junge Mann gestand sofort seine Beteiligung an der Tat und erklärte, er sei gegen Bezahlung angeheuert worden, um das Feuer zu legen.

„Nach dem Einschlagen der Eingangstür des Gebäudes an der Rue de la Santoline 38 in Nizza mit einem Stein“, drang der Verdächtige „mit zwei weiteren Beteiligten ins Gebäude ein“, bestritt jedoch, selbst das Feuer gelegt zu haben. Nach „einigen Tagen auf der Flucht in Spanien“ entschied er sich, nach Frankreich zurückzukehren und sich zu stellen, so der Staatsanwalt.

Die ersten Ermittlungen ergaben drei Brandherde im ersten, zweiten und dritten Stockwerk, während Überwachungskameras drei Männer zeigten, die mit einem Auto ankamen, die Tür aufbrachen und das Gebäude betraten, bevor sie kurz vor Ausbruch des Feuers eilig wieder heraus rannten.

Der 23-Jährige Vorbestrafte

Bereits zehn Tage zuvor, am 22. Juli gegen 19 Uhr, wurde ein weiterer Verdächtiger am Pariser Nordbahnhof verhaftet. Es handelt sich um einen 23-Jährigen, „arbeitslos“, „wohnhaft in den Alpes-Maritimes“, „den Polizeibehörden bekannt“ und „bereits verurteilt“, so der Staatsanwalt von Nizza, der jedoch keine Details zu den früheren Vergehen des mutmaßlichen Täters nannte. Der Mann erklärte, er sei auf dem Weg von Lille nach Cannes gewesen, um sich nach einigen Tagen auf der Flucht „überzeugt von seinen Angehörigen“ der Polizei zu stellen. Auch er gestand sofort seine Beteiligung und gab an, gegen Bezahlung drei Personen in das Viertel Moulins in Nizza gefahren zu haben.

Der 23-Jährige erklärte, er sei mit einem Freund im Auto unterwegs gewesen, als sie das Angebot annahmen, diese drei Personen zu transportieren, „ohne genau zu wissen“, was sie „vorhatten“, aber gar „wissend, dass sie möglicherweise an einer Gewalttat beteiligt sein würden“. Die Verwendung von Feuer wurde allerdings erwähnt, so die Staatsanwaltschaft. Die Überwachungskameras zeichneten einen schwarzen Renault Clio, ein Mietwagen, auf, der in der Nacht des Vorfalls mehrmals durch das Viertel fuhr.

Weitere Verdächtige

Der Fahrer des Autos, ein 25-Jähriger, meldete sich gleich am nächsten Tag bei der Polizei. Er behauptete, gezwungen worden zu sein, das Fahrzeug zu lenken, aber die Ermittlungen lassen auf eine „viel stärkere Beteiligung“ schließen, so der Staatsanwalt. Ein weiterer Verdächtiger, ein 21-Jähriger, wurde wenige Tage später in Noisy-le-Grand, Seine-Saint-Denis, festgenommen. Der im Val-d’Oise wohnhafte Mann hatte frische Brandwunden an den Beinen. In Nizza verweigerte er bisher jegliche Aussage. Beide Männer sind der Polizei wegen „kleinerer Delikte“ bekannt.

Suche nach weiteren Beteiligten

Der Staatsanwalt von Nizza betonte bei einer Pressekonferenz am 22. Juli, dass nach den Festnahmen nun auch mögliche Auftraggeber identifiziert und gesucht werden müssen. Die Ermittlungen, an denen Dutzende Polizisten innerhalb und außerhalb des Departements Alpes Maritimes beteiligt sind, gehen jedenfalls weiter, um diese Personen zu finden.

Ein tragisches Ereignis wie dieses lässt niemanden kalt – die Ermittlungen und Festnahmen zeigen, dass die Behörden entschlossen sind, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Frage bleibt: Wird die Justiz all jene finden, die hinter diesem schrecklichen Verbrechen stehen? Die kommenden Wochen und Monate werden es zeigen.

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