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Seit über 21 Monaten sitzt der französische Staatsbürger Tom Félix in einer malayischen Gefängniszelle – unter Bedingungen, die seine Eltern als „unmenschlich“ bezeichnen. Der 34-Jährige wurde im August 2023 auf der Insel Langkawi wegen Drogenbesitzes und -handels verhaftet. Obwohl sein malaysischer Mitbewohner die alleinige Verantwortung für die gefundenen Drogen übernommen hat, droht Tom die Todesstrafe.

Ein Leben hinter Gittern

In der Haftanstalt von Perlis teilt Tom seine Zelle mit 36 weiteren Insassen. Die Zustände? Mehr als fragwürdig: Matratzen auf dem Boden, keine Belüftung, primitive sanitäre Einrichtungen, ständige Wasserknappheit und eine drückende tropische Hitze. „Er ist erschöpft, blass und psychisch am Ende“, berichten seine Eltern, die monatlich eine 26-stündige Reise auf sich nehmen, nur um ihren Sohn für 45 Minuten durch eine Glasscheibe zu sehen.

Zweifelhafte Anklage

Tom beteuert seine Unschuld. Sein Mitbewohner hat zugegeben, dass die im Gemeinschaftsbereich des Hauses gefundenen Drogen ihm gehören – und nannte sogar die Namen der tatsächlichen Besitzer. Dennoch ignoriert die malaysische Justiz diese Geständnisse. „Die Beweise gegen Tom sind nicht stichhaltig“, erklärt sein Anwalt. Und tatsächlich: Je mehr Details ans Licht kommen, desto mehr wirkt die Anklage wie ein Kartenhaus, das beim kleinsten Windhauch zusammenfallen könnte.

Appell an die französische Regierung

Während seines Besuchs in Singapur am 30. Mai trafen sich Toms Eltern mit Präsident Emmanuel Macron. „Er sagte, dass die Situation inakzeptabel sei und versprach politische Unterstützung“, berichtet Sylvie Félix. Der Präsident bat um Zeit bis Anfang Juli, um Maßnahmen zu ergreifen. Ein Hoffnungsschimmer – oder nur diplomatisches Pflichtprogramm?

Wachsende Unterstützung

Eine Online-Petition zur Unterstützung von Tom hat bereits über 39.000 Unterschriften gesammelt. Seine Eltern organisieren Spendenaktionen, gestalten Wandmalereien, stellen Anfragen an Ministerien. „Wir werden nicht ruhen, bis unser Sohn frei ist“, betonen sie. Ihre Entschlossenheit wirkt wie ein Leuchtfeuer inmitten der Dunkelheit der Justizmaschinerie.

Ungewisser Prozess

Der Prozess gegen Tom ist für den 16. Juni vor dem Obersten Strafgericht in Alor Setar geplant – könnte aber verschoben werden. Ihm drohen die Todesstrafe, 104 Jahre Haft, 54 Stockhiebe und eine Geldstrafe von 27.000 Euro. Ein Strafmaß, das selbst hartgesottenen Juristen den Atem rauben dürfte. „Er fühlt sich von der malaysischen Justiz zermalmt“, sagen seine Eltern. Und wer kann es ihm verdenken?

Diplomatische und humanitäre Dimension

Dieser Fall geht weit über eine Einzelschicksal hinaus. Er wirft große Fragen auf: Wie weit reicht der Schutz französischer Staatsbürger im Ausland? Welche Verantwortung trägt die Diplomatie in solchen Extremsituationen? Und wie gerecht ist eine internationale Justiz, die kulturell und juristisch so unterschiedlich ausgeprägt ist?

Unterstützungsmöglichkeiten

Die Familie hat die Organisation „Libérer Tom“ gegründet, um finanzielle Unterstützung für Anwaltskosten, Reisen und bessere Haftbedingungen zu sammeln. Spenden können über Plattformen wie HelloAsso und GoFundMe getätigt werden. Aktuelle Informationen und Unterstützungsaktionen finden sich auf dem Instagram-Account @free.tomfelix.

Die Zeit läuft. Jeder Tag hinter Gittern ist ein Tag zu viel. Und es bleibt die Frage: Wird Frankreich handeln, bevor es zu spät ist?

Von Andreas M. Brucker

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