Ein dramatisches Unglück hat sich am Mittwochabend nahe Washington, D.C. ereignet: Ein Passagierjet mit 64 Menschen an Bord kollidierte beim Landeanflug auf den Ronald Reagan National Airport mit einem Militärhubschrauber. Die Folge: Ein Großaufgebot an Rettungskräften suchte die dunklen Fluten des Potomac River ab – in der Hoffnung auf Überlebende.
Leider stellte sich im Laufe des Donnerstags heraus, dass wohl alle Insassen beider Maschinen getötet wurden.
Doch was genau ist passiert? Und wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen?
Der Moment der Kollision
Laut Angaben der Federal Aviation Administration (FAA) ereignete sich der Unfall gegen 21:00 Uhr Ortszeit. Die Maschine, ein Regionaljet, kam aus Wichita, Kansas, und befand sich im Landeanflug, als sie mit einem Black-Hawk-Hubschrauber der US-Armee zusammenstieß. Der Hubschrauber war auf einem Trainingsflug unterwegs.
Augenzeugen berichteten von einem lauten Knall. Eine Anwohnerin, Ashlyn Finch, sagte, sie habe zu Hause gesessen, als sie zwei laute Explosionen hörte. Ihr 12-jähriger Sohn sei daraufhin ins Wohnzimmer gerannt und habe geschrien: „Ich habe ein Flugzeug abstürzen sehen! Die Lichter sind ins Wasser gefallen!“ Kurz darauf sei ein beißender Geruch von Kerosin in die Luft gestiegen.
Offizielle Angaben zu Opfern gab es in den ersten Stunden nach dem Unfall nicht. Die Behörden hielten sich zurück – ihre Mienen sprachen jedoch Bände.
Rettungskräfte kämpfen gegen Zeit und Naturgewalten
Die Suche nach Überlebenden gestaltete sich äußerst schwierig. „Die Bedingungen sind extrem herausfordernd“, erklärte John A. Donnelly, Chef der Feuerwehr und Rettungsdienste von Washington, D.C. Der Potomac ist an der Absturzstelle etwa 2,40 Meter tief – und um diese Jahreszeit eisig kalt.
Taucher-Teams suchten den Fluss systematisch ab, während Hubschrauber der Polizei über das Gebiet kreisten. Frische Bootsteams wurden um Mitternacht eingesetzt, um die Suche in den frühen Morgenstunden fortzusetzen. Gleichzeitig wurde der Flughafen komplett gesperrt – alle Starts und Landungen blieben bis mindestens Donnerstagvormittag ausgesetzt.
Doch was ist mit den Menschen an Bord? Gibt es Überlebende? „Wir wissen es nicht“, sagte Donnelly knapp. „Aber wir tun alles, was wir können.“
Was sagt die Flugsicherung?
Ein erster Hinweis auf die mögliche Unfallursache kam in den frühen Morgenstunden: Eine Aufzeichnung des Funkverkehrs zwischen der Fluglotsenstation und den Piloten zeigt, dass die Flugsicherung den Hubschrauber angewiesen hatte, hinter dem Jet zu bleiben. Die Crew des Black Hawks bestätigte, dass sie das Flugzeug in Sicht hatte – und bat um eine „visuelle Separation“. Das bedeutet, dass der Hubschrauber dem Jet auf Sicht ausweichen sollte, ohne strikte Höhen- oder Distanzvorgaben.
Die Flugsicherung genehmigte diese Bitte. Rund 20 Sekunden später war auf der Aufzeichnung ein unverständlicher Lärm zu hören. Dann – Stille. Kurz darauf begannen die Fluglotsen, andere Maschinen umzuleiten.
Ein tragischer Zufall? Ein Missverständnis? Oder menschliches Versagen?
Politische Reaktionen und erste Spekulationen
Das Unglück sorgte sofort für Diskussionen – auch auf höchster politischer Ebene. Ex-Präsident Donald Trump äußerte sich auf Truth Social und stellte kritische Fragen: „Warum wich der Hubschrauber nicht aus? Warum gab der Tower keine klareren Anweisungen?“ Er betonte zudem, dass es sich um eine „klare Nacht“ gehandelt habe – was andeutet, dass schlechte Sichtbedingungen wohl nicht der Grund für die Kollision waren.
Währenddessen hielt sich Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser mit vorschnellen Schlussfolgerungen zurück. „Wir kommentieren die laufende Rettungsaktion nicht“, sagte sie auf wiederholte Nachfragen von Journalisten. Ob bereits Leichen geborgen wurden? Keine Antwort.
Die nationale Transportsicherheitsbehörde (NTSB) kündigte an, noch in der Nacht ein Team zur Absturzstelle zu entsenden, um die genauen Umstände zu untersuchen.
Trauer und Entsetzen in Wichita
Besonders betroffen macht das Unglück die Menschen in Wichita, Kansas. Der Flug war eine feste Verbindung zwischen der Stadt und Washington – viele Einwohner kannten Passagiere an Bord persönlich.
„Ich bin diese Strecke selbst oft geflogen“, sagte Senator Jerry Moran aus Kansas. „Viele Menschen in Wichita werden heute Nacht um Freunde und Familienmitglieder bangen.“
Das örtliche Kansas Aviation Museum postete auf Facebook: „Unsere Gemeinschaft hat heute eine unfassbare Tragödie erlebt.“ Für den nächsten Tag wurde ein Gebetsgottesdienst in der Stadtverwaltung angekündigt.
Wie geht es weiter?
Die kommenden Stunden und Tage werden entscheidend sein. Zum einen steht die schwierige Aufgabe an, die Maschinenwracks zu bergen – was angesichts der Wetterbedingungen und der Wassertiefe eine enorme Herausforderung darstellt. Zum anderen müssen die Ermittler herausfinden, warum es zu der Kollision kam. War es ein Fehler des Hubschrauberpiloten? Hätte die Flugsicherung anders reagieren müssen? Oder spielte ein technisches Problem eine Rolle?
Für die Familien der Passagiere beginnt eine Zeit des Wartens – eine unerträgliche Ungewissheit, die sich hoffentlich bald auflösen wird.
Am Donnerstag um 12:30 Uhr wird es eine offizielle Pressekonferenz am Flughafen geben. Vielleicht wird es dann erste Antworten geben. Doch eines ist schon jetzt klar: Diese Tragödie wird noch lange nachhallen.
Artikel: C. Hatty
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