Manchmal reichen ein paar Flocken, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen – zumindest in den Alpen. Nach einem zögerlichen Beginn hat der Wintertourismus in den französischen Bergen einen echten Höhenflug erlebt. Dank des „weißen Goldes“, wie der Schnee hier poetisch genannt wird, zeigt sich die aktuelle Skisaison von ihrer besten Seite.
Schneefall zur perfekten Zeit
Die Bedingungen hätten nicht besser sein können: Pünktlich vor Weihnachten fiel reichlich Schnee – 80 Zentimeter in manchen Gebieten – und verwandelte die Berge in ein Wintermärchen. Ein Glücksfall, wie er zuletzt immer seltener vorkommt. Besonders kleine und mittlere Skigebiete litten in den vergangenen Jahren unter ausbleibenden Schneefällen und einer kürzer werdenden Wintersaison. Doch diesmal? „Perfekt!“, schwärmt Pascale, eine erfahrene Skifahrerin.
Die Zahlen sprechen für sich: Laut der Vereinigung der Bergbürgermeister erreichte die Auslastung der Unterkünfte in diesem Jahr 85 %, drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im Val d’Arly, einem beliebten Skigebiet in Savoyen, war die zweite Ferienwoche sogar zu 93 % ausgebucht.
Euphorie in den Bergdörfern
In Notre-Dame-de-Bellecombe, einem malerischen Ort im Val d’Arly, herrscht Hochstimmung. „Wir waren ausgebucht, alles war wie gemalt“, berichtet Justine Lombard, die Inhaberin des Restaurants „Le Bonnet Blanc“ auf 1.767 Metern Höhe. Anfängliche Sorgen, als die ersten Urlaubstage noch schneefrei blieben, wichen rasch einer großen Erleichterung: „Dann kam der Schnee und alles lief wie am Schnürchen – Weihnachten und Neujahr waren einfach traumhaft.“
Solche Schneefälle wirken wie ein Katalysator: Plötzlich kommen auch spontane Buchungen ins Rollen. Und die Restaurants, Skischulen und Lifte laufen auf Hochtouren.
Wirtschaftlicher Aufschwung durch „weißes Gold“
Dass Schnee mehr ist als nur Naturwunder, zeigen die Kassen der Liftbetreiber. Dominique Brau Mouret, verantwortlich für das Skigebiet im Val d’Arly, zieht Bilanz: „Wir haben ein Umsatzplus von 40 % gegenüber dem Vorjahr – das war seit Jahren nicht mehr der Fall.“
Die Investitionen in 180 Schneekanonen und aufwendige Pistenpflege haben sich ausgezahlt. Sie garantieren, dass die Qualität der Pisten auch bei Wetterumschwüngen erhalten bleibt. Trotzdem: Kann technische Unterstützung langfristig die Lücke füllen, die durch immer unregelmäßigeren Schneefall entsteht?
Ein Balanceakt mit Risiken
Der Erfolg dieser Saison verdeckt eine zentrale Herausforderung: Den Druck, den der Klimawandel auf den Wintersport ausübt. Während große Schneemengen kurzfristig für Euphorie sorgen, bleiben langfristige Prognosen düster. Wissenschaftler warnen, dass die Zahl der Tage mit natürlichem Schneefall abnimmt und die Temperaturen steigen.
Ist es nachhaltig, sich auf Schneekanonen zu verlassen? Diese Frage bleibt ungelöst. Zwar helfen sie kurzfristig, doch ihr hoher Energie- und Wasserverbrauch macht sie umstritten. Und für kleinere Skigebiete, die oft mit knappen Budgets kämpfen, sind sie schlichtweg zu teuer.
Glücksmomente in unsicheren Zeiten
Die diesjährige Saison ist ein Hoffnungsschimmer, aber sie wirft auch Fragen auf. Was passiert, wenn der Schnee in Zukunft erst nach Weihnachten fällt – oder gar nicht mehr? Werden Wintersportorte ihre Identität verlieren, wenn sie sich an eine Realität ohne verlässliche Schneemengen anpassen müssen?
Bis dahin aber genießen Skifahrer und Bergliebhaber die magischen Momente: Die knisternde Winterluft, die glitzernden Hänge und die Freude über eine gelungene Saison. Vielleicht ist es genau diese Verbindung zwischen Mensch und Natur, die uns zeigt, wie wichtig es ist, die Schönheit der Berge zu bewahren – für uns und kommende Generationen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten Winter ebenso vielversprechend starten wie dieser. Doch eine Garantie dafür gibt es nicht. Und genau das macht die kostbaren Schneemomente so besonders.
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