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Die französischen Parlamentswahlen 2024 haben einen klaren Gewinner hervorgebracht: das republikanische Bündnis. Was viele politische Beobachter und Akteure längst für überholt hielten, hat sich als bemerkenswert effektiv erwiesen. Am vergangenen Sonntag konnte das Bündnis verhindern, dass der Rassemblement National (RN) die Oberhand gewinnt.

Der Erfolg der linken Parteien ist, bei näherem Hinsehen, nur bedingt als solcher zu betrachten. Der Nouveau Front Populaire erreichte zwar 178 Sitze – 27 mehr als die 151 Abgeordneten der vorherigen Nupes-Links-Koalition. Doch die absolute Mehrheit von 289 Sitzen blieb in weiter Ferne. Ein Sieg, der sich als trügerisch erweist, denn die Linke kann nicht allein regieren. Der wahre Gewinner ist das republikanische Bündnis.

Ein Bündnis in letzter Minute

Das republikanische Bündnis wurde in weniger als 48 Stunden geschmiedet. Über 200 Kandidaten der Linken und der präsidialen Mehrheit zogen ihre Kandidaturen zurück, um eine einheitliche Front gegen den RN zu bilden. Dies wurde von den Wählern mit überwältigender Mehrheit unterstützt. Was von vielen schon als tot geglaubt wurde, feierte ein fulminantes Comeback. Die Wahlurnen bewiesen es: Das republikanische Bündnis funktionierte am Sonntag einwandfrei.

Rückschlag für den Rassemblement National

Für den RN bedeutete dies eine herbe Enttäuschung. Jordan Bardella, der sich schon als Premierminister sah, wurde von den Wählern entschieden zurückgewiesen und der RN landete nur auf dem dritten Platz. Wähler aus dem linken, mittleren und auch rechten Lager vereinten sich, um der extremen Rechten den Zugang zur Macht in Frankreich zu verwehren. Marine Le Pen steht nun vor einem bitteren Fazit: Ihre Strategie der „Dédiabolisation“ – die Entdämonisierung des RN – greift nicht so wie erhofft. Seit 13 Jahren versucht sie, das Image der Partei zu wandeln. Selbst mit einem jungen, modernen Gesicht wie Jordan Bardella an der Spitze und Unterstützung von Figuren wie Éric Ciotti blieb der gewünschte Erfolg aus.

Fortschritte des RN – doch kein Durchbruch

Trotzdem konnte der RN Zugewinne verbuchen. Er sicherte sich etwa neue 40 Sitze und gewann rund 15 weitere durch Verbündete aus dem Ciotti-Lager. Bardella beschwerte sich über „politische Allianzen gegen die Natur“, die den Franzosen angeblich die freie Wahl ihres politischen Schicksals verwehrt hätten. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache: Bei entscheidenden zweiten Wahlgängen, bei denen die Wähler zwischen zwei Kandidaten wählen mussten, kam es zu einer Rekordbeteiligung. Die Mehrheit entschied sich eindeutig gegen den RN.

Diese Wahlen zeigen, dass die französischen Wähler bereit sind, parteiübergreifend zusammenzuarbeiten, um extreme Kräfte von der Macht fernzuhalten. Auch wenn der RN Fortschritte macht, bleibt er für viele Franzosen weiterhin nicht als demokratische Partei wählbar.

Ein Weckruf für die Demokratie

Die Ereignisse des Wahlsonntags sind ein Weckruf – ein Aufruf zur Verteidigung demokratischer Werte und zur Wachsamkeit gegenüber extremen Kräften. In einer Zeit, in der politische Lager immer mehr gespalten scheinen, bewies Frankreich, dass es noch immer möglich ist, gemeinsam für das Wohl des Landes einzustehen.

Man mag sich fragen: Warum hat das republikanische Bündnis so gut funktioniert? Die Antwort liegt wohl in der tief verwurzelten Überzeugung vieler Franzosen, dass die Verteidigung der Demokratie über Parteigrenzen hinweg wichtiger ist als kurzfristige politische Gewinne. Es zeigt sich, dass die Idee eines republikanischen Bündnisses trotz aller Herausforderungen nicht nur lebendig, sondern auch kraftvoll ist.

Diese Wahl wird sicherlich als ein entscheidender Moment in die Geschichte eingehen. Sie erinnert uns daran, dass die Demokratie nicht selbstverständlich ist und dass es manchmal der kollektiven Anstrengung aller bedarf, sie zu schützen. Der Erfolg des republikanischen Bündnisses ist ein Zeichen der Hoffnung und ein starkes Signal für die Zukunft.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Wenn es darauf ankommt, können die Franzosen zusammenstehen, um die Werte zu verteidigen, die ihnen am Herzen liegen. Ein starker und vereinter demokratischer Geist – das ist der wahre Sieg dieser Wahlen.

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