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Die anhaltende Dürre in den Pyrénées-Orientales stellt die dort ansässigen Landwirte vor enorme Herausforderungen. Die Böden sind trocken, Wasser ist knapp, und die Landwirtschaft, wie sie früher betrieben wurde, erscheint nicht mehr möglich. Doch statt aufzugeben, erfinden sich viele Bauern neu und finden kreative Lösungen, um ihre Existenz zu sichern – so wie André, der auf Permakultur setzt, um mit den extremen Bedingungen klarzukommen.

Ein radikaler Wechsel – Vom Fischhändler zum Permakultur-Pionier

André war nicht immer Landwirt. Früher arbeitete er als Großhändler in der Fischerei von Port-Vendres. Doch als die Überfischung die Bestände derart dezimierte, dass die Fischerboote kaum noch etwas zurückbrachten, verlor er 2011 seinen Job. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, entschied er sich für einen Neuanfang – diesmal als Gemüsebauer. Doch André wollte es anders machen als seine Vorfahren und Nachbaren: Er entschied sich für Permakultur, eine Anbaumethode, die mit der Natur arbeitet und Wasser als wertvolle Ressource schont.

Permakultur zielt darauf ab, natürliche Ökosysteme nachzuahmen. Der Boden wird geschützt, und das Wasser wird effizient genutzt. André erzählt: „Ich habe mich bewusst für diese Art der Landwirtschaft entschieden, weil sie es uns ermöglicht, mit deutlich weniger Wasser auszukommen.“

Das Geheimnis des Bodens – Eine natürliche „Wasserreserve“

Ein Schlüssel zum Erfolg in der Permakultur ist der Umgang mit dem Boden. André erklärt, wie er auf seinen Feldern eine Schicht aus gehäckseltem Holz ausbringt – ein Prozess, der als Mulchen bekannt ist. Diese organische Schicht hält den Boden feucht und fördert das Wachstum von Pilzen und Regenwürmern. „Die Regenwürmer helfen dabei, den Boden aufzulockern und Humus zu bilden“, erklärt André. „Humus kann das Zehnfache seines Gewichts an Wasser speichern. Das macht den Boden zu einem natürlichen ‚Schwamm‘, der immer mehr Wasser speichert, je besser er gepflegt wird.“

Durch diese Methode hat André es geschafft, den Wasserverbrauch auf seinen Feldern erheblich zu senken – er benötigt fünf bis zehn Mal weniger Wasser als in der konventionellen Landwirtschaft. „Trotz der extremen Trockenheit hat sich meine Gemüseproduktion nicht verringert“, sagt er stolz.

Tradition vs. Innovation

Als André seine Vision von einer wasserarmen Landwirtschaft erstmals in die Tat umsetzte, stieß er auf Widerstand – selbst innerhalb der eigenen Familie. Seine Mutter, die aus einer alten Gärtnerfamilie stammt, war anfangs nicht überzeugt. „Am Anfang war ich skeptisch“, gibt sie zu. „Die ganze Familie war es. Aber jetzt, wo wir die Ergebnisse sehen, muss ich zugeben, dass er uns eines Besseren belehrt hat. Er hat uns alle überrascht – im positiven Sinne.“

Dieser Umschwung zeigt, dass Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können. Auch wenn der Wandel Zeit braucht, lassen sich mit neuen Methoden erstaunliche Ergebnisse erzielen.

Die Zukunft der Landwirtschaft in den Pyrénées-Orientales

Die Geschichte von André ist nur ein Beispiel dafür, wie Landwirte in den Pyrénées-Orientales auf die historische Dürre reagieren. Die Region erlebt seit 2022 die schlimmste Trockenperiode seit über 50 Jahren, und es wird nicht besser. Doch anstatt aufzugeben, finden immer mehr Bauern innovative Lösungen. Ob durch Permakultur, Tröpfchenbewässerung oder andere wassersparende Techniken – der Wille zur Anpassung ist groß.

Die Situation zwingt die Landwirte dazu, die Art und Weise, wie sie arbeiten, grundlegend zu überdenken. Diese Veränderungen sind nicht nur notwendig, um die Landwirtschaft zu retten, sondern auch, um die natürlichen Ressourcen zu schützen und langfristig nachhaltiger zu wirtschaften.

Ein Vorbild für andere Regionen?

Die Methoden, die in den Pyrénées-Orientales angewendet werden, könnten auch für andere Regionen mit ähnlichen Herausforderungen von Interesse sein. Denn der Klimawandel wird die Verfügbarkeit von Wasser weltweit weiter einschränken. Die Frage ist also: Werden wir von Pionieren wie André lernen und unsere Landwirtschaft anpassen, bevor es zu spät ist?

André hat bewiesen, dass Veränderung nicht nur möglich, sondern auch lohnend ist. Wer weiß – vielleicht schauen eines Tages Landwirte aus der ganzen Welt auf die kleinen Felder in den Pyrénées-Orientales und sagen: „Das ist der Weg in die Zukunft!“


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