Tag & Nacht




Donald Trump hat wieder zugeschlagen – und diesmal trifft er mitten ins Herz der katholischen Welt. Nur wenige Tage nach der Beerdigung von Papst Franziskus sorgt ein KI-generiertes Bild des US-Präsidenten in päpstlicher Kleidung für einen weltweiten Aufschrei. Auf seinem hauseigenen Netzwerk Truth Social teilte Trump das Bild am 3. Mai 2025. Die Inszenierung: Trump in weißer Soutane, mit Papstkrone, goldenem Kreuz – und seinem typischen selbstgefälligen Lächeln.

Der Zeitpunkt? Kein Zufall.

Denn während die katholische Kirche in stiller Trauer um ihren verstorbenen Papst Franziskus verweilte und das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers bevorsteht, ließ Trump es sich nicht nehmen, ein Bild zu veröffentlichen, das weltweit als geschmacklose Provokation gewertet wird. Und wie so oft: Später sprach er davon, es sei nur ein Scherz gewesen.

Doch was ist ein Witz – und wo beginnt der Affront?

Bereits kurz vor der Veröffentlichung hatte Trump gegenüber der Presse in seinem typisch polternden Stil verkündet, dass er „am liebsten selbst Papst werden“ würde. Diese Aussage wurde zunächst als übertriebener Geltungsdrang abgetan. Doch das darauf folgende Bild ließ die katholische Weltgemeinschaft endgültig aufhorchen – oder besser: entsetzt zurückschrecken.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Die New York State Catholic Conference nannte die Aktion „respektlos“ und „beleidigend“. Kardinal Timothy Dolan, den Trump in einem späteren Statement als seinen Wunschkandidaten für das Papstamt genannt hatte, distanzierte sich klar: „Brutta figura“, so seine Worte – ein Ausdruck für eine peinliche Entgleisung.

Auch außerhalb der USA sorgte das Bild für Empörung. Italiens Ex-Premier Matteo Renzi stellte klar: „Der Glaube ist kein Spielplatz für politische Eitelkeiten.“ Spanische Medien kommentierten den Vorfall mit scharfen Worten – sie warfen Trump vor, sich über religiöse Trauer lustig zu machen.

Und dennoch: Die amerikanische Rechte jubelte.

Vizepräsident JD Vance spielte die Sache herunter und nannte das Bild einen „harmlosen Witz“. Senator Lindsey Graham lobte Trumps „unkonventionellen Humor“. In einschlägigen konservativen Foren trendete das Bild unter dem Hashtag #PopeTrump. Manche hielten es sogar für ein legitimes politisches Statement – andere zumindest für einen gelungenen Internet-Gag.

Dabei geht es längst um mehr als nur um ein geschmackloses Meme.

Der Einsatz von KI in der politischen Kommunikation ist ein zweischneidiges Schwert – besonders wenn es um religiöse Symbole geht. Die katholische Kirche – mit weltweit über einer Milliarde Gläubigen – befindet sich in einem Moment der inneren Einkehr. Der Tod eines Papstes ist für viele nicht nur ein kirchliches, sondern ein emotionales Ereignis. Und ausgerechnet in dieser Phase wird ihr zentrales Symbol – das Papsttum – von einem Ex-Präsidenten zum Gegenstand einer digitalen Satire gemacht.

Was folgt: ein Shitstorm auf internationalem Parkett.

In den sozialen Netzwerken tobt die Debatte. Während Trumps Anhänger das Bild feiern, fordern viele eine öffentliche Entschuldigung. Bisher Fehlanzeige. Trump bleibt sich treu – leugnet die Kritik, spricht von „linken Übertreibungen“ und verweist darauf, dass Satire in einer Demokratie erlaubt sei.

Natürlich ist sie das.

Doch Satire lebt vom Kontext – und von Fingerspitzengefühl. Die Selbstinszenierung als Papst, kurz nach dem Tod eines realen Pontifex, überschreitet für viele eine rote Linie. Nicht, weil Trump katholisch ist – das ist er nicht. Sondern weil der bewusste Einsatz religiöser Symbole in einem Moment kollektiver Trauer schlicht und ergreifend fehl am Platz wirkt.

Die Frage bleibt: War es strategisch kalkuliert? Oder einfach nur ein Ausrutscher?

Trump weiß genau, wie man Aufmerksamkeit erzeugt – das hat er in seiner politischen Karriere oft genug bewiesen. Und je größer der Skandal, desto besser scheint es in seine Strategie zu passen. Ablenken, provozieren, dominieren – so das altbekannte Muster.

Doch in einer Welt, die ohnehin aus den Fugen geraten scheint, sehnen sich viele nach Ernsthaftigkeit – besonders bei Themen wie Religion. Vielleicht ist es gerade dieser Kontrast zwischen sakraler Tiefe und politischer Schaumschlägerei, der die Menschen so wütend macht.

Inzwischen laufen in Rom die Vorbereitungen für das Konklave. Wer auch immer der neue Papst wird – eines ist sicher: Er wird sich mit einer Welt konfrontiert sehen, in der die Grenzen zwischen Realität, Satire und Manipulation zunehmend verschwimmen.

Und Donald Trump? Der lacht vermutlich schon über sein nächstes KI-Meme.

Andreas M. B.

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