Der amerikanische Präsident Donald Trump hat am 29. Oktober überraschend die sofortige Wiederaufnahme von Tests mit US-Atomwaffen angeordnet. Die Entscheidung erfolgte vor dem Hintergrund jüngster militärischer Demonstrationen Russlands und Chinas und markiert eine Zäsur in der globalen Rüstungskontrolle. Nur einen Tag vor einem geplanten Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea erklärte Trump, man müsse „auf Augenhöhe“ mit anderen Atommächten agieren. Gemeint waren insbesondere Russland, das kürzlich einen neuartigen atomgetriebenen Unterwasserdrohnen-Torpedo testete, und China, das seine nuklearen Kapazitäten rasant ausbaut.
Rückkehr in eine Ära der nuklearen Konkurrenz
Mit Trumps Ankündigung endet faktisch ein rund drei Jahrzehnte währendes Moratorium für nukleare Testexplosionen auf amerikanischem Boden. Seit 1992 hatten die Vereinigten Staaten – wie auch die meisten anderen Atommächte – auf solche Tests verzichtet. Zwar war der von 1996 entworfene Atomteststoppvertrag (CTBT) nie in Kraft getreten, doch galt er de facto als Norm des internationalen Rüstungskontrollregimes. Die jetzige Entscheidung bedeutet nicht nur eine politische Abkehr von dieser Praxis, sondern sie dürfte auch praktische Vorbereitungen für reale Tests in unterirdischen Anlagen nach sich ziehen.
Offiziell begründet Trump den Schritt mit den nukleartechnologischen Entwicklungen in Moskau und Peking. Russland habe durch den Test des Unterwasser-Drohnen-Torpedos „Poseidon“, der nuklear betrieben wird und atomar bestückt werden kann, eine neue Eskalationsstufe erreicht. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass Russland auch an einem atomgetriebenen Marschflugkörper namens „Burevestnik“ arbeitet, der nahezu unbegrenzte Reichweite verspricht. Beide Systeme sind Teil eines strategischen Portfolios, das Wladimir Putin seit Jahren als Antwort auf westliche Raketenabwehrsysteme propagiert.
Atomwaffen als Mittel politischer Machtdemonstration
Die Symbolik hinter der Wiederaufnahme von Atomtests ist ebenso bedeutsam wie ihre potenziellen militärischen Implikationen. Trump hat wiederholt betont, dass die USA über „mehr Atomwaffen als jedes andere Land“ verfügten. In diesem Zusammenhang ist seine jüngste Anordnung vor allem als geopolitisches Signal zu verstehen – nicht nur an Russland, sondern auch an China, das laut US-Schätzungen seine strategischen Nuklearwaffenbestände in den nächsten fünf Jahren verdoppeln könnte.
Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Die Ankündigung erfolgte bewusst vor einem diplomatisch sensiblen Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping, das auf neutralem Boden in Südkorea stattfinden soll. Auch dort steht die nukleare Aufrüstung Pekings im Zentrum der Gespräche. Trump, der sich gern als harter Verhandler inszeniert, nutzt die atomare Rhetorik als Druckmittel – ähnlich wie bereits in früheren Amtszeiten, etwa gegenüber Nordkorea.
Internationale Ordnung unter Druck
Die strategischen Spannungen zwischen den Großmächten wachsen damit erneut – und dies zu einem Zeitpunkt, an dem viele institutionelle Pfeiler der internationalen Sicherheitsarchitektur bereits erodieren. Der New-START-Vertrag zwischen den USA und Russland, der die Zahl strategischer Sprengköpfe begrenzt, läuft 2026 aus und dürfte angesichts der jüngsten Entwicklungen kaum verlängert werden. Der INF-Vertrag über landgestützte Mittelstreckenraketen wurde bereits 2019 von beiden Seiten aufgegeben. Ein neuer nuklearer Rüstungswettlauf zeichnet sich damit deutlich ab.
Hinzu kommt, dass die angekündigten Tests einen Präzedenzfall schaffen könnten, dem andere Länder folgen. China hat bislang keine nuklearen Testexplosionen durchgeführt, seit es 1996 dem CTBT beigetreten ist – allerdings ist Peking bislang nicht bereit, diesen Vertrag zu ratifizieren. Auch andere Nuklearmächte wie Indien, Pakistan oder Nordkorea könnten Trumps Schritt als Legitimierung eigener Programme werten.
Reaktionen und mögliche Konsequenzen
Internationale Reaktionen auf Trumps Ankündigung blieben zunächst verhalten, doch westliche Verbündete zeigten sich hinter vorgehaltener Hand besorgt. In europäischen Hauptstädten wird befürchtet, dass die USA mit einem Test auch ihre moralische Position im globalen Kampf gegen nukleare Proliferation schwächen könnten – insbesondere gegenüber Ländern wie Iran oder Nordkorea. Die Wiederaufnahme von Tests könnte darüber hinaus auch technische Risiken bergen: Selbst unterirdische Tests erzeugen seismische Signale und könnten Spannungen in den betroffenen Regionen verschärfen.
In den Vereinigten Staaten selbst wird mit Debatten gerechnet: Zwar haben republikanische Hardliner Trumps Entschluss begrüßt, doch auch innerhalb des Pentagon herrscht Uneinigkeit über die Notwendigkeit realer Tests. Viele Experten argumentieren, dass die USA über fortgeschrittene Simulationsmethoden verfügen, mit denen die Einsatzfähigkeit des Arsenals überprüft werden kann – ohne tatsächliche Explosionen.
Die Entscheidung markiert damit weniger eine militärische Notwendigkeit als eine politische Setzung. Sie steht sinnbildlich für einen geopolitischen Moment, in dem nukleare Abschreckung wieder ins Zentrum strategischer Rivalität rückt – mit ungewissen Konsequenzen für die Stabilität der internationalen Ordnung.
Autor: P. Tiko
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