Die politische Bühne Amerikas hat mal wieder einen echten Paukenschlag erlebt: US-Präsident Donald Trump kündigte auf seiner Plattform „Truth Social“ an, das berüchtigte Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz wieder in Betrieb zu nehmen. Der Vorstoß polarisiert – wie so oft bei Trump. Aber dieses Mal schwingt mehr mit als reine Strafverfolgung: Es geht um Macht, Symbolik und eine Botschaft, die weit über die Gefängnismauern hinausgeht.
„Abschaum der Gesellschaft“ – Trumps harte Sprache
In seinem Posting erklärte Trump, er habe die zuständigen Behörden angewiesen, das legendäre Gefängnis vor der Küste San Franciscos zu einem modernisierten Hochsicherheitskomplex auszubauen. Ziel sei es, „Amerikas skrupelloseste und gewalttätigste Straftäter“ zu internieren – eine Gruppe, die er kurzerhand als „Abschaum der Gesellschaft“ abstempelte. Der Präsident will Alcatraz in eine „unmissverständliche Antwort an alle Kriminellen“ verwandeln. Sein Tonfall? Hart, schroff, populistisch – ganz in Trumpscher Manier.
Ein neuer „Ort des Schreckens“ für die schlimmsten Verbrecher – das klingt für viele nach einem politischen Revival vergangener Zeiten. Und genau das ist gewollt.
Alcatraz: Mehr als nur eine Gefängnisinsel
Die berüchtigte Insel in der San Francisco Bay war jahrzehntelang ein Symbol staatlicher Kontrolle. Hier saßen einst Al Capone und „Machine Gun“ Kelly ein – legendäre Namen, eingebrannt in die amerikanische Kriminalgeschichte. Doch 1963 wurde Alcatraz geschlossen – zu teuer, zu aufwendig, zu marode.
Seitdem ist die Insel ein Touristenmagnet, verwaltet vom National Park Service. Die Idee, sie wieder zur Strafanstalt umzubauen, wirkt auf viele wie ein Rückfall in eine längst vergangene Ära. Und doch greift Trump diesen Mythos nun politisch auf – als kraftvolles Symbol im Kampf gegen das, was er als „moralischen Verfall“ Amerikas beschreibt.
Realität versus Symbolpolitik
Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Kalifornische Beamte zeigten sich überrascht und entsetzt – nicht nur wegen der möglichen Kosten in Milliardenhöhe. Auch logistisch sei das Vorhaben schwer umsetzbar: Die veraltete Infrastruktur, Umweltauflagen und der Status als Nationaldenkmal machen eine Wiederinbetriebnahme äußerst komplex.
Experten sprachen von einem „populistischen Papiertiger“, der mehr PR als Substanz bietet. Einige wiesen sogar darauf hin, dass es juristisch kaum durchsetzbar sei, ohne die Zustimmung des Bundesstaates Kalifornien – und genau hier könnte der Plan schon im Keim erstickt werden.
Ein Trump’scher Zug im Polit-Schach?
Die Ankündigung reiht sich ein in eine Serie markiger Maßnahmen: verschärfte Einwanderungskontrollen, verstärkte Polizeipräsenz und der Ausbau privater Haftanstalten. Trump versucht, sich erneut als kompromissloser Kämpfer gegen Kriminalität zu inszenieren – und trifft damit bei Teilen seiner Wählerschaft ins Schwarze.
Alcatraz bietet dafür eine Bühne wie aus dem Drehbuch. Die Vorstellung, dass dort künftig „Unbelehrbare“ hinter dicken Mauern schmoren, ist für viele Trump-Fans verführerisch – auch wenn sie kaum realistisch erscheint.
Manche Kritiker sehen in der Aktion einen bewussten Versuch, von anderen innenpolitischen Baustellen abzulenken. Wirtschaftsprobleme, außenpolitische Spannungen – da lenkt eine symbolträchtige Gefängniseröffnung natürlich hervorragend ab.
Gefängnispolitik auf dem Rücken der Geschichte?
Doch es geht um mehr als politische Strategie. Die Rückbesinnung auf Alcatraz öffnet eine Debatte über den Umgang mit Kriminalität in einer modernen Gesellschaft. Ist Abschreckung durch Härte tatsächlich wirksam? Oder geht es Trump nur darum, Härte zu demonstrieren – koste es, was es wolle?
Ein Historiker aus Berkeley brachte es auf den Punkt: „Alcatraz steht für eine Ära, die wir überwunden glaubten – ein Comeback würde zeigen, dass alte Geister leicht wiederbelebt werden können.“
Was bleibt?
Ob Alcatraz tatsächlich wieder Gefangene beherbergen wird, steht in den Sternen. Die Umsetzung ist fraglich, der politische Wille in Kalifornien nicht vorhanden – und die Finanzierung völlig ungeklärt. Doch darum geht es vielleicht gar nicht.
Denn am Ende zählt für Trump nicht, ob der Plan Realität wird – sondern, dass er darüber spricht, Bilder erzeugt und Emotionen entfacht. Alcatraz als Polit-Propaganda – ein kalkulierter Schachzug.
Und so bleibt das legendäre Gefängnis vorerst das, was es heute ist: eine Insel der Mythen, über die wieder einmal ganz Amerika spricht.
Von M.A.B.
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