Tag & Nacht






Die jüngsten, abrupten Änderungen in der US-amerikanischen Ukraine-Politik unter Präsident Donald Trump werfen Fragen hinsichtlich der zukünftigen Unterstützung Taiwans auf. Während China die Entwicklungen aufmerksam verfolgt, bleibt unklar, wie sich diese Verschiebungen auf die geopolitische Stabilität in Ostasien auswirken könnten.

In den vergangenen Wochen hat Präsident Trump die bisherige US-Politik gegenüber der Ukraine grundlegend revidiert. Er äußerte fälschlicherweise, die Ukraine habe den Krieg initiiert, und stellte die Legitimität der Regierung von Präsident Wolodymyr Selenskyj infrage. Zudem leitete er direkte Gespräche mit Russland ein, was die traditionelle US-Strategie der Isolation Moskaus aufgrund seiner Aggressionen untergräbt. Diese Entwicklungen haben Besorgnis ausgelöst, dass China sich ermutigt fühlen könnte, seine territorialen Ansprüche gegenüber Taiwan offensiver zu verfolgen.

Parallelen zwischen der Ukraine und Taiwan

Sowohl Russland als auch China erheben historische Ansprüche auf benachbarte Territorien. Russland betrachtet die Ukraine als Teil seines Einflussbereichs, während China die selbstverwaltete Insel Taiwan als abtrünnige Provinz ansieht und eine Wiedervereinigung, notfalls mit militärischer Gewalt, anstrebt. Die jüngsten US-Politikänderungen gegenüber der Ukraine könnten daher in Peking als Signal interpretiert werden, dass Washington möglicherweise auch in Bezug auf Taiwan seine Unterstützung zurückfahren könnte.

Russell Hsiao, Geschäftsführer des Global Taiwan Institute in Washington, äußerte, dass Trumps unvorhersehbares Verhalten gegenüber der Ukraine in Taiwan Zweifel an der Verlässlichkeit der US-Unterstützung wecken könnte. Dennoch glaubt er nicht, dass Chinas Präsident Xi Jinping vorschnelle Entscheidungen treffen wird, da Trumps Unberechenbarkeit eine genaue Prognose erschwert.

Schwankende US-Positionen zu Taiwan

Während seiner ersten Amtszeit genoss Trump in Taiwan Popularität aufgrund seiner harten Haltung gegenüber China und der Intensivierung der US-Taiwan-Beziehungen. Das US-Gesetz verpflichtet die Vereinigten Staaten, Taiwan mit ausreichender militärischer Ausrüstung zur Verteidigung gegen eine Invasion vom Festland zu versorgen, wobei die Politik der „strategischen Ambiguität“ beibehalten wird, ob die USA im Ernstfall direkt eingreifen würden.

In jüngster Zeit hat Trump jedoch Taiwan kritisiert und gefordert, dass die Insel für ihre militärische Verteidigung durch die USA zahlen solle. Zudem warf er Taiwan vor, der US-Halbleiterindustrie Geschäftsmöglichkeiten zu entziehen, und deutete die Einführung von Zöllen auf Halbleiterimporte an. Gleichzeitig hat seine Administration mehrere China-kritische Persönlichkeiten in Schlüsselpositionen berufen, darunter Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth.

Nach Treffen mit NATO-Verbündeten in Brüssel betonte Hegseth, dass ein möglicher Rückzug der US-Unterstützung für die Ukraine darauf abzielt, Ressourcen für den indo-pazifischen Raum zu konzentrieren und die Verteidigung Europas den europäischen Nationen zu überlassen. Diese Aussagen könnten in Peking als Hinweis darauf gewertet werden, dass die USA ihre Prioritäten neu ordnen und den Fokus verstärkt auf China legen.

Reaktionen und mögliche Konsequenzen

Die Verschiebung der US-Politik gegenüber der Ukraine hat bei europäischen Verbündeten Besorgnis ausgelöst. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plant, Trump davon zu überzeugen, dass ein Nachgeben gegenüber Russland die Glaubwürdigkeit der USA gegenüber China untergraben könnte. Macron betonte, dass Schwäche im Umgang mit Präsident Putin nicht im Interesse der USA sei und die Position gegenüber China schwächen würde.

Analysten wie Meia Nouwens vom International Institute for Strategic Studies in London weisen darauf hin, dass Pekings Hauptaugenmerk auf Hegseths Aussagen liegt, wonach die USA ihre Unterstützung für die Ukraine reduzieren könnten, um sich stärker auf den indo-pazifischen Raum zu konzentrieren. Dies könnte in China die Wahrnehmung verstärken, dass die USA ihre globalen Verpflichtungen neu priorisieren, was Auswirkungen auf die Stabilität in der Taiwanstraße haben könnte.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Peking diese Entwicklungen als Freibrief für aggressive Aktionen gegenüber Taiwan interpretiert. Die langfristigen strategischen Interessen sowohl der USA als auch Chinas bleiben bestehen, und beide Nationen streben danach, ihre nationale Stärke zu erhöhen, ohne dabei unnötige Risiken einzugehen.

Insgesamt verdeutlichen die jüngsten Änderungen in der US-Außenpolitik die komplexen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen globalen Konflikten und Allianzen. Während die unmittelbaren Auswirkungen auf Taiwan noch unklar sind, bleibt die Situation angespannt, und sowohl Verbündete als auch Gegner der USA beobachten die Entwicklungen aufmerksam.

Autor: P. Tiko

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!