Kurz nach seiner Amtsübernahme unterzeichnete Donald Trump eine seiner zahlreichen Anordnungen mit einer klaren Mission: die Größe Amerikas zu feiern und Persönlichkeiten und Ereignisse der Geschichte zu würdigen. Teil dieser Initiative war die Umbenennung von Landmarken, um die Geschichte und Kultur der USA besser zu repräsentieren. Dabei rückte ein kaum bekanntes Gremium in den Fokus – das U.S. Board on Geographic Names, das seit über einem Jahrhundert die geografischen Namen des Landes standardisiert und kulturelle Identität durch Kartografie formt.
Der Ursprung des Board on Geographic Names
Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg und der zunehmenden Erschließung des Westens wurde schnell klar, dass die Vielfalt und Inkonsistenz von Ortsnamen auf Karten für Verwirrung sorgte. Um Ordnung zu schaffen, gründete Präsident Benjamin Harrison 1890 durch eine Anordnung das Board on Geographic Names.
Zunächst hatte das Gremium die Aufgabe, Konflikte bei der Benennung von Orten zu lösen. Unter Präsident Theodore Roosevelt erweiterte sich das Mandat 1906 – das Gremium erhielt die Verantwortung, geografische Namen für alle Bundesbehörden zu standardisieren. Obwohl das Board 1934 unter Franklin Roosevelt kurzzeitig aufgelöst wurde, stellte der Kongress es nach dem Zweiten Weltkrieg wieder her, um die wachsenden Herausforderungen der geografischen Kartografie zu bewältigen.
Heute setzt sich das Board aus Vertretern verschiedener Bundesbehörden zusammen, darunter das Innenministerium, die CIA und die Library of Congress, und steht somit für ein breites Spektrum an Expertise.
Was steckt in einem Namen?
Für das Board on Geographic Names ist ein Name mehr als nur ein Etikett – er erzählt eine Geschichte. Ortsnamen sind ein Fenster zur Vergangenheit und spiegeln die kulturelle Vielfalt und Identität des Landes wider. Sie enthalten Spuren indigener Sprachen, der frühen europäischen Kolonisation und vieler anderer Einflüsse.
Ein prominentes Beispiel ist Nordamerikas höchster Gipfel: Denali. Für die Koyukon-Athabasken war der Berg immer „Denali“, was so viel bedeutet wie „der Hohe“. Doch 1896 taufte ein Goldsucher ihn in „Mount McKinley“ um – zu Ehren des damaligen Präsidentschaftskandidaten William McKinley, der Alaska nie besucht hatte. Der Name hielt sich, obwohl Alaska erst 1959 Bundesstaat wurde.
Erst 2015 ordnete Präsident Barack Obama an, den Namen Denali für offizielle Zwecke wiederherzustellen – eine Entscheidung, die von vielen als Anerkennung der kulturellen und spirituellen Bedeutung des Berges für indigene Völker begrüßt wurde.
Eine Geschichte des Wandels
Das Board on Geographic Names hat immer wieder eine Schlüsselrolle dabei gespielt, diskriminierende oder überholte Namen aus dem amerikanischen Kartenwerk zu entfernen. In den 1960er- und 1970er-Jahren bemühte es sich, rassistische Begriffe in Ortsnamen zu eliminieren. Auch in jüngerer Zeit hat das Gremium wichtige Entscheidungen getroffen.
So wurde 2023 der Name „Mount Evans“ in Colorado in „Mount Blue Sky“ geändert – ein Schritt, der die Bedeutung des Berges für die Cheyenne- und Arapaho-Stämme würdigt. Ähnlich wurde 2008 ein Berggipfel in Phoenix von „Squaw Peak“ in „Piestewa Peak“ umbenannt, zu Ehren von Lori Piestewa, der ersten indigenen Frau, die im Militärdienst für die USA im Kampf fiel.
Diese Änderungen spiegeln eine wachsende gesellschaftliche Sensibilität wider: Die Namen, die wir für unsere Orte wählen, sagen viel darüber aus, welche Werte wir vertreten und welche Geschichten wir erzählen wollen.
Wer entscheidet über Namensänderungen?
Das Verfahren zur Umbenennung eines geografischen Merkmals steht grundsätzlich allen offen – von Privatpersonen bis hin zu staatlichen Stellen und indigenen Gemeinschaften. Wichtig ist, dass ein überzeugender Grund vorliegt und historische Belege sowie die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft nachgewiesen werden können.
Namen von lebenden Personen oder Personen, die weniger als fünf Jahre verstorben sind, werden grundsätzlich nicht berücksichtigt. Ebenso werden diskriminierende oder beleidigende Begriffe ausgeschlossen. Einmal genehmigt, werden die Namen in das Geographic Names Information System aufgenommen – eine umfassende Datenbank mit über 2,5 Millionen Einträgen.
Trumps Vision und die Zukunft der Namensgebung
Unter der Trump-Regierung erhielt die Arbeit des Boards eine neue Richtung, die sich mit der patriotischen Botschaft des Präsidenten deckte. Durch Initiativen wie die Umbenennung des Mount McKinley oder die Aufforderung, mehr indigene und kulturelle Namen in die Kartografie aufzunehmen, unterstrich Trump die Bedeutung der geografischen Namensgebung als Mittel, die amerikanische Identität zu feiern.
Doch damit einher geht auch eine grundlegende Frage: Wie finden wir die Balance zwischen Tradition und Inklusivität? Kann ein Name wirklich die Bedeutung eines Ortes für diejenigen widerspiegeln, die dort leben? Diese Überlegungen zeigen, dass die Arbeit des Boards nicht nur eine bürokratische Aufgabe ist – sie ist eine Form der Geschichtsschreibung.
Die Kraft der Ortsnamen
Die fortlaufenden Kampagnen zur Umbenennung von Landmarken in den USA machen deutlich, wie viel Macht Namen haben. Sie prägen unser Bild von Orten, erzählen von den Menschen, die dort lebten, und verbinden uns mit unserer Geschichte. Egal, ob Denali, Mount Blue Sky oder Piestewa Peak – jeder Name ist ein Mosaikstein der amerikanischen Identität.
Die Arbeit des Board on Geographic Names erinnert daran, dass Namen weit mehr sind als Buchstaben auf einer Karte. Sie bewahren Geschichten, Werte und Kulturen – und helfen dabei, die komplexe Geschichte der USA greifbar zu machen. Was könnte amerikanischer sein als das?
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