Die zweite Amtszeit von Präsident Donald Trump ist geprägt von einer radikalen Neuausrichtung der Kommunikationspolitik des Weißen Hauses. Anstelle traditioneller Pressearbeit setzt die Administration auf eine aggressive, direkt an die Bevölkerung gerichtete Medienstrategie, die darauf abzielt, den Präsidenten als unangefochtenen Führer – als ‚König‘ – zu inszenieren.
Ein prägnantes Beispiel für diese Strategie war die Reaktion auf ein emotionales Instagram-Video der Schauspielerin Selena Gomez im Januar, in dem sie die Abschiebung von Kindern durch die Trump-Regierung kritisierte. Das digitale Team des Weißen Hauses konterte umgehend mit Videos, die Mütter von Kindern zeigten, die von undokumentierten Einwanderern getötet wurden. Zudem verbreiteten sie ein Valentinstags-Mem mit Trumps Gesicht und dem Slogan: „Rosen sind rot, Veilchen sind blau, komm illegal hierher und wir deportieren dich.“ Diese Inhalte erzielten enorme Reichweiten, während Gomez ihr Video kurz darauf löschte.
Transformation des Presseteams
Unter der Leitung von Kaelan Dorr hat das digitale Team des Weißen Hauses das traditionelle Presseteam in eine schlagkräftige, influencer-orientierte Einheit umgewandelt. Dorr betont die Notwendigkeit, Kritikern mit größtmöglicher Härte entgegenzutreten, um die öffentliche Meinung zu dominieren. Diese offensive Herangehensweise zeigt sich in der hohen Frequenz von Social-Media-Beiträgen: Allein am Tag von Trumps Rede vor dem Kongress wurden über 200 Beiträge auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) veröffentlicht, darunter Soundbites des Präsidenten, Interviews mit Unterstützern und Memes, die politische Gegner ins Visier nahmen.
Einbindung neuer Medienakteure
Die Administration öffnet die Türen des Weißen Hauses für Vertreter neuer Medienformen, darunter Podcaster, TikTok-Influencer und YouTuber. Pressesprecherin Karoline Leavitt betonte die Bedeutung dieser „neuen Medienstimmen“ und lud sie ein, sich für eine Akkreditierung zu bewerben. Diese Öffnung reflektiert einen kulturellen Wandel, bei dem traditionelle Medien an Einfluss verlieren und neue, oft parteiische Akteure die öffentliche Meinung prägen.
Umgehung traditioneller Medien
Durch die direkte Ansprache der Bevölkerung über soziale Medien und die Einbindung freundlicher Medienvertreter umgeht die Administration traditionelle Medienkanäle. Diese Strategie ermöglicht es, die Narrative zu kontrollieren und Kritik zu minimieren. Beobachter warnen jedoch, dass diese Entwicklung die Rolle der Medien als unabhängige Kontrollinstanz untergräbt und zu einer Art staatlicher Propaganda führen könnte.
Konflikte mit etablierten Medien
Die Spannungen zwischen der Trump-Administration und traditionellen Medien haben sich verschärft. Ein prominentes Beispiel ist der Konflikt mit der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Nachdem das Weiße Haus den Golf von Mexiko in „Golf von Amerika“ umbenannt hatte, weigerte sich die AP, diese Bezeichnung zu übernehmen. Infolgedessen wurden AP-Journalisten von Veranstaltungen im Weißen Haus ausgeschlossen, was als Verletzung der Pressefreiheit kritisiert wurde.
Einfluss von ‚Project 2025‘
Viele der aktuellen Maßnahmen des Weißen Hauses scheinen aus dem ‚Project 2025‘ zu stammen, einem detaillierten Plan konservativer Kreise zur Umgestaltung der US-Regierung. Dieses Projekt sieht unter anderem vor, die Finanzierung öffentlicher Rundfunkanstalten wie NPR und PBS zu streichen und die Regeln der Federal Communications Commission (FCC) zu ändern, um eine stärkere Medienkonzentration zu ermöglichen. Ziel ist es, die Medienlandschaft zugunsten konservativer Inhalte zu verändern.
Ausblick
Die aggressive Medienstrategie der Trump-Administration stellt eine bedeutende Verschiebung in der Beziehung zwischen Regierung und Medien dar. Während die direkte Ansprache der Bevölkerung über neue Medienplattformen die Kontrolle über die politische Kommunikation stärkt, wirft sie auch Fragen zur Rolle der Pressefreiheit und der Unabhängigkeit der Medien auf. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamik auf die demokratischen Institutionen und die öffentliche Meinungsbildung in den USA auswirken wird.
Autor: P.T.
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