Tag & Nacht

Am 5. September 2012 erschütterte ein grausames Verbrechen die französische Gemeinde Chevaline in der Haute-Savoie. Vier Menschen wurden brutal ermordet, darunter drei Mitglieder einer britischen Familie und ein zufällig anwesender Radfahrer. Zwölf Jahre später gibt es noch immer keine Antwort auf die zentrale Frage: Wer steckt hinter diesem Blutbad? Doch nun könnte eine neue Hypothese Bewegung in die Ermittlungen bringen.

Ein Schütze mit militärischer Präzision

Im Zuge einer aktuellen Rekonstruktion des Tathergangs hat das Cold-Case-Team von Nanterre eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Der Täter feuerte innerhalb von 60 bis 90 Sekunden insgesamt 21 Schüsse ab – eine Geschwindigkeit und Präzision, die auf eine professionelle Ausbildung schließen lassen. Experten vermuten, dass der Mörder über eine Schießtechnik verfügte, die nur in militärischen Spezialeinheiten vermittelt wird.

Die neuen Erkenntnisse werfen ein völlig neues Licht auf den Fall. Könnte der Täter ein ausgebildeter Spezialist sein? Ein ehemaliger Soldat oder gar ein Auftragskiller? Die Art und Weise, wie er vorging, spricht jedenfalls nicht für einen gewöhnlichen Kriminellen.

Spur führt in die Schweiz

Ein erfahrener Waffenspezialist brachte eine weitere interessante Theorie ins Spiel: Diese Schießtechnik sei in Frankreich unüblich, werde aber in der Schweiz gelehrt. „Das ist eine Fertigkeit, die man in der Schweiz erlernt – oder in einer spezialisierten Einheit“, so der Experte. Dort existieren spezielle Kurse, die gezielt auf das Schießen aus nächster Nähe und unter hohem Zeitdruck trainieren.

Diese Aussage könnte eine ganz neue Richtung für die Ermittlungen bedeuten. Falls der Täter tatsächlich eine Ausbildung in der Schweiz erhalten hat, müsste er entweder militärischen Hintergrund haben oder Zugang zu Trainingsmöglichkeiten für Spezialkräfte gehabt haben. Doch wer könnte das sein? Und warum wurde ein britisches Ehepaar samt Schwiegermutter sowie ein unbeteiligter Radfahrer zur Zielscheibe?

Ein Fall voller Rätsel

Die Tötung der vier Personen geschah mit erschreckender Effizienz – fast so, als hätte der Täter vorher genau gewusst, wie er vorgehen musste. Zeugen gibt es kaum, und die wenigen Spuren, die am Tatort gefunden wurden, führten bislang ins Leere. Selbst das verwendete Tatfahrzeug konnte nie eindeutig identifiziert werden.

Die neue Hypothese könnte jedoch helfen, den Kreis potenzieller Verdächtiger einzugrenzen. Falls der Schütze tatsächlich eine militärische Ausbildung in der Schweiz hatte, wäre es denkbar, dass sein Name in bestimmten Registern auftaucht. Das Problem? Ohne eine konkrete Spur bleibt es schwierig, eine solche Suche zu starten.

Was bedeutet das für die Ermittlungen?

Die französischen Behörden halten sich mit Kommentaren zurück. Das Cold-Case-Team von Nanterre gab bisher keine offizielle Stellungnahme zur neuen Theorie ab. Doch hinter den Kulissen dürfte die Erkenntnis, dass der Mörder möglicherweise aus dem schweizerischen Militärapparat stammt, für intensive Überprüfungen sorgen.

Falls diese Spur tatsächlich zutrifft, könnte das bedeuten, dass es sich um eine gezielte Hinrichtung handelte – womöglich mit politischem oder geheimdienstlichem Hintergrund. Denn wer außer einem speziell ausgebildeten Kämpfer wäre in der Lage, eine solche Tat so präzise und schnell durchzuführen?

Ein Mysterium, das nicht loslässt

Nach zwölf Jahren ohne echte Durchbrüche bleibt die Tuerie de Chevaline eines der größten Kriminalrätsel Frankreichs. Immer wieder tauchten Theorien auf: Ein Racheakt, eine Fehde im Geheimdienstmilieu, ein Auftragsmord oder doch die Tat eines einzelnen Psychopathen? Bis heute konnte keine dieser Hypothesen bewiesen werden.

Nun ruht die Hoffnung auf dieser neuen Spur. Falls sich die Schweizer Verbindung bestätigt, könnte sie die Ermittlungen in eine ganz neue Richtung lenken – und vielleicht endlich Antworten liefern. Doch ob der wahre Täter jemals gefasst wird? Das bleibt die große Frage.

Von C. Hatty


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!