Tag & Nacht

Seit Tagen wüten Stürme über der Bretagne. In der vergangenen Nacht traf Sturmtief Ivo auf den Westen Frankreichs und verschärfte die ohnehin angespannte Lage. Sechs Départements stehen unter orangefarbener Wetterwarnung, drei – darunter Ille-et-Vilaine – wurden sogar auf Rot hochgestuft. Besonders hart getroffen: die Gemeinde Saint-Nicolas-de-Redon. Sie ist inzwischen menschenleer.

Eine Stadt versinkt im Wasser

Die Nacht bricht herein, doch die Vilaine tritt weiterhin über die Ufer. In Redon hat sich eine gespenstische Stille ausgebreitet. Nur vereinzelt kehren Menschen noch einmal zurück, um das Nötigste aus ihren Häusern zu holen. Einer von ihnen blickt auf das steigende Wasser und fragt resigniert: „Wo soll das noch enden?“

Die Hochwasserwarnstufe Rot bleibt bestehen – mindestens bis Donnerstag. Sturmtief Ivo hat die bereits durch die vorherigen Unwetter Eowyn und Herminia verursachten Überschwemmungen weiter verschärft. Die Wasserstände sind alarmierend: Die Vilaine soll am Donnerstagnachmittag eine Höhe von 5,42 Metern erreichen, vielleicht sogar 5,62 Meter. Zum Vergleich: Die Rekordflut von 1936 lag bei 5,46 Metern.

Der Pegel steigt schneller als erwartet

Schon am Mittwochmorgen breiteten sich die Wassermassen rasant aus – schneller als viele dachten. Regen, Sturm und steigende Pegel haben eine gefährliche Mischung geschaffen. In den Straßen von Redon drückt das Wasser bereits aus den Abwasserschächten nach oben.

Ein Restaurantbesitzer deutet auf eine Markierung an einer Mauer: „Da war 1995 die höchste Flut. Und jetzt? Jetzt sagen sie, es wird noch schlimmer.“ Seine Stimme klingt ungläubig.

Die Feuerwehr geht von Tür zu Tür, fordert die letzten Bewohner zur Evakuierung auf. Bald soll der Strom abgeschaltet werden, um Kurzschlüsse und Brände zu verhindern. Und als wäre das nicht genug, wird das Wasser bis Donnerstagmorgen noch einmal um 30 Zentimeter steigen.

Wie lange hält Redon diesem Druck noch stand?


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