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Die Entscheidung Washingtons, den Austausch von Geheimdienstinformationen mit der Ukraine auszusetzen, trifft Kiew hart. Bisher waren die Daten aus den USA essenziell – sowohl für gezielte Angriffe als auch für die Verteidigung. Nun steht die Ukraine ohne diese wertvolle Unterstützung da. Welche Folgen hat das? Und kann Europa die Lücke füllen?

Ein plötzlicher Stopp mit weitreichenden Folgen

Die Ankündigung kam überraschend: Am 5. März bestätigte CIA-Direktor John Ratcliffe die Aussetzung des US-Geheimdienst-Informationsaustauschs mit Kiew. Bereits zwei Tage zuvor hatte Washington die Militärhilfe eingefroren. Laut dem Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz wolle die US-Regierung „alle Aspekte“ der Beziehungen zur Ukraine überprüfen – ein klarer Hinweis auf die wachsenden Spannungen zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj.

Ratcliffe betonte zwar, dass diese Maßnahme nur vorübergehend sei, aber derzeit sind die Informationen aus den USA für Kiew nicht mehr zugänglich. Französische Regierungsvertreter bestätigten, dass auch die Satellitenüberwachung der Ukraine durch US-Geheimdienste gestoppt wurde. Was bedeutet das für die militärischen Operationen?

Satellitenbilder: Unverzichtbar für Kiews Strategie

„Ohne die US-Geheimdienstinformationen wäre es für die Ukraine viel schwerer, sich gegen Russland zu verteidigen“, sagt Aviva Guttmann, Expertin für Strategie und Geheimdienste. Tatsächlich sind präzise Satellitenbilder und Analysen entscheidend für die ukrainische Kriegsführung. Sie ermöglichen es, russische Truppenbewegungen zu verfolgen und strategisch wichtige Ziele zu identifizieren.

Der ukrainische Militärexperte Pavlo Narozhny erklärt: „Statische Ziele wie Fabriken oder Öllager konnten wir selbst angreifen. Aber die gezielten Schläge gegen russische Kommandostellen oder Generäle – das war oft nur mit US-Informationen möglich.“

Die Gefahr? Ohne diese Daten könnte Kiew seine Angriffe schlechter koordinieren und die russische Armee hätte möglicherweise mehr Spielraum, um sich neu zu formieren.

Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung

Doch nicht nur die Fronttruppen sind betroffen. US-Geheimdienste hatten auch ein Frühwarnsystem für ukrainische Städte eingerichtet. Dieses half, russische Raketenangriffe frühzeitig zu erkennen und Warnungen an die Bevölkerung auszugeben. Die Folge des Stopps? Ein erhöhtes Risiko für zivile Opfer.

Das Institute for the Study of War (ISW) befürchtet, dass Russland diese Gelegenheit nutzen wird, um im Osten und Süden der Ukraine neue Geländegewinne zu erzielen. Dmitri Medwedew, Ex-Präsident Russlands, kündigte bereits an, dass das russische Militär die Situation ausnutzen werde, um „dem Feind maximalen Schaden zuzufügen“.

Kann Europa die Lücke füllen?

Die große Frage ist nun: Kann Europa einspringen?

Frankreich und andere europäische Länder verfügen zwar über eigene Aufklärungssatelliten, doch die USA hatten den Ukrainern weit mehr Informationen geliefert – sowohl in Menge als auch in technologischer Präzision. Experten betonen zudem, dass es nicht nur um Daten geht, sondern auch um die Analyse dieser Informationen. Genau hier könnte Europa helfen.

Doch es gibt ein Problem: Großbritannien ist Mitglied der „Five Eyes“-Allianz, einem Geheimdienstbündnis mit den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Die USA könnten darauf bestehen, dass London keine Daten an die Ukraine weitergibt. Wie lange es dauert, bis Europa eine alternative Strategie findet, bleibt offen.

Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu versicherte jedoch, dass die französischen Geheimdienste „souverän“ seien und der Ukraine weiterhin eigene Erkenntnisse zur Verfügung stellen. Doch reichen diese aus, um das amerikanische Vakuum zu füllen? Das bleibt abzuwarten.

Ein gefährlicher Moment für die Ukraine

Der plötzliche Stopp des US-Geheimdienst-Austauschs ist ein schwerer Schlag für Kiew – militärisch wie zivil. Russland könnte die Gelegenheit nutzen, um seine Angriffe zu intensivieren, während die Ukraine gezwungen ist, neue Wege der Informationsbeschaffung zu finden.

Europa könnte helfen, aber in welchem Umfang? Das bleibt unklar. Fest steht: Die nächsten Wochen könnten entscheidend für den weiteren Verlauf des Krieges sein.

Von C. Hatty

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