Tag & Nacht

In Kiew wachsen die Sorgen. Das ukrainische Parlament hat seine für Freitag geplante Sitzung abgesagt, da ein erhöhtes Risiko eines russischen Angriffs auf das Regierungsviertel befürchtet wird. Diese Entscheidung fällt nur einen Tag, nachdem Russland einen neuen ballistischen Hyperschallraketen-Typ getestet hat.

Angespannte Lage in Kiew

Das Regierungsviertel in Kiew – Sitz von Parlament, Präsidentschaft, Regierung und Zentralbank – steht im Fokus. Ievguenia Kravtchuk, Abgeordnete der Präsidentenpartei, erklärte, dass Signale auf ein gesteigertes Risiko für Angriffe in den nächsten Tagen hinweisen. Ein beunruhigender Gedanke: Was passiert, wenn dieses strategisch wichtige Viertel wirklich getroffen wird?

Die Absage der Parlamentssitzung ist eine Vorsichtsmaßnahme, doch sie zeigt auch, wie ernst die Lage ist.

Putins Eskalationsrhetorik

Russlands Präsident Wladimir Putin gießt Öl ins Feuer. Am Donnerstag sprach er davon, dass der Konflikt in der Ukraine zunehmend globale Ausmaße annehme. Er reagierte damit auf den Einsatz westlicher Langstreckenraketen durch die Ukraine, die russisches Territorium treffen können. Als Antwort habe Russland einen neuen ballistischen Hyperschallraketen-Typ namens „Orechnik“ abgefeuert – vorerst in einer „denuklearisierten“ Variante.

Diese Aussage ist jedoch mehr als nur eine technische Information. Putin schickte eine klare Botschaft: Der Westen soll die Folgen seiner Unterstützung für die Ukraine bedenken. Ob Washington und die NATO dies als Warnung oder leere Worte verstehen, bleibt offen. Der Kreml jedenfalls ist überzeugt, dass die USA „den Wink verstanden haben“.

Eskalation vor Ort

Während in Kiew Alarmstimmung herrscht, erreichen aus anderen Teilen der Ukraine neue Berichte über Angriffe die Öffentlichkeit. In der nordöstlichen Stadt Sumy, nahe der russischen Grenze, wurden mindestens zwei Menschen bei „massiven Explosionen“ getötet, wie der Bürgermeister Artem Kobzar mitteilte. Telegram-Nachrichten aus der Region sprechen von mehreren Raketenangriffen, die die ohnehin stark belastete Bevölkerung der Stadt erneut treffen. Sumy steht seit Beginn des Krieges immer wieder im Fokus russischer Angriffe.

NATO bleibt standhaft

Inmitten der angespannten Lage äußerte sich die NATO entschlossen. „Die Nutzung dieser neuen ballistischen Rakete wird weder den Verlauf des Konflikts ändern noch die Entschlossenheit der NATO-Verbündeten, die Ukraine zu unterstützen“, erklärte eine Sprecherin der Allianz. Sie warf Russland vor, gezielt Zivilisten terrorisieren und Unterstützer der Ukraine einschüchtern zu wollen.

Doch wie lange kann die NATO ihre harte Haltung beibehalten, ohne selbst direkter in den Konflikt hineingezogen zu werden? Solche Fragen werden immer drängender, je länger der Krieg andauert.

Ein Land unter Dauerbelastung

Der Alltag in der Ukraine ist längst von Unsicherheit und Angst geprägt. Kiews Straßen, die einst vor Leben sprühten, sind immer wieder wie leergefegt, sobald Luftalarm ertönt. Familien versuchen, ein halbwegs normales Leben zu führen, während Raketenabwehrsysteme rund um die Uhr im Einsatz sind.

Die Absage der Parlamentssitzung ist ein weiteres Zeichen dafür, wie groß die Bedrohung geworden ist. Doch die Ukrainerinnen und Ukrainer haben in den vergangenen Monaten eine unglaubliche Widerstandskraft bewiesen. Der Krieg mag sie eingeschränkt haben, gebrochen hat er sie nicht. Aber wie lange kann eine solche Belastung noch getragen werden?

Ein Blick nach vorne

Während der Krieg weiter tobt, bleibt die Zukunft ungewiss. Die Eskalation mit der neuen russischen Rakete „Orechnik“ zeigt, dass die Dynamik des Konflikts sich jederzeit verschärfen kann. Gleichzeitig signalisiert die Unterstützung der NATO, dass die Ukraine in ihrem Widerstand nicht allein dasteht.

Was sich jedoch abzeichnet, ist die Erkenntnis, dass ein schnelles Ende des Konflikts nicht in Sicht ist. Die politischen Spannungen, militärischen Strategien und vor allem das Leid der Zivilbevölkerung – all das wird die Welt wohl noch lange beschäftigen.


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