Tag & Nacht

Das wird nicht über Nacht geschehen. Ein renommierter Biologe möchte in Frankreich einen Urwald wiederherstellen, an dem sich dann die Nachkommen unserer Urenkel erfreuen können.

Das Projekt könnte mindestens 500 Jahre dauern. Der Botaniker Francis Hallé möchte in Frankreich einen Urwald wiederherstellen, der von menschlichen Eingriffen unberührt ist, wie er bis zum 19. Jahrhundert in Europa existierte. Er beschreibt sein Projekt in einem Buch, das am Mittwoch, dem 1. September, im Buchhandel vorgestellt wird.

Es wäre ein Wald, in den der Mensch keinen Fuß setzen dürfte, nicht um zu jagen, nicht um Bäume zu fällen, auch nicht um Totholz zu sammeln oder auch nur um herumzulaufen. Wie im Bialowieza-Wald in Polen, der heute der letzte Urwald Europas ist. Es gibt dort Wölfe, Luchse, wilde Bisons und jahrhundertealte Bäume, von denen einige aus dem Mittelalter oder der Renaissance stammen, also hunderte von Jahren alt sind.

Die heutigen Wälder reichen nicht aus
Die Wälder, die wir heute kennen, sind viel jünger und durch die Jagd oder die forstwirtschaftliche „Pflege“ sind sie biologisch viel ärmer.
Für Francis Hallé ist ein intakter, uralter Primärwald jedoch ein wertvolles Reservoir an biologischer Vielfalt für künftige Generationen und außerdem die beste Möglichkeit, Kohlenstoff zu speichern und der globalen Erwärmung entgegenzuwirken. „Die Bäume sind uns um einiges im Voraus“, sagt er, „sie haben schon andere Perioden des Klimawandels erlebt, daher sind sie durchaus in der Lage, sich anzupassen… vorausgesetzt, wir lassen sie.“

Wenn er tatsächlich verwirklicht wird, wird dieser Wald mindestens 70.000 Hektar groß sein. Man stelle sich ein Quadrat mit 26 km Seitenlänge vor, das Francis Hallé in einem Grenzgebiet zu einem anderen Land einrichten möchte: Italien, Spanien, Deutschland, Luxemburg, Schweiz oder Belgien.
Es geht nicht darum, Bäume zu pflanzen, sondern einen Wald zu vergrössern, der bereits einige Jahrhunderte alt ist, um Zeit zu sparen. Erst einmal muss aber der ideale Wald für den Anfang gefunden werden. Die Unterstützer des Projekts hoffen, dass die Corona-Bedingungen es ihnen erlauben werden, in den kommenden Monaten vor Ort Untersuchungen durchzuführen.


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