Tag & Nacht




Es klang wie ein letztes Aufbäumen der Diplomatie – nun bekommt der Friedensgipfel für Gaza eine neue Dynamik: Israels Premierminister Benjamin Nétanyahou hat sich kurzfristig entschieden, doch am Treffen in Scharm el-Scheich teilzunehmen.

Ein Schritt, der viele überrascht. Und der neue Hoffnung weckt.


Die letzte Übergabe – und der erste Hoffnungsschimmer

Am frühen Montagmorgen wurden die letzten zwanzig lebenden israelischen Geiseln an die internationale Organisation übergeben, die seit Tagen die Koordination übernommen hat. Insgesamt sollen 48 lebende und tote Geiseln übergeben werden – im Austausch gegen 250 Gefangene aus israelischen Haftanstalten sowie 1.700 Palästinenser, die während der Militäreinsätze in Gaza festgenommen worden waren.

Ein kalkulierter Deal – und doch mehr als das. Die Stimmung ist angespannt, aber nicht mehr verzweifelt. An öffentlichen Plätzen Israels halten Familien den Atem an, während die Busse auf palästinensischer Seite bereits rollen.


Ein Gipfel unter ungewöhnlichen Vorzeichen

Im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich treffen sich am Nachmittag Staats- und Regierungschefs aus über zwanzig Ländern, um eine Friedenslösung für Gaza auf den Weg zu bringen. Unter ihnen: Frankreichs Präsident, Deutschlands Bundeskanzler, Amerikas Präsident – und nun doch auch Israels Premier.

Ursprünglich hatte die israelische Regierung erklärt, dem Treffen fernzubleiben. Die Situation sei zu fragil, der politische Druck im eigenen Land zu groß. Die Entscheidung, nun doch teilzunehmen, markiert eine bemerkenswerte Kehrtwende.

Was hat Netanyahu umgestimmt?


Kleine Gesten – große Wirkung?

Dass dieser Gipfel kein klassisches Friedensabkommen bringen wird, liegt auf der Hand. Zu tief sitzen die Wunden, zu unübersichtlich ist die Lage vor Ort. Aber Symbolik hat ihre eigene Macht – besonders in Zeiten, in denen Worte gezielter eingesetzt werden als Drohnen.

Die Präsenz Netanyahus sendet ein Signal: Es gibt Gesprächsbereitschaft. Und vielleicht auch das Eingeständnis, dass selbst eingefrorene Konflikte wieder in Bewegung geraten können, wenn man ihnen den nötigen diplomatischen Raum gibt.


Macron setzt auf Hilfe, nicht auf Worte

Frankreichs Präsident betonte am Rande des Gipfels, worum es nun vorrangig gehe: die Wiederaufnahme humanitärer Hilfe für Gaza. In den kommenden Wochen sei zudem eine internationale Konferenz zur langfristigen Versorgung und zum Wiederaufbau der Region geplant – gemeinsam mit Ägypten.

Denn was nützt ein Friedenspapier, wenn es keine Medikamente, keine Lebensmittel, keine Perspektiven gibt?


Realität trifft Rhetorik

Natürlich bleibt Skepsis. Wie tragfähig ist ein Abkommen, das unter Ausschluss der Hamas verhandelt wird? Kann ein Waffenstillstand halten, wenn er nur auf dem Papier existiert? Und ist Netanyahus Teilnahme Zeichen von Stärke – oder schlicht das Eingeständnis, dass militärische Antworten allein keine Sicherheit bringen?

Solche Fragen stehen im Raum. Und sie werden nicht leiser, nur weil nun auch hochrangige Politiker im ägyptischen Konferenzsaal sitzen.

Aber: Der Friedensprozess ist kein Sprint. Er ist ein zähes Ringen. Und jeder Schritt zählt – auch ein plötzlicher, der vorher ausgeschlossen schien.

Autor: C.H.

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