Es braut sich was zusammen. Und das nicht nur am Himmel. Eine großräumige Wetterlage zieht sich von der Bretagne bis tief in den Osten Frankreichs – mit im Gepäck: sintflutartige Regenfälle, lokale Überflutungen und eine angespannte Lage in gleich elf Départements.
Warnstufe Orange – und das gleich doppelt
Seit Mittwochmorgen gilt für große Teile der Mitte Frankreichs die Warnstufe Orange wegen „pluie-inondation“, also Starkregen mit Überflutungsgefahr. Gegen Mittag trifft dieselbe Warnung den Osten des Landes. Konkret betroffen sind die Départements Cher, Doubs, Eure-et-Loir, Loir-et-Cher, Loiret, Nièvre, Haut-Rhin, Haute-Saône, Vosges, Yonne und Territoire de Belfort.
Für fünf dieser Regionen – Doubs, Haut-Rhin, Haute-Saône, Vosges und Territoire de Belfort – bleibt der Alarm auch am Donnerstag bestehen. Zwei Tage Dauerregen? Klingt nach einem echten Härtetest für die Böden, Flüsse und die Nerven der Einwohnerinnen und Einwohner.
Was steckt meteorologisch dahinter?
Das Wetterphänomen, das Frankreich dieser Tage beschäftigt, ist ein Tiefdruckgebiet über der Bretagne. Um dieses Tief herum zieht sich ein sogenanntes „pluvio-orageuse“ – ein Regen-Gewitter-Band – wie ein unheilvoller Wirbel. Es sorgt dafür, dass die Luftmassen über dem Land nicht zur Ruhe kommen.
Die Folge: intensive Niederschläge, die sich vom Nordosten Frankreichs bis hinunter ins Centre-Val de Loire ziehen – begleitet von lokalen Gewittern und kräftigem Dauerregen. Laut Météo-France sind in einigen Gebieten beachtliche Niederschlagsmengen möglich, die schnell zu Überschwemmungen führen könnten.
Regen, der bleibt – Wasser, das steht
Was sich zunächst nur nach einem nassen Sommertag anhört, kann in den betroffenen Départements schnell ernst werden. Böden, die in den vergangenen Wochen bereits durch sporadische Niederschläge aufgeweicht wurden, haben oft nur noch geringe Speicherkapazität. Wo das Wasser nicht versickert, fließt es oberflächlich ab – und landet in Bächen, Flüssen und Straßen.
Die Gefahr liegt also nicht nur im Regen selbst, sondern vor allem in der Kombination aus gesättigten Böden, dichten Wolkenfeldern und einer Wetterlage, die sich nur langsam verlagert. Die Hydrologen sprechen hier von „statischer Konvergenz“ – einer Situation, in der Regenwolken immer wieder dieselben Gebiete überqueren, ohne wirklich weiterzuziehen.
Schon wieder Wetterextreme?
Ja, immer häufiger erlebt das Land Extremwetterlagen – von rekordverdächtigen Hitzewellen über verheerende Dürreperioden bis hin zu intensiven Unwettern wie diesen.
Meteorologen weisen darauf hin, dass die Häufung solcher Phänomene durchaus mit dem Klimawandel zusammenhängt. Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen – und wenn sie sich entlädt, dann eben mit voller Wucht.
Lokalpolitik und Bevölkerung in Alarmbereitschaft
In den betroffenen Départements haben viele Kommunen bereits Notfallpläne aktiviert. Sandsäcke werden vorbereitet, Abflüsse kontrolliert, Einsatzkräfte stehen auf Abruf. Die Bevölkerung wird aufgerufen, aufmerksam zu sein, Fahrten möglichst zu vermeiden und gefährliche Bereiche wie Flussufer oder Senken zu meiden.
Besonders in ländlichen Regionen, wo kleine Bäche schnell über die Ufer treten können, ist das Risiko hoch. Auch der Verkehr kann massiv beeinträchtigt werden – von überschwemmten Straßen bis hin zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr.
Ein Sommer mit angezogener Handbremse
Während viele im Süden des Landes noch Sonne und Ferien genießen, sieht die Realität für andere gerade ganz anders aus. Der August, traditionell der zweite Urlaubsmonat in Frankreich, bringt in diesem Jahr nicht nur Reisewetter – sondern auch wetterbedingte Herausforderungen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Warnungen ernst genommen werden, Schäden begrenzt bleiben und die Wetterlage sich schneller beruhigt als prognostiziert.
Denn eines ist sicher: Wenn der Himmel über Frankreich seine Schleusen öffnet, dann tut er das oft gründlich.
Autor: Andreas M. Brucker
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